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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Gavagnin; Gay; Gebhardt

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Gavagnin - Gebhardt.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gauthier'

Platz des Théâtre français. 1872 wurde er Ritter der Ehrenlegion.

Gavagnin (spr. gawannjäng), Leonardo, ital. Historienmaler, geb. 1809 zu Venedig, bildete sich auf der dortigen Akademie und nach den Meistern der venetianischen Schule und malte mehrere recht gut komponierte Bilder von ansprechendem Kolorit, z. B.: die Erscheinung des Herrn vor Abraham (San Lazzaro bei Venedig), der heil. Antonius von Padua (San Giacomo di Rialto daselbst) und Scenen aus der Geschichte Venedigs.

Gay (spr. geh), 1) Winkworth Allan, amerikan. Landschaftsmaler, geb. 19. Aug. 1821 zu Boston, zeigte schon als Knabe ein großes künstlerisches Talent und begann seine Studien unter einem Maler in Westpoint (New York), bildete sich mehrere Jahre in Paris unter Troyon, bereiste hierauf Italien und ließ sich in Boston nieder, wo er 1877 eine Ausstellung seiner sämtlichen Bilder veranstaltete, über 100 Landschaften aus Amerika, Frankreich, Holland, Italien und Ägypten, unter denen die der Seeküsten durch ihre Einfachheit und Naturwahrheit wohl die bedeutendsten sind. Zu den ältern derselben gehören: bei Fontainebleau und der Berg Washington, zu den spätern: Sonnenuntergang in Cohasset (Massachusetts), der Dogenpalast in Venedig, ein Heiligtum im Wald, Minieh am Nil, Windmühle in Delft u. a. - Sein Neffe Walter G. bildete sich in Boston zum Blumenmaler aus, trat 1876 in das Atelier von Bonnat in Paris und malt seitdem auch Genrebilder.

2) Edward, amerikan. Landschaftsmaler, geb. 1837 in Irland, kam schon in der Jugend nach Albany (New York), wo er sich der Malerei unter James Hart widmete, der, wie nachher Boughton, großen Einfluß auf ihn übte. Sein erstes namhaftes Bild war der Gebirgsstrom (1860). Bald nachher ging er nach Karlsruhe und bildete sich dort unter Schirmer und Lessing noch weiter aus. 1867 ließ er sich in New York nieder und stellte seitdem in der Akademie und in der Gesellschaft der Aquarellisten regelmäßig aus, z. B. die Ölbilder: schwäbische Heimat (1869), später ↔ Nachmittag in Albany (1870), reif für die Schnitter (1875), eine ruhige Stunde (1876); ebenso zahlreiche Aquarelle, z. B.: nebeliger Morgen am See, Frühlingsmorgen etc.

Gebhardt, 1) Karl Franz Eduard von, Historienmaler, geb. 1./13. Juni 1838 zu St. Johann (Esthland), widmete sich 1855-57 der Malerei auf der Akademie in St. Petersburg, besuchte sodann ein Jahr lang die Kunstschule in Karlsruhe und ließ sich 1860 in Düsseldorf nieder, wo er sich unter Wilh. Sohn noch weiter bildete. In der Zwischenzeit und nachher machte er mehrere Studienreisen in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Norditalien. Seit 1875 ist er Professor an der Akademie in Düsseldorf. In seinem Fach der religiösen Malerei schildert er die biblischen Begebenheiten nicht nach dem althergebrachten Typus der idealen Heiligenmalerei, sondern vom Standpunkt des positiven Glaubens in ihrer historischen Wirklichkeit, so wie sie sich etwa im deutschen Mittelalter oder auch zu Luthers Zeit zugetragen haben könnten. Dabei ist seine Auffassung sehr großartig, seine Komposition höchst einfach, die Gestalten ohne alle übernatürliche Verklärung, voll Leben und ergreifender Wahrheit, das Kolorit durchaus nicht glänzend, sondern der Natürlichkeit der Charaktere angemessen. Nachdem er zuerst 1863 mit dem zwar noch etwas unfertigen, aber viel verheißenden Einzug in Jerusalem aufgetreten war, folgten 1864 die Auferweckung der Tochter des Jairus, 1865 der reiche Mann und der arme Lazarus, 1866 der in der Hauptfigur tief durchdachte und naturwahre Christus am Kreuz (Dom in Reval) und ein Gespräch aus der Reformationszeit. Noch größeres Aufsehen als diese machte 1870 das Abendmahl (Nationalgallerie in Berlin) durch die Innigkeit der Empfindung und die Wahrhaftigkeit des innern Seelenlebens. In den letzten Jahren folgten noch: eine Kreuzigung (Kunsthalle in Hamburg), Christus unter den Jüngern zu Emmaus (1876), der Reformator bei der Arbeit (1877), eine altdeutsche Hausfrau und eine 1880 noch unvollendete Himmelfahrt

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 197.