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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Mainzer Becken; Mainzer Fluß; Mainzer Stufe; Maipiere; Maipu; Maira; Mairan; Maire

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Mainzer Becken - Maire.

det. Dieselbe ward von den Römern genommen und darauf von Drusus 13 v. Chr. hier ein befestigtes Lager (castellum Mogontiacum oder Maguntiacum) für die 14., dann für die 22. Legion angelegt. Dann ward eine Rheinbrücke gebaut und auf der rechten Seite des Stroms eine zweite Verschanzung (das heutige Kastel) errichtet. Schon vor Kaiser Mark Aurel siedelten sich Germanen um diese Kastelle an, und auf diese Weise entstand eine Stadt Moguntia, welche als Metropole von Germania prima der Sitz eines Dux wurde. In der Mitte des 4. Jahrh. eroberten die Alemannen, 406 die Vandalen, 451 die Hunnen die Stadt; letztere legten sie völlig in Asche. Nach der Sage soll der fränkische König Dagobert (622-638) die Stadt und einen Palast darin wieder erbaut haben. Mit mehr Grund wird der Bau der Stadtmauer auf Bischof Siegbert (712) zurückgeführt. Unter den Karolingern stand hier ein königlicher Palast, der schon 766 erwähnt wird. Der von Erzbischof Willigis erbaute Dom brannte am Tag der Einweihung (1009) ab, der neue wurde von Bardo vollendet und 1037 geweiht. Bemerkenswert ist die Empörung der Stadt 1159 gegen den Erzbischof Arnold, der dabei 1160 auf gräßliche Weise ermordet wurde. Friedrich Barbarossa hielt ein strenges Strafgericht über M. und zerstörte seine Mauern. Dieselben wurden erst 1200 wieder errichtet. Unter den fränkischen und staufischen Kaisern wurden in M. wiederholt Reichstage und Kirchenversammlungen gehalten. Die Stadt stand anfangs unter der Herrschaft des Erzbischofs, der seit dem 11. Jahrh. den Burggrafen bestellte. Nach dem Eingehen dieses Amtes (1221) erlangte die Stadt 1244 die Reichsunmittelbarkeit, welche aber von den Erzbischöfen wiederholt angefochten wurde. Nunmehr tritt neben Kämmerern, Schultheiß und Schöffen auch ein Ratskollegium in M. hervor. Daselbst wurde 1254 der rheinische Städtebund geschlossen. Auch an dem noch größern Bund von 1381 hat sich die Stadt beteiligt. Um 1440 ward in M. von Gutenberg die Buchdruckerkunst erfunden. Während im 14. Jahrh. die Einwohnerzahl von M. auf 90,000 Menschen geschätzt werden darf, macht sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. ein bedeutender Rückgang bemerklich, obgleich 1476 daselbst eine Universität errichtet wurde. In dem Streit zwischen dem abgesetzten Kurfürsten Dietrich II. von Isenburg und seinem Nebenbuhler Adolf II. von Nassau verlor M. 1462, von letzterm erobert, seine Privilegien und wurde eine erzbischöfliche Stadt, was König Maximilian 1486 bestätigte. In den Zeiten der kirchlichen Unruhen des 16. Jahrh. und des Dreißigjährigen Kriegs ward M. 1552 von dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, 1631 vom Schwedenkönig Gustav Adolf besetzt. Dieser ließ die Gustavsburg auf dem rechten Rheinufer an der Mündung des Mains in den Rhein anlegen und die Festungswerke, die schon seit dem 13. Jahrh. bestanden, erweitern. Unter Kurfürst Johann Philipp wurde M. 1635 von den Schweden geräumt; aber Kurfürst Anselm Franz übergab die Stadt den Franzosen (1688), und erst 1689 wurde sie durch das Reichsheer wieder befreit.

Im 18. Jahrh. erholte sich die Stadt wieder so weit, daß ihre Bevölkerung um 1780 auf 32,000 Einw. stieg; doch während der französischen Okkupation verminderte sie sich um 10,000 Einw. Am 17. Okt. 1792 erschien der französische General Custine vor der Stadt und zwang sie schon am 21. zur Kapitulation. Ein Koalitionsheer unter General Kalckreuth schloß sie 31. März 1793 ein, und 23. Juli erfolgte die Übergabe. Ein zweiter Angriff der Franzosen (1794) wurde von den Österreichern abgeschlagen, und M. blieb von diesen bis 1797 besetzt, wurde jedoch 29. Dez. wieder von den Franzosen eingenommen und im Frieden zu Lüneville 1801 an Frankreich abgetreten. Am 2. und 3. Jan. 1814 begann die Einschließung der Stadt durch die Alliierten. Auf Befehl des Königs Ludwig XVIII. übergab der Gouverneur 4. Mai die Festung. Durch den Pariser Frieden 1814 wurde M. Deutschland wieder einverleibt und 20. Juni 1816 dem Großherzog von Hessen-Darmstadt zur Entschädigung abgetreten, jedoch mit der Beschränkung, daß M. in militärischer Hinsicht als deutsche Bundesfestung betrachtet und als solche von österreichischen und preußischen Truppen besetzt werden solle. Der 1826 begonnene Neubau der Festungswerke hat M. (mit Kastel) zu einem Platz ersten Ranges gemacht. Nach mehreren seit März 1848 vorausgegangenen Aufläufen veranlaßte 21. Mai d. J. ein blutiger Straßenkampf zwischen den Bürgern und dem preußischen Militär die Erklärung des Belagerungszustands, der jedoch schon 24. Mai wieder aufgehoben wurde. Durch die Explosion eines Pulverturms auf dem alten Kästrich 18. Nov. 1857 wurde dieser Stadtteil fast völlig zerstört. Vor Ausbruch des Kriegs von 1866 verließen die österreichischen und preußischen Bundestruppen zufolge eines Bundestagsbeschlusses die Stadt, und es wurde dieselbe von Teilen des 8. Bundesarmeekorps unter Prinz Ludwig von Hessen besetzt. Am 26. Aug. zogen aber die Preußen wieder ein, und durch den Frieden erhielt Preußen das alleinige Besatzungsrecht. Nach Errichtung des Deutschen Reichs ist M. Reichsfestung geworden. Vgl. Schaab, Geschichte der Stadt M. (Mainz 1841-1844, 2 Bde.); Dilthey, Das römische M. (in Künzels "Geschichte von Hessen", Friedb. 1856); Klein, Geschichte von M. während der ersten französischen Okkupation 1792-93 (Mainz 1861); Bockenheimer, Geschichte der Stadt M. in den Jahren 1813-14 (3. Aufl., das. 1886); neuere Lokalführer von Bockenheimer (1880), Beck (1882). Die Chroniken von M. sind in den "Chroniken der deutschen Städte", Bd. 17 u. 18 (Leipz. 1881-82) enthalten.

Mainzer Becken, s. Tertiärformation.

Mainzer Fluß (Straß), s. Edelsteine, S. 315.

Mainzer Stufe, s. Tertiärformation.

Maipiere, Fisch, s. Pfrille.

Maipu (Maypu), Vulkan in der Provinz Santiago der Republik Chile, 5384 m hoch. Am Fuß desselben entspringt aus dem See Diamante (Paso del Diamante, 3787 m) in 3442 m Höhe der Fluß M., der in seinem Mittellauf die Hochebene von Santiago durchfließt, für die er durch das Wasser, das er zur künstlichen Bewässerung liefert, sehr wichtig ist.

Maira, 1) Fluß in der ital. Provinz Cuneo, entspringt in den Kottischen Alpen nördlich vom Col de Larche, fließt östlich, dann nördlich und mündet nach 67 km langem Lauf bei Lombriasco in den Po. - 2) Fluß, s. Mera.

Mairan, s. v. w. Majoran, s. Origanum.

Maire (franz., spr. mähr, v. lat. major), in Frankreich der Vorstand einer Gemeinde, entsprechend dem deutschen Bürgermeister; Mairie, die Gemeindebehörde, auch das Amtslokal und die Amtsdauer des Maires. Nach dem französischen Gemeindegesetz vom 5. April 1884 (loi sur l'organisation municipale) wird der M. von dem Gemeinderat (conseil municipal) aus dessen Mitte in geheimer Wahl mit absoluter Stimmenmehrheit gewählt. Jede Gemeinde hat einen M., dem mindestens ein Beigeordneter (adjoint) zur