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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Stärkeglanz; Stärkezucker

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Stärke - Stärkezucker

Das Trocknen geschieht in der Regel bei 40 bis 50° R. - In England wird in ähnlicher Weise wie aus Reis auch viel Maisstärke bereitet. -

Erzeugung und Verbrauch von Kartoffel- und Weizenstärke sind großartig und der letztere ist sehr mannigfaltig. Die Kartoffelstärke wird zum eigentlichen Stärken und Appretieren in der Regel nicht verwendet, schon deshalb, weil sie einen gelblichen Kleister gibt; sie dient als Schlichte in der Zeugweberei und sonst zu Kleister, als Farbenverdickungsmittel beim Zeugdruck, in Konditorei, Bäckerei und Küche, und in großen Mengen zur Darstellung von Dextrin, Stärkesirup und Stärkezucker. Es besteht diese Stärkeart aus den größten Körnern, welche unter dem Mikroskop eiförmig erscheinen mit einem Nabel am spitzen Ende und übrigens mit ringsum laufenden Streifen als Zeichen eines geschichteten Baues. Die S. bildet mattweiße, leicht zerfallende Brocken; gepulvert ist sie schmutzig weiß und glänzend.

Die Weizenstärke, fester zusammenhängend, als Pulver bläulich weiß und nicht glänzend, besteht aus linsenförmigen Körperchen, gemischt mit viel kleinern ganz runden. Die Reisstärke hat die kleinsten, würfelig oder sonst eckig gestalteten Körnchen. Sie ist nicht ganz unlöslich in kaltem Wasser wie die übrigen Arten, sondern es verbleibt in solchem, wenn beides zusammengerührt und dem Abklären überlassen wird, ein ziemlicher Anteil gelöst. Weizenstärke verhält sich übrigens, nachdem sie feingerieben worden, ebenso. Sie ist die eigentliche Waschstärke und das Appreturmittel für Zeuge, wird aber in diesem Dienste durch die neu aufgetretene Reisstärke für Fälle, wo eine feinere Appretur erwünscht ist, wohl etwas beschränkt werden.

Es sind über das verhältnismäßige Steifungsvermögen von Weizen-, Kartoffel- und Maisstärke genaue vergleichende Versuche angestellt worden und man hat gefunden, daß dieses Vermögen bei gleichen Mengen der Maisstärke am meisten eigen, daß es bei der Weizenstärke geringer und am geringsten bei der Kartoffelstärke ist. Dabei hat sich aber noch herausgestellt, daß Mais- und Kartoffelstärke viel gleichmäßiger steifen als Weizenstärke, vielleicht weil diese letztere aus zwei verschiednen Arten von Körnern besteht. -

Die S. kann, abgesehen von Beimischungen ganz fremder Körper, besonders auch durch zu großen Wassergehalt dem Käufer Nachteil bringen. Wenn die Ware einige Zeit in feuchter Luft belassen wird, so nimmt sie beträchtlich Wasser auf, ohne feucht zu erscheinen. Es ist daher beim Einkauf der Wassergehalt zu prüfen; es darf eine gewogene Probe bei völligem Austrocknen in einer Temperatur von 60-86° C. nicht mehr als 20% an Gewicht verlieren. Der Preis der Weizenstärke richtet sich nach den Getreidepreisen. Kartoffelstärke ist immer beträchtlich wohlfeiler. -

Eine massenhafte Produktion von Kartoffelstärke findet sich, wie schon bemerkt, in Schlesien, von wo die Ware in ganzen Schiffsladungen verführt wird; vieles erzeugen auch die Provinzen Sachsen und Pommern. Magdeburg ist der hauptsächliche Umsatzplatz, und demnächst Berlin, für alle Stärkewaren, Zucker und Sirupe. Der Absatz ist landwärts nach Westfalen und den Rheinlanden, seewärts nach England und andern Ländern. Emballage in Fässern von 6-8 Ztr. oder Säcken von 1-2 Ztr. Inhalt.

Außer der gewöhnlichen Sortierung in Prima-, Sekunda- und Tertiaware findet sich von Kartoffeln noch vor: Rohstärke, Bassinstärke und Schlammstärke, das wohlfeilste Produkt. Primaware wird zum Teil als chemisch gereinigt angekündigt. Endlich kommt ein guter Teil der S. klar gemahlen, als Kartoffelmehl, an den Markt, die Form, in welcher der Stoff meistens zu Genußmitteln verwendet und in Viktualienhandlungen feilgehalten wird. Die ausländischen Arten von S. sind unter ihren speziellen Namen beschrieben. - Zoll: Arrowrot ^[richtig: Arrowroot], Sago, Tapioka und alle Arten von S. gem. Tarif im Anh. Nr. 25 q 1. Stärkezucker und Sirup Nr. 25 u. Bemerkt wird, daß Reis zur Stärkefabrikation unter Kontrolle der Verwendung zum Zollsatze von 1,20 Mk. pro 100 kg abgelassen wird.

Stärkeglanz (Glanzstärke) ist eine Stärke, welche dadurch, daß ihr ein Anteil Stearin durch Verreiben zugesetzt ist, die Eigenschaft erhält, der damit behandelten Wäsche mehr Weiße und einen höhern Glanz zu geben und das Plätten zu erleichtern, welches bei Verwendung solcher Stärke glätter von statten geht. - Zoll: gem. Tarif Nr. 25 q 1.

Stärkezucker (Traubenzucker, Dextrose, Glucose, Glykose, Rechtstraubenzucker, Krümelzucker). Diese, hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Eigenschaften von dem gewöhnlichen Zucker verschiedne Zuckerart bildet einen Bestandteil sehr vieler süßer Früchte, namentlich der Weintrauben (daher der Name Traubenzucker), Kirschen, Pflaumen, Feigen etc. und findet sich auch im Honig. Nach dem Genusse zucker- und stärkemehlhaltiger Nahrungsmittel tritt diese Zuckerart auch im Chylus, dem Darminhalte und der Leber auf, pathologisch findet sie sich im Harn bei der Harnruhr oder sogen. Zuckerkrankheit.

Auch bei der Spaltung zahlreicher Glucoside (die daher diesen Namen erhalten haben) durch Kochen mit verdünnten Säuren entsteht dieser Zucker. Er bildet sich ferner aus dem gewöhnlichen Rohrzucker (Saccharose) durch Inversion; wird derselbe nämlich längere Zeit bei Luftzutritt und hoher Temperatur gekocht, so bildet sich Invertzucker; schneller findet diese Umwandlung statt durch Kochen mit verdünnten Säuren; dieser Invertzucker ist ein Gemenge von Dextrose, mit welchem Namen man den S. jetzt in der Wissenschaft belegt, und von Levulose (Linksfruchtzucker). Letztere Zuckerart hat dieselbe chemische Zusammensetzung, wie der S., kristallisiert aber nicht, sondern bleibt immer flüssig, dreht ferner die Ebene des polarisierten Lichtes nach links, während der S. rechtsdrehend ist, daher auch die Namen Rechtstraubenzucker und Dextrose für S.

Diese Zuckerart läßt sich endlich auch aus Cellulose (Sägespänen), Gummi, Dextrin, Stärke, Maltose etc. durch Behandlung mit Säuren erhalten. Zur Fabrikation von S. im großen benutzt man jedoch nur Kartoffelstärke und in neurer Zeit da, wo viel Mais gebaut wird, auch diesen. Cellulose erfordert zu viel Säure und