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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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D'Argen. - Dargun
eingeführt werden. Die öjtl. Ebene, mit roten: ^>and
bedeckt, ist der gesündeste Teil und wird mit Getreide
bebaut. Der Westen und Süden ist ziemlich un-
sruchtbar und letzterer wegcn des undurchlässigen
Thonbodens ungesund, nur der ^üdosten, besonders
bei Darra, zeichnet sich durch setten Alluvialboden
aus. Oslcn und Norden sind spärlich bewohnt, der
Nordosten säst menschenleer. Der ergiebigste, bcst-
cmgcbaute und bewohnteste Teil ist die gebirgige
Mttc. Die reichen Weiden an den Bergabhängen
nähren große Herden von Kamelen, Rindvieh, Ziegen
und Schafen, auch von Pferden. In den großen
Wäldern am Bahr el-Arab hausel^Elefanten, Nas-
horner, Girassen, Büffel, in den steppen, nament-
lich im Norden, ist die Jagdbeute an Antilopen,
Gnus und Straußen außerordentlich reich.
Die Hauptbevölkerung bilden die For mit
dem vorherrschenden stamme der Kundschara. Sie
sind Nigritier, von braunschwarzer Farbe, mit
platten Nasen und zurückfliehender Stirn (s. Tasel:
Afrikanische Völkertypen, Fig. 14). Die
Sprache der Kundschara, vielleicht verwandt mit
der Nubischen, gilt nach dem Arabischen als die
allgemeinste im Verkehr. Die For sind eitel,
hochmütig, unzuverlässig, heimtückisch und gegen
Fremde äußerst feindselig. Die wohlhabenden Be-
wohner des Berglandes, im Besitz ansehnlicher
Herden, sind roh, ungastlich und religiös fanatisch,
aber sehr reinlich und fleißig; der Grad von Bildung
ist höher als in Nubien. Von den eingewanderten
Völkerstämmen wohnen im N. die Sogawah, Bi-
deajat, Bischarin (Berber), im NO. die Fulbe und
Homr; im W. die Massalat (zum Teil noch unab-
hängige Neger an der Grenze von Wadai); in
Gruppen überall zerstreut die Takarir oder Tatrur
(Ackerbauer aus Wadai): iu überwiegender Menge
Araber vom ^tamm der Tundscbur im Gebirge und
in der südl. Umgebung von el-Fascher, die Bagara
im Süden. Die Araber haben sich durchschnittlich
rein und unvermischt erhalten und unterscheiden sich
durch helle Farbe und regelmäßige Züge von den
andern Bewohnern. Die herrschende Religion ist
der Islam, der sich seit der Mitte des 18. Jahrh,
hier festgesetzt hat. Die Industrie scheint nicht be-
deutend. Außer Ackerbauern und Gärtnern giebt es
Spinner, Weber, Färber, Gerber und schmiede;
man fertigt Lanzenspitzen, Pfeile, Bogen und grobe
Ackergeräte; sehr entwickelt ist auch die Kunst des
Flechtens (s. Tasel: Afrikanische Kultur I,
Fig. 12); europ. und amerik. Waren, namentlich
Stoffe, wurden früher eingeführt. D. war vor dem
Mahdiaufstand ein wichtiger Stapelplatz für den
Hudanhandel. Große Karawanen gingen besonders
nach Osten über Kordofan nach Ägypten. Die Aus-
suhr bestand in Elfenbein, Gummi, Straußfedern,
Tamarinden, Ochsenhäuten, Kupfer aus den südlich
von D. gelegenen Ländern und in Sklaven.
D. ist geteilt in eine Central- oder Gebirgspro-
vinz, Darra, und in die im S. nach den Himmels-
gegenden herumliegenden Provinzen: Dar Toko-
nawi <N.), Dar Abu Dali (O.), Dar Abu Uma (S.),
Dar Abu Dima (SW.) und El Gharb (W.). El-
Fascher an: Teich Tendelti, in 737 in Höhe, dritte-
halb Tagereisen östlich vom Fuße des Marrah-
gebirges, in einer sandigen, von einem Bache durch-
flossenen Ebene gelegen, ist die Hauptstadt des Lan-
des; sie wurde nach ihrer Zerstörung im Kriege
1874 neu aufgebaut. Eine Tagereise nordwestlich
von el-Faschör liegt Kobeh, einst der volkreichste
und wichtigste Handelsplatz D.s. Von hier gingen
die Karawanen nach Siut und Dongola in Ober-
ägypten und über Kabkabieh (1007 m ü. d. M.) nach
Wadai und Bornu.
Der eigentliche Begründer des Reichs D. ist Delil
oder Dali (um 1500). Der Islam wurde unter
^oliman Solon (1596-1637) eingeführt; unter
Ahmed Bokr (18. Jahrh.) wurden die Grenzen D.s
bis zum Mbara ausgedehnt. Bekannt wurde in
Europa der Name des Sultans Abo er-Rahman
er-Raschid, der 1799 mit Bonaparte bezüglich
der Lieferung von Sklaven in diplomat. Verkehr
stand. Unter seinem grausamen und gefurchtsten
Sohne Mohammed el-Fahdl ging Kordofan wieder
an 'Ägypten verloren. Ihm folgte 1839 sein Sohn
Mohammed Hassin und diesem 1873 sein jüngster
Sohn Vrahim. Er siel im Okt. 1874 in der Schlacht
von Menawaschi gegen die Ägypter, welche im No-
vember in die Hauptstadt einrückten und das Land
anncltierten. Bei dem Ausstand der Mahdisten 1883
empörten sich die For gegen den Chediv, machten
den ägnpt. Gouverneur zum Gefangenen und er-
llärten sich unabhängig; später aber mußten sie sich
der despotischen Herrschast ihres Befreiers, des
Mahdi in Omdurman, unbedingt unterwerfen. -
Der erste Europäer, der D. betrat und 3 Jahre
als Gefangener sich dort aushielt, war der Eng-
länder Browne (Ende des vorigen Jahrhunderts).
Der Sultan gestattete später keinem Weißen den Ein-
tritt in sein Land; war ein solcher hineingelangt, so
ließ er ihn nicht wieder frei. So erging es 1858 dem
Franzosen Cuny. Auch die Erpeditionen <z. B. von
Kinzelback und Munzinger 1862, die in Kordosan
Halt machten) mußten infolgedessen aufgegeoen
werden. Dagegen verweilte Nachtigal auf seiner
Reise von Wadai nach Ägypten 1873-74 in D.
- Vgl. Scheith Mohammed Ibn Omar el-Tounsy,
Vo)^6 au 1). (französisch von Perron, Par. 1845);
Pfund, Reisebriefe aus Kordofan und D. (Hamb.
1878); Nachtigal, Sahara und Sudan (3 Bde., Berl.
u. Lpz. 1879-89); Paulitschte, Sudanländer (Frei-
burg 1885); Buchta, Der Sudan (Lpz. 1888).
^'^I^en. hinter lat. Namen von Weichtieren
bedeutet Ant. Ios. Dezallier d'Argenville
(spr. darschangwil), geb. 1680, gest. 1765 zu Paris.
Er schrieb ein Prachtwerk über Konchylien.
Darginscher Bezirk, im nördl. Teil des russ.-
kaukas. Gebietes Dagestan, sehr gebirgig, hat 1652
<1^m, 79 904 C., sunitische Lesgier, namentlich die Ge-
meinde Dargo am Kara-Kojssu, nach der der Kreis
benannt ist. Sitz der Verwaltung ist im Dorf Kutuschi.
Dargo. 1) Gemeinde lesgischen Stammes, s.
Darginscher Bezirk. - 2) Dorf (Aul) im Kreis
Grosnyj des russ.-kaukas. Terekgebietes, am zum
Terek gehenden Aksaj, war seit 1839 die Residenz
Sckamyls und wurde 1845 von Russen genommen.
Dargun, Marktflecken im Domanialamt D.
(Herrschaft Rostock, 251,62 ykin, 8542 E.) des Groh-
herzogtums Mecklenburg-Schwerin, 21 lim von
Malchin und 13 km westlich von Demmin, am
Klostersee und durch einen schiffbaren Kanal mit der
Peene verbunden, ist seit 1851 mit den: Dorfe Röck-
n i tz vereinigt, hat zwei 2 km lange, mit Bäumen be-
pflanzte Straßen und (1890) 2206 E., Post, Tele-
graph, Amt, Amtsgericht (Landgericht Güstrow),
Forstinspettion; zwei Kirchen, darunter die gor.
Klosterkirche im Schloß, Industrieschule; Vorschuß-
verein, zwei Mühlen, Dampfmolkerei und^weiJahr^
markte. D. wird vielfach als Luftkurort besucht.
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