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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Stickereien; Stiefmütterchenkraut; Storax; Störe; Strohwaren

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Stickereien - Strohwaren

Seine Verwendung findet das Öl hauptsächlich in der Likörfabrikation; in den Apotheken dient es wie Anisöl als würzhaftes erwärmendes Mittel. Die eingeführte Ware kommt in Blechflaschen, die in ganze und halbe Kisten verpackt sind; zum Teil wird diese noch rektifiziert durch nochmalige Destillation mit Wasser. Die Ölpreise sind in Leipzig 20 Mk. pro kg; die Früchte werden pro kg mit 3-3½ Mk. berechnet. Aus Japan kommt zuweilen eine andre Sorte S. von giftiger Wirkung; es sind dies die Früchte von Illicium religiosum; man erkennt sie leicht an der geringern Größe und dem stark zurückgebognen Schnabel am Ende eines jeden Fachs. - Zoll gem. Tarif Nr. 25 i; Sternanisöl Nr. 5 a.

Stickereien bilden besonders als gestickte Weißwaren (s. d.) einen umfangreichen Handelsartikel. Andre Gegenstände der Stickerei für den Handel sind Seiden- und Wollstoffe, besonders Westenzeuge, Shawls u. dgl. Im sächsischen Voigtlande arbeiten durchschnittlich 800 Stickerinnen in schwarzem Tüll und liefern damit den Spanierinnen jährlich circa 160000 Mantillen und Schleier. Angefangene S. auf Kanevas oder Stramin für Börsen, Kissen etc., zu ¼ oder zur Hälfte ausgeführt und erst von den Käuferinnen zu vollenden, sind besonders ein Berliner Artikel. -

Zoll: Dieser nimmt keine Rücksicht auf das verwendete Stickmaterial, sondern nur auf den Grundstoff. Besteht dieser aus Baumwolle, so kommt Tarif Nr. 2 d 6 in Anwendung, für Leinen Nr. 22 h, für Seide und Halbseide Nr. 30 e, für Wolle Nr. 41 d 7, für Leder, Papier, Pergament Nr. 20 c 3. S. unter Glas und Rahmen werden ebenfalls nach Tarif Nr. 20 c 3 verzollt.

Stiefmütterchenkraut (Dreifaltigkeitsblume, herba violae tricoloris, herba jaceae); das getrocknete blühende Kraut des wildwachsenden Stiefmütterchens, Viola tricolor (L.), wird in Apotheken und Kräutergewölben als Thee gegen Hautkrankheiten verkauft; es besitzt einen nur schwachen Geruch und süßlich schleimigen Geschmack. Es muß jährlich frisch gesammelt werden. - Zollfrei.

Storax, flüssiger (Storax oder Styrax liquidus, Balsamum storacis), gehört zu den Balsamen und ist das Produkt eines in Kleinasien und Syrien wachsenden und wälderbildenden stattlichen Baumes, Liquidambar orientale, zu der kleinen natürlichen Familie der Balsamiflua gehörig, die den Platanen nahe verwandt ist. Nach einigen Angaben existieren aber drei verschiedne balsamliefernde Arten von Liquidambar.

Der Balsam steckt wie Terpentin in der innern Rinde des Baumes. Im Juni und Juli entschälen die Sammler die Bäume zur Hälfte, schaben die innere lockere Rinde ab und pressen sie in pferdehaarenen Säcken aus. Ergibt das Pressen nichts mehr, so wird heißes Wasser auf die Säcke gegossen und weiter gepreßt, oder man kocht auch wohl ohne vorhergegangene Pressung die abgeschabte Masse mit Wasser und nimmt den an die Oberfläche tretenden Balsam ab. Die Ware wird von den Sammlern nach Smyrna, Konstantinopel, Syra und Alexandria gebracht, von wo sie in kleinen Fässern nach Europa gelangt. Im Orient selbst wird sehr viel davon verbraucht.

Die Drogue ist im frischen Zustande zähflüssig wie Terpentin, grau oder graugrünlich von Farbe, durch untergemischtes Wasser undurchsichtig, und wird mit dem Alter dicker und dunkler; der S. enthält gewöhnlich noch viel Wasser mechanisch eingeschlossen und man verkauft ihn in der Regel auch noch mit einer Schicht Wasser bedeckt. Der Geruch ist stark und vanilleähnlich, der Geschmack würzhaft und brennend scharf. Alkohol löst den S. fast vollständig mit brauner Farbe, die Lösung reagiert sauer. Der Geruch des S. wird erst in Verdünnungen rein und angenehm; der S. enthält außer Harz Styracin, Styrol, Benzoësäure und Zimtsäure. Der S. dient lediglich zu Räuchermitteln und Parfümerien, kommt unter Räucherspezies, Ofenlack und Räucherkerzen und wird in weingeistiger Lösung vielen gemischten Parfüms zugesetzt, um ihren Geruch haltbarer zu machen. -

Als fester S. (Styrax solidus oder calamita) sind braune bröcklige Massen käuflich, welche den Storaxgeruch haben und ebenfalls zu Räuchermitteln dienen. Ursprünglich soll diese Ware aus den noch wohlriechenden Rindenrückständen von der Balsamgewinnung bestanden haben, jetzt aber ein Gemisch von Sägespänen mit geringern S. und andern Riechstoffen sein, das erst in Triest zusammengeknetet wird. -

Ein andrer, von dem vorigen ganz verschiedner Baum oder baumartiger Strauch, Styrax officinalis, der im südlichen Europa und im Orient vorkommt, aber nur auf einigen griechischen Inseln Balsam geben soll, der freiwillig oder auf Einschnitte aus der Rinde schwitzt, lieferte früher einen S. in Körnern oder Thränen, der aber jetzt aus dem Handel verschwunden ist. - Zollfrei.

Störe, Accipenserini, zu den Schmelzschuppern (Ganoidei) gehörende Fische mit schmackhaftem Fleisch, wichtig durch die Eier als Kaviar (s. d.) und die Schwimmblase als Hausenblase (s. d.), und zwar

1) der S. A. sturio, 2-6 m lang, in Europa in Flüssen und Meeren außer Donau und Schwarzem Meer,

2) Sterlet, Störl, A. ruthenus, 1 m lang, im Schwarzen Meere,

3) Scherg, Scherk, Schörgel, A. stellatus, 2 m lang, ebendaselbst, und

4) Hausen, A. huso, bis 8 m lang und bis 160 kg schwer.

Das Fleisch des S. gleicht dem Kalbfleische und wird besonders in Rußland in großen Mengen in allen Schichten des Volkes genossen und zwar in den mannigfachsten Formen. Der S. liefert die Hauptmenge des Kaviars und auch Material zu Peitschen und Treibstöcken in den Sehnen. Der Hauptfang geschieht an der Wolga; über 1000 Fischerboote sind in Rußland mit dem Fang beschäftigt. - Zoll: Frische S. sind zollfrei; geräuchertes Störfleisch gem. Tarif Nr. 25 g 2. Kaviar Nr. 25 n.

Strohwaren oder Strohgeflechte. Die Strohflechterei bildet in verschiednen europäischen Ländern, namentlich in Italien, der Schweiz, Deutschland, einen ganz wichtigen Industriezweig, in welchem Frauen und Kinder Geschicklichkeit und Fleiß geltend machen können, ohne die Konkurrenz von Maschinenarbeit befürchten zu müssen, die ihnen im Fache des Klöppelns und