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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Lorbeeröl; Luchsfelle; Lucienholz; Lupine

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Lorbeeröl - Lupine

Schwere sind Zeichen von der Güte und Frische der Ware, die gut geschützt und trocken aufzubewahren ist, da sie leicht von Insekten angegangen und dadurch unbrauchbar wird. In Italien dienen die frischen L. zur Bereitung des Lorbeeröls, sie enthalten nämlich einen flüssigen und einen festen Fettstoff und etwa ½% eines ätherischen Öls. - Zollfrei.

Lorbeeröl (Loröl, Lorbeerfett, oleum laurinum, oleum lauri expressum); dasselbe wird teils durch Auspressen, teils durch Auskochen der frischen Früchte des Lorbeerbaumes erhalten, wobei man etwa 15% derselben erhält. Dasselbe hat eine schön grüne Farbe, bei gewöhnlicher Temperatur eine schmalzartige Konsistenz, eine körnige Beschaffenheit und einen stark würzhaften Geruch, der von dem Gehalt an ätherischem Öl herrührt. Das Öl muß sich in 1½ Teilen Äther vollständig und klar lösen; 80grädiger Weingeist zieht aus demselben nur das ätherische Öl und den grün färbenden Stoff aus und läßt die Fette ungelöst. Das Öl, das für uns meist vom Gardasee kommt, dient in der Medizin äußerlich zu stärkenden Einreibungen. Es ist auch ein sehr wirksames Mittel zur Abhaltung von Fliegen, denen der Geruch unerträglich ist. In wärmeren Ländern benutzen es daher die Fleischer, um es in ihren Läden an Fenster- und Thürgewände zu streichen. - Das ätherische Lorbeeröl wird auch abgesondert verkauft und durch Destillation der zerkleinerten Früchte mit Wasser erhalten; es ist dünnflüssig, hellgelb, stark riechend, wird jedoch wenig gebraucht. - Lorbeeren sind zollfrei. Lorbeeröl gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 4 oder 1, ätherisches Nr. 5 a.

Luchsfelle geben ein sehr weiches, leichtes, langhaariges und ziemlich teures Pelzwerk. Die gewöhnlichste Luchsart ist der Rotluchs, dessen Fell etwa 3-4 Fuß Länge hat. Der Rücken ist hell rotgrau gefärbt, der Bauch weißlich, mehr oder weniger schwarz gesprenkelt. Dieses bei uns und wohl auch in den Alpen ausgerottete Raubtier findet sich in Sibirien, Rußland, dem nördlichen Amerika, in Schweden und Norwegen. Aus Schweden kommen die bei weitem größten und schönsten Felle, die besonders wegen ihres reichlich schwarzgefleckten Bauches und schwarzer Beine geschätzt sind. Russische Luchse sind weniger groß und fein, Amerika liefert die meisten, jedoch einfarbigen Felle, mit nur schwacher Zeichnung am weißen Bauche. Die schwedische Ware wird bis zu 30 Mk. das Stück bezahlt, während andre bis auf 10 Mk. herabgehen. Diese Felle verwendet man bei ihrer angenehmen Beschaffenheit gern zu Pelzfutter, auch Damenpelzen, selbst in wärmeren Ländern, wie die Türkei und Ägypten. Sie werden öfter dunkelbraun oder schwarz gefärbt. -

Eine kleinere Gattung bilden die Luchskatzen, welche in den nördlichen Teilen der Vereinigten Staaten und Oregon zu Hause sind. Sie sind dem Luchse sehr ähnlich, jedoch kaum halb so groß, und finden ihre meisten Abnehmer in der Türkei. - L. sind zollfrei, die Pelze daraus gehören der Tarifnummer 28 a, resp. 28 b an.

Lucienholz (Luzienholz). Hierunter wird gewöhnlich das wohlriechende Holz des Mahalebkirschbaums verstanden, von dem die sog. Weichselrohre kommen (s. d.); dann auch das Holz des Faulbaums oder der Traubenkirsche (Prunus Padus), das weiß oder gelblich ist und zu Tischler- oder Drechslerarbeiten benutzt wird. Vorzüglicher ist das Holz des amerikanischen immergrünen Traubenkirschbaums von Carolina, das in der Färbung dem Mahagoniholz gleicht und auch falsches Mahagoni genannt wird. Die daraus gefertigten Möbel erhalten mit der Zeit ein immer schöneres Aussehen. - Zoll: gem. Tarif Nr. 13 c.

Lupine (Lupinus L., Wolfsbohne, Feigbohne), eine neuerdings wieder in Ansehen gekommene Futter- und Gründüngungspflanze, welche in ihren Samen den größten Gehalt an stickstoffhaltigen Bestandteilen liefert. Wegen ihres großen, nicht gut zu entfernenden Gehalts an Bitterstoff sind diese aber zu menschlicher Speise nicht verwertbar, wenigstens nicht bei uns; in Griechenland soll man die L. in einem Sack eine Zeitlang in das Meerwasser hängen und so genießbar machen; bei uns werden die L. durch Dörren im Backofen oder durch Auslaugen entbittert, aber nie so vollständig, um den Bitterstoff ganz zu verlieren, sodaß auch das Vieh nur nach und nach an Lupinenfutter gewöhnt werden kann. Beim Auslaugen findet zudem beträchtlicher Verlust an Nährstoff statt. Bering-Bromberg hat ein Patent gelöst für ein neues Verfahren, durch welches die L. als Kaffeesurrogat verwendbar wird (Einweichen in Wasser, welches nach und nach auf 50° C. gebracht wird, Zusatz von Soda und kohlensaurem Kali - zu 100 kg L. 200 g kristallisierte Soda - dann trocknen und dörren). -

Die L. spielte im Altertum eine größere Rolle und schon seit längerer Zeit da, wo die Römer lange Zeit die Herrschaft behauptet hatten (Südfrankreich z. B.); in Deutschland hat sie lange Zeit hindurch nur als Zierpflanze in Gärten Verwendung gefunden; v. Wulffen brachte sie nach Norddeutschland zur Verbesserung des Sandbodens zu Anfang des Jahrhunderts, doch hat sie erst seit etwa 1840 als Schaffutter und zum Unterpflügen größere Verwendung gefunden, nachdem passendere Arten gezüchtet worden waren. Jetzt bilden diese den Gegenstand eines ziemlich bedeutenden Handels. Man kennt in den Mittelmeerländern und im subtropischen und gemäßigten Nordamerika an 50 Arten, Kräuter, Halbsträucher und (seltener) Sträucher mit stark entwickeltem Wurzelsystem und großer Blattfülle; dadurch eignet sich die Pflanze vorzüglich für geringern Boden; der leichte, lockere Sand ist ihre eigentliche Heimat; sie gedeiht noch da, wo andre Kulturpflanzen nicht fortkommen. -

„Lupinenboden“ ist die letzte Bodenklasse. Man baut jetzt: weiße L., Bitter-, Flachs-, Viek-Wickbohne, Wolfswicke, Wolfserbse, Studentenlilie, türkische Wicke und weiße Wolfsschote, L. albus L., bis 2 m hoch, besonders im Süden, in Norddeutschland nicht reifend und nur Gründüngungspflanze, weil zu bitter. Die ägyptische L. (neapolitanische, römische, sizilianische) L. Termis Forsk. - ähnlich, 1,6 m hoch