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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gaufrage - Gaumen

Stuttgart, studierte zu Stuttgart und lebte seit 1798 vorzugsweise in Wien und schuf treffliche Darstellungen aus dem Leben der Gebirgsbewohner Österreichs. G. ist deshalb als Schöpfer der Alpenidylle zu betrachten. Die Ölgemälde G.s sind selten. Sein Kupferwerk besteht in 36 Landschaften mit Figuren meist in heroischem Stil. Er starb 27. März 1843 zu Wien.

Gaufrage (frz., spr. gofrahsch’), s. Gaufrieren.

Gaufrieren (frz., spr. gof-), das Aufprägen von Mustern auf glatte Gewebe, Papiere, Tapeten mittels erhitzter Metallplatten oder Walzen. Bei Buchbinder-, Futterkattunen u. s. w. sowie bei manchen Seidengeweben geschieht dies mittels der Metallwalze des Glanzkalanders (s. Appretur, Bd. 1, S. 764 a), indem sich der hindurchgehende Stoff in die auf der Oberfläche derselben eingravierten, guillochierten oder mit Rändelrädern eingedrückten Verzierungen (Gaufrage) einpreßt.

Gaugamēla, eine Ortschaft in Assyrien, unweit des heutigen Mosul, 90 km von Arbela entfernt, jetzt Tell Gômel. Auf der Ebene von G. lieferte Alexander d. Gr. dem Darius (s. d.) Codomannus 2. Okt. 331 v. Chr. die Schlacht, die den Sturz des Perserreichs zur Folge hatte.

Gaugraf, s. Gau.

Gauhati, Stadt in Assam (s. d.).

Gaukler (Helotarsus Smith), eine den Bussarden verwandte Raubvogelgattung, die sich durch den gedrungenen Körper, den kurzen Schwanz und die bunte Färbung auszeichnet. Die bekannteste Art ist Helotarsus ecaudatus Gray, welche in keinem zoolog. Garten fehlt, sich bei Pferdefleisch jahrelang hält und für 100‒120 M. stets zu beschaffen ist. Seine Heimat ist Afrika.

Gaul, Franz, Bruder des folgenden, geb. 29. Juli 1837 zu Wien, anfangs Schlachtenmaler, ist Kostümzeichner und Oberinspektor der kaiserl. Oper in Wien. G. hat auch speciell für die Wiener Hofoper eine Reihe von scenischen Bearbeitungen und selbständig mehrere Ausstattungsstücke geschaffen, von denen einige sich auch an auswärtigen Bühnen als zugkräftig erwiesen haben; zu nennen sind: «Aus der Heimat», «Wiener Walzer», «Puppenfee», «Tanzmärchen», «Im Feldlager», «Vater Radetzky».

Gaul, Gustav, Maler, geb. 6. Febr. 1836 in Wien, studierte an der Akademie daselbst unter Karl Rahl. Beide machten größere Reisen in Deutschland, Holland, Frankreich und Italien, auf denen G. fleißig nach berühmten alten Meistern kopierte. In dieser Thätigkeit erzielte er eine große Fertigkeit, namentlich sagten die großen Venetianer des 16. Jahrh. seiner Individualität und koloristischen Begabung am meisten zu. Auch später hat G. Treffliches als verständnisvoller Kopist geleistet; seine Porträts zeichnen sich durch fleißige Durchführung aus, so: Porträt des Kaisers Franz Joseph, der Königin Christine von Spanien, Erzherzog Karl Ludwig, die Familie des Erzherzogs Karl Salvator von Toscana, Künstlerbildnisse, wie Sophie Schröder, Anschütz, Sonnenthal, Lewinsky, Spohr, Charlotte Wolter u. a. Er starb 7. Sept. 1888.

Gaulanītis, eine von dem jüd. Geschichtschreiber Josephus oft erwähnte Landschaft am Ostufer des Jordan, die jetzt Dscholan (s. d.) heißt. Nach dem Tode Herodes’ d. Gr. gehörte sie zum Gebiete des Herodes Philippus; sie zerfiel in Ober-Gaulanitis (mit der Stadt Sogane) und Nieder-Gaulanitis (mit Gamala, s. d.).

Gaule (frz., spr. gohl, d. i. Stange), altes Längenmaß in der franz. Provinz Bretagne, in Nantes = 7½ Pariser Fuß = 2,436 m, in Vannes (hier auch Verge [Rute] genannt) = 8 Pariser Fuß = 2,599 m.

Gaulois (frz., spr. golŏá), gallisch, altfränkisch; auch veraltete Redeweise.

Gaulois, Le (spr. golŏá, «Der Gallier»), 1868 gegründete Pariser Tageszeitung von monarchistischer Richtung, im Besitz einer Kommandit-Aktiengesellschaft (Société de Gaulois). Auflage: 25000; Redacteur: Arthur Meyer.

Gault (engl., spr. gahlt), eine Unterabteilung (Stufe) der untern Kreideformation, besteht in Deutschland, England und Frankreich aus plastischen Thonen, magern Schieferthonen und Mergeln, lokal auch aus Sandsteinen (Halberstadt). In den Alpen ist G. durch harte weiße Kalksteine mit Hippuriten vertreten (Schrattenkalke, Rudistenkalke). (S. die Abbildungen einiger Leitfossilien auf Tafel: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe Ⅳ, Fig. 4‒6 beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe.)

Gaultherĭa L., Theebeerenstrauch, Pflanzengattung aus der Familie der Ericaceen (s. d.) mit gegen 90 größtenteils amerik. Arten. Es sind Sträucher oder Halbsträucher mit einfachen, abwechselnden, immergrünen Blättern und meist einzeln in den Achseln großer Blätter stehenden Blüten, deren Stiele zwei Deckblättchen haben.

Von dieser Gattung werden in den Gärten vorzugsweise zwei in Nordamerika einheimische Arten gehalten. G. procumbens L., ein auf der Erde hinkriechender Halbstrauch mit aufsteigenden Ästen und weißen oder rötlichen Blüten im Juli und lange Zeit am Strauche bleibenden roten Beeren. Die lederartig derben Blätter enthalten das Wintergrün- oder Gaultheriaöl (s. d.) und liefern den sog. Berg-, Canada- oder Labradorthee, der in viereckigen platten Kuchen in den Handel kommt und in Nordamerika vielfach die Stelle des chines. Thees vertritt. G. Shallon Pursh., ein kleiner Strauch mit niederliegenden behaarten Ästen, eirunden, schwach herzförmigen, gesägten, kahlen Blättern und weißen, rot angehauchten Blüten in end- oder seitenständigen, einseitswendigen Trauben im Mai. Beide Sträucher gedeihen nur in Moorerde und sind hauptsächlich für schattige Felspartien geeignet. In schneelosen Wintern ist es zu empfehlen, sie durch eine leichte Decke von Schilf, Reisig u. s. w. zu schützen.

Gaultherĭaöl oder Wintergrünöl, ein ätherisches Öl, das namentlich in Nordamerika durch Dampfdestillation des Krautes und der Blüten von Gaultheria procumbens L. dargestellt und in großen Mengen von dort in den Handel gebracht wird. Es ist farblos oder grünlich gefärbt, von äußerst angenehmem Geruch und findet aus letzterm Grunde vielfache Verwendung in der Parfümerie und bei der Anfertigung kosmetischer Mittel, zuweilen auch in der Medizin als Mittel gegen rheumatische Leiden. Es besteht großenteils aus Salicylsäuremethyläther, C₆H₄·COOCH₃·OH, der auch synthetisch hergestellt wird; außerdem kommt darin (zu etwa 10 Proz.) ein Terpen, das Gaultherylen, C₁₀H₁₆, vor. Das Kilo kostet im Großhandel 19 bis 20 M.

Gaultherylēn, s. Gaultheriaöl.

Gaumen (Palatum), die horizontale Scheidewand zwischen Mund- und Nasenhöhle, gebildet von den beiden Oberkiefer- und Gaumenknochen (ossa pala- ^[folgende Seite]