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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIV. Band. Nr. 8

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50, bei der Post bestellt 10 Cts. mehr; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1904. 30. Aug. Inhalt: Die Kunst, gut hauszuhalten. - Etwas über vegetarische Küche. (Schluß.) - Für die Küche. - Handarbeit. - Vermischtes. - Gesundheitspflege. - Einmachkunst. - Eingesandt. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Die Kunst, gut hauszuhalten.

(Nachdruck verboten.)

"Viel vertun und wenig erwerben,

Ist der Weg, um zu verderben."

Gut hauszuhalten ist wirklich eine Kunst, sie beruht auf Fleiß, Ordnung, Berechnung, Vorsicht, Erfahrung und Regelmäßigkeit. Eine wichtige Aufgabe der Frau ist, zu lernen, nicht nur mit den ihr gegebenen Mitteln auszukommen, sondern den Ihrigen auch damit soviel wie möglich Gutes zu tun und Freude zu bereiten.

Der Mann schüttelt gern die ganze Sorge des inneren Hauswesens von sich ab, um diese allein der Frau zu überlassen, trotzdem aber von ihr zu fordern, was nur durch vernünftiges Zusammenwirken erzielt werden kann, und zu diesem Zusammenwirken gehört vor allem die Berechnung. Es muß ein Voranschlag für ein Jahr gemacht und für dieses das Einkommen lieber zu gering als zu hoch angeschlagen werden. Nun tritt die Frage an uns heran, welches sind die fortlaufenden und unbedingt nötigen Ausgaben? Wie hoch belaufen sich die Geschäftsunkosten, Steuern, Wohnung, Dienstbotenlohn, für Schul- und Unterrichtszwecke u.s.w.? Wie viel darf für Lebensmittel, Vergnügungen, Reisen und dergl. ausgegeben werden? Auch unvorhergesehene Ausgaben müssen bedacht werden.

Vor allem gilt es die Befriedigung der notwendigsten Bedürfnisse des Hauses und der Familie, dann erst das, was das Leben angenehm macht. Um die Ausgaben zu regeln und jederzeit zu sehen, daß man nicht mehr verausgabe, als man einnimmt, wodurch man in Schulden gerät, ist es unerläßlich, Haushaltungsbücher zu führen und diese regelmäßig, wöchentlich oder monatlich abzuschließen. Man wird sich auf diese Weise am besten Rechnung über regelmäßige, notwendige und überflüssige Ausgaben ablegen und wenn Einschränkungen nötig werden, wird es leichter sein, zu erkennen, wo diese eintreten müssen.

Die Regelmäßigkeit einer Buchführung wird überhaupt den Sinn für Ordnung schärfen. Eine richtige Einteilung und Regelmäßigkeit im Haushalt, ohne Pedanterie, erleichtert der Hausfrau das Regieren; es gibt ihr eine Uebersicht über alle im Hause vorkommenden Ereignisse, weil das Ungewöhnliche sich sofort von dem Gewohnten unterscheidet, es erhält den Frieden und die Eintracht, denn wo Arbeitseinteilung herrscht, da kennt Jeder seine Pflicht und erfüllt sie gern.

Oft findet man, daß, je mehr Dienstboten im Hause sind, desto mehr Arbeit, Unordnung und Zwist entsteht, wenn nämlich keine richtige Verteilung, Beaufsichtigung der Arbeiten herrscht! Dagegen kommt man mit verhältnismäßig geringerer Kraft aus, wo Ueberlegung und Pflichtgefühl die Leistungen regeln. Die Ordnung ist zugleich die stärkste Stütze der Gesundheit und Heiterkeit. Regelmäßige Befriedigung aller unserer Lebensbedürfnisse ist das Hauptmittel, sich gesund zu erhalten, und das Wohlsein des Körpers hängt innig mit der Seele zusammen. Man bemerkt dies schon an dem Einfluß, welchen die Unregelmäßigkeiten in den unbedeutendsten Funktionen nach sich ziehen; eine durchwachte Nacht raubt uns mehr Kraft, als zwei durchschlafene uns wieder einbringen können. Die Natur selbst, welche unser Dasein von einem regelmäßigen Wechselzustand abhängig macht, wie Schlafen und Wachen, Ruhe und Bewegung, lehrt uns, daß die Grundlage aller Weltordnung die Regelmäßigkeit sei, weshalb wir uns, um mit Kraft, Zeit und Geld auszukommen, ihrer nicht genug befleißigen können.

Wie viel an unserem Besitz wird durch Ordnung erhalten und geschont, und wie viel Zeit geht verloren, wo stets erst gesucht werden muß, wenn man einen Gegenstand braucht. "Zeit ist Geld!" Aber Zeit ist ein Wert, dessen Verlust unersetzlich ist, während Geld sich wieder ersetzen läßt. Wer mit der Zeit auszukommen vermag, und dabei täglich einen Schritt vorwärts kommt an innerer Befriedigung und äußerem Wohlbefinden, dem trägt sein Lebenskapital gute Zinse.