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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Hauptvertreter der reinen Schmuckkunst hervorbrachte, wurde bereits erwähnt; aber auch sonst versuchte sie, ihre eigenen Wege zu gehen, die freilich wieder zu einer der vorhin gekennzeichneten Richtungen führten. So sehen wir Lodovico Cardi, genannt Cigoli (1559-1613), Matteo Rosselli u. A. schließlich zu derselben Auffassung und Kunstweise gelangen, wie sie der Schule Caraccis eigen war.

Von selbständiger Eigenart erscheinen dagegen zwei Meister: Cristofano Allori, genannt Bronzino (1577-1621) und Carlo Dolci (1616-1686), der erstere wohl der bedeutendste seiner Zeit in Florenz, der letztere der berühmteste, nach den heutigen Anschauungen allerdings unverdient. Allori hatte die alte, immer wieder auftauchende Neigung der Florentiner, das Hauptgewicht auf die Formbildung zu legen und dies bis zur Härte zu übertreiben, glücklich überwunden, und wir sehen ihn einer rein malerischen Auffassung huldigen, wie sie vor ihm nur bei Andrea del Sarto zu finden war. Dies wirkt um so ansprechender, als die gleichzeitigen florentiner "Manieristen" hauptsächlich Michelangelo zum Vorbild nahmen und dabei zu einem mehr bildnerischen als farbenkünstlerischen Stil gelangt waren. Diese Befreiung vom Herkömmlichen ist ein anerkennenswertes Verdienst Alloris, dessen Werke denn auch nicht nur einen kunstgeschichtlichen Wert besitzen, sondern auch durch ihren feinen Reiz ansprechen (Fig. 678).

Ausschließlich auf das Anmutige gerichtet erscheinen auch die Bestrebungen Carlo Dolcis, der dabei jedoch in Uebertreibungen verfällt. Weit mehr noch als Sassoferrato, der immerhin noch als maßvoll gelten kann, huldigt Dolci einer rührseligen Weichlichkeit, die jeden kräftigen bestimmten Zug verschmäht. Er malte fast nur religiöse Bilder, mit

^[Abb.: Fig. 680. Rubens: Altar des hl. Ildefons.

Wien. Kaiserl. Gemäldesammlung.]