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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Katzenkraut; Kauris; Kautschuk

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Katzenkraut - Kautschuk

Die wilde Katze ist seltener und in Deutschland fast ausgerottet oder doch sehr vereinzelt. Sie findet sich hauptsächlich in den Wäldern Rußlands und Asiens, in Polen, Ungarn, der Türkei. Sie gleicht in vieler Beziehung den zahmen grauen Cyperkatzen, ist aber wenigstens um ein Drittel größer, das Haar fast noch einmal so lang und feiner, der gelblich graue Schwanz hat regelmäßige, schwarze Ringel und ein schwarzes Endstück. Diese Katzen geben ein weiches, doch wenig haltbares Pelzwerk, das braun gefärbt und hauptsächlich in Ungarn und der Türkei verbraucht wird. Der Preis eines Wildkatzenfelles ist 2-5 Mk. - Zollfrei.

Katzenkraut (Marum verum, Teucrium Marum), ein ziemlich veralteter Artikel des Droguenhandels, ein halbstrauchartiges, im südlichen Europa heimisches, bei uns in Gärten und als Topfpflanze, besonders gern von den Landleuten in manchen Gegenden gezogenes Gewächs mit roten Lippenblüten, kleinen eirund spitzen, oben hellgrünen, unten weißfilzigen Blättern und eben solchem, sehr verästelten Stengel. Die Pflanze hat einen durchdringenden, kampfer- und mastixartigen Geruch, auch im getrockneten Zustande, und schmeckt bitter, brennend würzhaft und scharf, dann kühlend. Die Katzen werden von dem Geruch mächtig angezogen und zerstören die Pflanze, wo sie sie finden. Die getrockneten blühenden Zweige werden zuweilen noch äußerlich zu stärkenden Bähungen, zu Tierarznei, gepulvert zu Kräutertabak gebraucht, da sie ein kräftiges Niesmittel abgeben. - Zollfrei.

Kauris; die kleinen, bei uns als Otter- oder Schlangenköpfchen bekannten, zum Besatz von Pferdegeschirren u. dgl., sowie zu Muskelarbeiten benutzten Gehäuse einer Meerschnecke, Cypraea moneta, die aus den indischen Meeren kommt und namentlich in dem Korallenarchipel der Malediven in Massen gefunden und in ganzen Schiffsladungen weggeführt werden. Dieses Naturprodukt spielt schon seit den ältesten Zeiten in den beiden Weltteilen Asien und Afrika die Rolle einer Münze, allerdings nur als Kleingeld, das Reisende, um etwas auszurichten, zu vielen Tausenden bei sieht führen müssen. Wegen des verschiednen Wertes, der ihnen in verschiednen Ländern beigelegt wird, schickt man sie sogar häufig auf Reisen, selbst mit dem Umwege über England. Schon in Südasien selbst hat diese Münze verschiedne Kurse: in Bengalen entsprechen etwa 1540 Stück dem Werte eines Francs, in Siam gehören dazu schon 2400, während sie an der Westküste von Afrika, am Senegal, der Goldküste, Benin etc. so hoch stehen sollen, daß schon 122 Stück den Wert eines Francs repräsentieren, sodaß also Kaufleute, die dort Waren entnehmen wollen, durch Ankauf dieser Münzsorte in England oder Zanzibar, das auch eine Hauptbank derselben ist, bedeutende Gewinne machen. Die Muscheln gelten von der Küste aus bis tief ins Innere von Afrika hinein, und das hat auch Barth auf seinen Reisen in den Tschadländern bestätigt gefunden, nur differiert der Kurs gewaltig mit dem angeblichen an der Küste, der ohnehin nicht glaublich erscheint. Es gelten dort erst ungefähr 2500 so viel, wie ein österreichischer Maria Theresiathaler, welcher die Münze bildet, die durch ganz Nordafrika gilt und als fester Wertmesser dient. - Zoll: Rohe, oder bloß von den anhängenden Kalkteilen gereinigte K. sind zollfrei; geschliffene, polierte etc., sowie Waren daraus, werden gem. Tarif Nr. 13 g verzollt.

Kautschuk (nach alter unrichtiger Benennung Gummi elasticum, jetzt richtiger Resina elastica, Federharz, frz. résine elastique, engl. Caoutchouc oder Indian-rubber). Dieses wichtige Pflanzenprodukt hat zwar vieles mit den Harzen gemein, zugleich aber auch so Eigentümliches, daß man in wissenschaftlichen Aufstellungen gewöhnlich eine besondre Gruppe neben den Harzen annimmt, in welcher K., Guttapercha und was dem ähnlich unter dem Gemeinnamen Kautschukkörper zusammengefaßt werden. Sie stammen alle aus den Milchsäften gewisser Bäume, sind in denselben in der Form feinster Kügelchen wie die Butterfettkügelchen in der Milch aufgeschwemmt und verteilt, und bilden, wenn abgeschieden, zusammenhängende, in Wasser nicht wieder verteilbare Massen. Es sind mit der Zeit eine größere Anzahl tropischer Gewächse bekannt geworden, welche dergleichen Milchsäfte führen, und es sind dies hauptsächlich Angehörige der Familien der Euphorbiaceen (Wolfsmilcharten), Urticeen (Nesselgewächse), Apocineen und Artocarpeen (Brotfrüchtler, Feigenbäume). Während die beiden ersten bei uns nur durch einige Kräuter vertreten sind, zählen sie in der heißen Zone stattliche Bäume zu den Ihrigen. Im südlichen und mittlern Amerika, welches der hauptsächliche Lieferant der Ware ist, sind verschiedne Arten der Gattung Siphonia, namentlich S. elastica, brasiliensis, lutea etc. die Stammpflanzen oder vielmehr -Bäume, denn es sind große, bis 30 m hohe Waldbewohner, gehören aber dennoch zu den Wolfsmilcharten. Dem Vernehmen nach werden aber noch ab und zu neue Gummibäume entdeckt. In den nördlich von Brasilien gelegenen Staaten scheint Castilloa elastica, eine Artocarpee, hauptsächlich benutzt zu werden. In Ostindien, der zweiten gummiliefernden Weltgegend, hat man dafür den Gummifeigenbaum, Ficus elastica, aber auch noch verschiedne andre dazu. In neuerer Zeit sind auch an der Westküste Afrikas von den Franzosen Gummibäume gefunden worden und ist von dorther einige Ausfuhr in Gang gekommen; die Ware ist indes bis jetzt von geringer Beschaffenheit. -

Die jetzt so vielseitige und massenhafte Verwendung des K. liefert einen glänzenden Beleg für die Strebsamkeit der heutigen Industrie. Es gibt kaum einen andern Stoff, der sich in dem kurzen Zeitraum von einigen 30 Jahren von einem wenig gebrauchten, fast wertlosen Dinge zu einem Artikel erhoben, der in vielfacher Beziehung geradezu unentbehrlich geworden, dessen Verarbeitung zu den mannigfachsten Zwecken großartige Etablissements und unzählige Hände beschäftigt. Die erste Bekanntschaft des Stoffes in Europa scheint durch den französischen Gelehrten Condamine vermittelt worden zu sein, der 1736 bis 1745 in Brasilien und Peru reiste und über diese Neuigkeit unter Einsendung von Proben