Schnellsuche:

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; bei der Post bestellt 10 Cts. mehr; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine geile 25 Cts.
Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.
19l>4. 24. Sept. N»balt: Umziehen (Schluß).  Wem kannst du Freude machen?  Geistige Erziehung des Säuglings.  Für fleißige Hänte.  Haus- und Zimmergarten.  Hausmittel und Rezepte . Gesundheits« pflege.  Kochrezepte.  Vrteiwechjel der Abonnenten unt« sich.  Kleine Rundschau.  Zur gefl. Notiz.  Inserate.
Umziehen.
Erlebnisse und Ratschläge einer Hausfrau.
Von Marie Rasch.
(Schluß.)
Bei einem Wechsel der Stadt ist es sehr oft nicht möglich, sich vorher über alles Nötige in gewünschter Weise zu orientieren, und Ueber-raschungen bleiben dann nicht aus; wer aber z. B. in Deutschland von Norden nach Südwesten zieht, der wird eine eigentümliche Erfahrung machen. In Baden, der Pfalz und dem Elsaß ist nämlich eine besondere Auffassung des Spruches: ..Eigener Herd ist Ooldes wert" gang und gäbe. Das bedeutet: kein Hauswirt schließt in die Miete einen Küchenherd ein, sondern jeder Mieter stellt sich diesen selbst. Ich sehe dich erbleichen, liebe Hausfrau, bei dieser Vorstellung, und in der Tat, es ist eine Einrichtung zum Tollwerden! Feuer und mit diesem heißes Wasser find doch bei jedem Auszug die letzten, bei jedem Einzug die ersten benötigten Dinge. Und des Herdes Flamme, die den Alten heilig war, ist auch mir von dem Begriff "Haus" unzertrennlich gewesen, bis ich erfahren mußte, daß dort zu Lande 6, ja 8 Männer den eifer-nen, ausgemauerten Herd auf den Möbelwagen laden, daß aus den Löchern, darin die Rohre steckten, zum Abschied ganze Salven Schornsteinruß auf das Küchengerät stäubten und in der neuen Wohnung das Ginrichten der Küche damit begann, daß der Herd nicht "paßte". Das Licht fällt von rechts herein, die Ofentüren öffnen sich entgegengesetzt und man krabbelt daher in den Bratröhren stets im Schatten. Die Rohre passen ebensowenig in die Wand. Der Maurer muß kommen, die alten Löcher vermauern, neue hineinschlagen. Ihm folgt der Schlosser und nietet zurecht, was zersprengt und verbogen worden. Jetzt glaubt man, ist alles fertig, da füllt die Köchin die Wasserpfanne,  dort "Schiff" genannt, oh, sie ist verletzt, leck am Kiel; schleunigst muh sie zum Kupferfchmid, die Köchin schluchzt und jammert, woher Spülwasser
nehmen? Drei Tage noch Geduld  ja, eigener Herd ist GoldeswertI "Warum ist das üblich?" fragte ich bescheiden eine befreundete Hausfrau in Karlsruhe. "Warum? ha, das is mer gewöhnt, im Rheinland drunten nimmt mer halt gar die Stubenöfen mit." Seufzend gedachte ich meines Thüringer Bratofens aus weißen Kacheln, mit der gemütlichen Wärmröhre und seiner soliden Standhaftigkeit. Doch ländlich-sittlich, man muß auch das "gewöhnt werden!"
Wer umzieht, sorge für ruhig Blut und unterlasse zweckloses Klagen. Was bedeuten zerbrochene Gläser und Spiegel 2c. wenn man einen Ort, ein Land verlassen muß, wo man Liebe und Freundschaft zurückläßt? Glücklich der, der auch das Entbehrliche weise auswählt und zurückläßt  wir schleppen uns zeitlebens mit so viel unnützen Dingen. Dagegen treu bewahren, was wirklich zweckmäßig ist, soll auch empfohlen werden. Das alte Schreibpult meiner Eltern mit den darüber hängenden Familienbildern, die sich um die Wartburg gruppieren, hat mir noch an jedem Ort, dahin das Leben mich verschlug, der Heimat Bild gemalt, mochte der Tannenftrautz, der es schmückt, im Harz, Schwarz- oder Odenwald gewachsen sein. Nicht in den Wänden sondern in den alten Gerätschaften, die uns lieb sind, so behauptet auch Marianne v. Willemer, Goethe's geistvolle Freundin, wohnen die guten Geister unsrer Häuslichkeit, sie ziehen mit uns, mögen sie im Urväterhausrat wohnen, im Renaissancestil oder der modernsten Sezession verborgen hausen.
"Was Umziehen ist. weiß ich," sagte mir einst eine alte Freundin. "AIs junge Frau mußte ich mit meinem Mann aus Ostpreußen nach Sigmarmgen in Hohenzollern, von da nach Stratzburg, bis er endlich in Kiel fest angestellt wurde, ein Postbeamter wird herumgeworfen; doch seit ich Witwe bin, denke ich nur noch an einen Umzug: ins Erbbegräbnis. "Ein Jahr später traf ich die Greisin rüstig und frisch im Riesengebirge, wo sie ihrem verwittweten Sohne Haus hielt und mit ihren alten, weitgereisten