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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Tusseh- oder Tussahseide; Übermangansaures Kali; Uhren

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Tussehseide - Uhren

Reißig, von den geringeren bis zu den feinsten Ölen und Kampfer aufsteigend, die besseren Qualitäten liefert, die zwei- bis dreimalige Siebung und Wiederbrennung dem Ruße eine gesteigerte Feinheit erteilt, wie die Zusätze von Aloe, Kampfer, Balsam, Moschus etc. die Verhinderung der Gärung und den Schutz vor Insekten bewirken.

Die Bereitung erfolgt durch anhaltendes Kneten des mit Hirschhorn- oder gewöhnlichem Leim aus Eselshaut, Hausenblase und Knochengallerte, mit Honig, der schleimigen Lösung aromatischer Gummisorten, Tragant etc. angeriebenen Rußes und ist diese Manipulation von großem Einfluß auf die Güte der fertigen T. Wenn die Masse ziemlich steif geworden ist, dann wird sie in gewisse Formen gedrückt, welche der Qualität der T. vorschriftsmäßig entsprechen, und dann mit Farben, Silber oder Gold verziert. In neurer Zeit wird schwarze T. auch in Europa fabriziert, doch ist noch keine den feinern Qualitäten der ostasiatischen gleich gekommen. Im ganzen sind die europäischen Verfahrungsweisen der Bereitung mit jenen völlig übereinstimmend, nur scheinen die Rohmaterialien in Europa jenen Ostasiens weit nachzustehen.

Unter T. werden fälschlich auch andre Wasserfarben (rot, gelb, blau, grün, violett etc.) verstanden, welche zumeist mineralischen Ursprungs sind, wie Zinnober, Minium, englisch Rot (Eisenoxyd), Chromblei, Antimongelb, Hell- und Dunkelocker, Sienaerde, berliner und pariser Blau, Ultramarin, Kobalt (Smarte und Eschel), Grün aus Gelb und Blau, Violett aus Rot und Blau, Umbra, Grünerde, und die Gemische der Modefarben. Organisch sind Karmin, Safflor, die Lackfarben oder farbigen Holzextrakte, Indigo, Sepia, Gummigutt etc. Sie werden sämtlich mit Gummitragant oder Dextrin angerieben und in Formen getrocknet. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Tusseh- oder Tussahseide ist die naturbraune Seide einer ostindischen Art von Seidenraupe, welche im Artikel Seide auf S. 516 zur Sprache gebracht ist. In Ostindien daraus gefertigte Gewebe kommen nach England und werden auch in Deutschland unter dem Namen ostindische Bastseide feilgeboten. - Zoll s. Seide.

U.

Übermangansaures Kali (Übermangansaures Kalium, Kaliumhypermanganat, Kali hypermanganicum). Das Mangan bildet mit dem Sauerstoff noch zwei Verbindungen, die mehr Sauerstoff enthalten, als das Manganhyperoxyd und den Charakter schwacher Säuren haben; es sind dies die Mangansäure und die Übermangansäure. Wird ein Gemisch von gemahlenem Braunstein (Manganhyperoxyd) oder auch irgend eine andre Manganverbindung mit einer genügenden Menge Salpeter oder besser mit Ätzkali und chlorsaurem Kali geglüht, so erhält man eine grüne Masse, die ihre Farbe dem mangansauren Kali (Kali manganicum) verdankt. Übergießt man diese Masse mit Wasser, so erhält man eine grüne Lösung, welche sich an der Luft nach und nach rot färbt, indem das in dieser Lösung enthaltene mangansaure Kali noch mehr Sauerstoff aufnimmt und sich in übermangansaures Kali, dessen Lösung rot aussieht, verwandelt. Wegen dieser Farbenänderung nannte man das mangansaure Kali früher mineralisches Chamäleon (chamaeleon minerale); häufig gebraucht man, der Kürze halber, auch jetzt noch den Namen Chamäleon für dieses Salz.

Das übermangansaure Kali wird schon seit einer Reihe von Jahren fabrikmäßig dargestellt; man erhält es in zwei Sorten: rohes, in formlosen, aus undeutlichen Kristallgruppen bestehenden Stücken und, durch mehrmaliges Umkristallisieren, gereinigtes, in deutlichen Kristallen; dieselben sind dunkelpurpurfarbig, fast schwarz, einen grünen Metallreflex zeigend; an der Luft werden sie gewöhnlich dunkelstahlblau; sie besitzen einen herben metallischen Geschmack und lösen sich in Wasser mit prächtig dunkelroter Farbe auf. Die rohe Ware, für technische Zwecke genügend, wird mit 90 Mk. pro 100 kg verkauft, die gereinigte kristallisierte mit 310 Mk. Das übermangansaure Natron (Natriumhypermanganat) kommt auch zuweilen in den Handel, wird aber nur als Rohware verkauft und kostet ebenfalls 90 Mk. pro 100 kg.

Das übermangansaure Kali wird als kräftiges Desinfektionsmittel zu medizinischen Zwecken verwendet, ferner als Bleichmittel und als braune Beize für Holz. - Übermangansaures Kali und Natron zollfrei.

Uhren sind eine besondre Klasse von Maschinen, auf deren Vervollkommnung die größten Gelehrten und mechanischen Künstler mehrerer Jahrhunderte ihre Kräfte verwendet haben, während ihre Verwohlfeilerung und dadurch mögliche Verbreitung bis in die untersten Volksschichten das Werk der neueren fabrikmäßigen Industrie ist.

Die alten Uhren waren bei aller Kostspieligkeit sehr mangelhafte Zeitweiser und dienten mehr als Luxusstücke für Reiche. Sie wurden von einzelnen Uhrmachern einzeln hergestellt, während die heutigen Uhrmacher nur Reparateure und Händler mit Fabrikartikeln sind. Nur die Großuhrmacherei macht hiervon eine Ausnahme. Im großen Format für Kloster, Kirchen und Stadthäuser traten die Uhren überhaupt zuerst auf. Unter den am ersten aufgestellten werden die des Straßburger Münsters (1352) und die in Augsburg (1364) genannt. Ums Jahr 1500 erfand Peter Hele in Nürnberg die Taschenuhren, anfänglich sehr schwerfällige Maschinen, die 9-1200 Mk. kosteten. Turm- und Stubenuhren blieben lange Zeit sehr unvollkommene Werke, da sie des besten Gangreglers, des Pendels, entbehrten, der sich erst um 1657 hinzufand. Bis dahin hatten sie oberhalb einen Schwingbalken oder ein Schwungrad, ähnlich