Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

712

Farben und Farbwaaren.

Für rothe Farben (aus Eosin) wird ausser der Mennige bisweilen auch der ausgesüsste Kammerschlamm der Schwefelsäurefabriken, welcher aus Bleisulfat besteht, verwendet.

Für Tapetenfabriken dient in erster Linie das aus Chlorbaryum und Schwefelsäure erhaltene Blanc fixe als Untergrund, welches alle übrigen an Deckkraft übertrifft. Kaolin spielt eine untergeordnete Rolle. Von grosser Wichtigkeit für die Tapeten- und Buntpapierfarben aus Azofarbstoffen ist jedoch die Thonerde, welche als Hydrat gleichzeitig aus ihrer Lösung mit dem Farbstoff niedergeschlagen wird. Man bedient sich zur Erzeugung des Thonerdeniederschlages des Natriumaluminats und versetzt dasselbe mit salzsaurer Thonerde. Man verwendet auf 1 Th. Thonerdenatron 4. 3 Th. einer Lösung von salzsaurer Thonerde von 14° B. Von gleicher Bedeutung wie die Thonerde ist der kohlensaure Baryt, welcher in der mit Soda versetzten Farblösung aus Chlorbaryum erzeugt wird und zugleich mit dem Barytsalz des Farbstoffs niederfällt. Auch zu dergleichen Lacken dienen meistens Azofarbstoffe.

Die Grundlagen für den Buch- und Steindruck müssen naturgemäß einen hohen Grad an Feinheit und Deckkraft besitzen. Man bedient sich dazu in erster Linie des Thonerdehydrates, welches man durch Fällen einer Lösung von schwefelsaurer Thonerde mit Soda, Filtriren, Auswaschen und Pressen darstellt. Ausserdem kommen zur Anwendung feinste Weizenstärke, Kaolin, kohlensaurer Kalk (aus Chlorcalcium und Soda), kohlensaurer Baryt, Blanc fixe und für die sogenannten "imitirten Zinober" auch Orange-Mennige.

Die Herstellung der imitirten Zinober geschieht in der Weise, dass man auf Orange-Mennige als Grundlage einen Eosinbleilack aus Eosin und Bleizucker niederschlägt. Man verfährt dabei, nach Weber, in der Art, dass man das zur Verwendung bestimmte Eosin in seiner 10-15 fachen Menge heissen Wassers unter Zusatz von 3-4% Krystallsoda auflöst. In diese Lösung rührt man nun langsam die Mennige ein, indem man darauf achtet, dass dieselbe sich nicht am Boden des Gefässes festsetzt. Hierauf setzt man unter starkem Umrühren die konzentrirte wässerige Bleizuckerlösung hinzu. Dabei schlägt sich der Eosinbleilack auf der Mennige nieder, während die Lösung fast farblos wird. Der Niederschlag wird gepresst, in Stücke geschnitten und bei 40-45° getrocknet.

Als geeignete Verhältnisse werden von Weber empfohlen:

Mennige (orange): Eosin: krystallisirter Soda: Bleizucker:

I. 20 1,6 0,04 4,00

II. 20 1,0 0,025 2,75

III. 20 0,6 0,02 1,75

IV. 20 0, 35 0,01 1,00

Um blaustichige Zinober zu erhalten, kann man entweder von blaustichigen Eosinen ausgehen oder die Soda zur Hälfte durch Aetznatron ersetzen oder die Orange-Mennige mit mehr oder weniger van einem fein