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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Unsere Genußmittel

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war ein anderes, als das des Torfes. Während an der Bildung des letzteren hauptsächlich Moosarten beteiligt sind, entstand die Braunkohle aus Nadel- und Laubhölzern, und zwar aus Arten, gegen die unsere heutigen wahre Zwerge sind. Es existierten in jenen geologischen Epochen große Wälder von Riesenbäumen, die ausstarben, verfaulten und vermoderten und sich hierbei in Braunkohle umwandelten. Ebenso wie beim Torfe ist ganz entsprechend der Bildungsart auch bei der Braunkohle der Heizwert ein sehr verschiedener, was schon daraus hervorgeht, daß manche Braunkohlensorten einen Wassergehalt von 50 Prozent aufweisen, so daß also derjenige, der sich solche Braunkohle kaufen würde, die Hälfte des Geldes für Wasser ausgeben würde. Je nach ihrer Beschaffenheit und ihrem Wassergehalt werden die Braunkohlen entweder direkt zu Heizzwecken verwendet oder sie werden erst in offenen Schuppen an der Luft getrocknet, um ihnen einen Teil ihres Wassers zu entziehen, oder man wandelt sie auch in Briketts um. Diese Briketts werden dadurch hergestellt, daß man die Braunkohle erwärmt und dann unter hohem Druck in Formen preßt.

Entsprechend dem ganz verschiedenen Gehalt der Braunkohle an Wasser und Kohlenstoff schwankt auch ihr Heizwert innerhalb der weitesten Grenzen, so daß schlechte, stark wasserhaltige Braunkohlen einen solchen von 2400 Calorien, gute Sorten hingegen einen solchen von 7000 Calorien aufweisen. Eine Bewertung der Braunkohle, die außerdem noch Paraffin und andere Körper enthält, ist deshalb recht schwer und bei keinem Brennmaterial ist der Käufer mehr Irrtümern ausgesetzt, als gerade hier. Da auch der Preis in sehr weiten Grenzen schwankt, die nicht immer mit dem wirklichen Heizwert im Einklang stehen, so sind die Verhältnisse recht unsichere, und es ist speziell beim Einkauf von Braunkohle Vorsicht und die Frage nach der Größe des Heizwertes immer geboten.

Wir haben bei Gelegenheit der Bearbeitung von Braunkohle die Briketts erwähnt, und es sei deshalb gleich hier auf diese mit einigen Worten eingegangen. Der ganze Handel mit Briketts ähnelt dem mit Braunkohlen sehr, und es darf nach dem Vorhergesagten wohl keinen unserer Leser mehr wundernehmen, wenn er hört, daß oft teuere Briketts sehr viel weniger warm machen als billige. Dieselben haben dann einfach einen größeren Gehalt an Wasser und einen geringeren an Kohlenstoff. Im allgemeinen muß man jedoch sagen, daß der Preis der Briketts bei den meisten und soliden Fabriken vollkommen im Einklang mit ihrem in den Fabriken genau bestimmten Heizwert steht, daß billigere Sorten eine geringere Anzahl von Calorien aufweisen als teuere. Billige Briketts zu kaufen, empfiehlt sich daher im allgemeinen nicht, da ja bei denselben nicht die Zahl, und nicht das Volumen, sondern lediglich der Heizwert bezahlt wird, der dem Fabrikanten genau bekannt ist, und da sich die Gepflogenheit eingebürgert hat, für eine bestimmte Summe eine bestimmte Anzahl von Kalorien zu liefern. Das heizkräftigste unter allen Brennmaterialien ist die Steinkohle. Ihr Heizwert beträgt 7800-8500 Calorien für ein Kilo verbrannter Kohle, doch kommt für ihre Bewertung nicht die Heizkraft allein in Betracht, sondern auch die sogen. Backfähigkeit. Beim Erhitzen der Steinkohle entstehen nämlich größere oder geringere Mengen fett- oder harzartiger Körper, die sich unter Gasentwicklung und Aufblähen zersetzen, und die einen festen Rückstand hinterlassen, der die einzelnen Kohleteilchen zusammenbäckt! Je nach der Backfähigkeit unterscheidet man: Gasreiche Sand- und Sinterkohle, Gaskohle, Backkohle und Kokskohle, gasarme Sinterkohle u. a. m. Die letztere Sorte ist die beste und heizkräftigste unter allen Steinkohlensorten. Auch die Steinkohle unterliegt, ehe sie in den Handel kommt, einer besonderen Bearbeitung und Aufbereitung, welche den Zweck hat, Aschen bildende Bestandteile, aus ihr zu entfernen, und so ihren Kohlenstoffgehalt zu erhöhen. Hierbei fällt die sogenannte Feinkohle ab, die ebenfalls zu Briketts verarbeitet wird. Diese Briketts werden dadurch erhalten, daß man die Feinkohle mit Teerpech mengt, und dann in der Wärme in Formen einpreßt. Die Briketts aus guter Steinkohle sind die besten, die überhaupt hergestellt werden.

Ein vielfach verwendetes Brennmittel ist der bei der Gasbereitung abfallende, sowie in besonderen Betrieben hergestellte Koks. Derselbe entsteht beim Erhitzen der Kohlen auf 1000-12000. Unter Koks im allgemeinen versteht man Steinkohlenkoks, während der aus Braunkohlen hergestellte Grudekoks genannt wird. Die Güte eines Kokses läßt sich im allgemeinen schon aus seinem äußeren Ansehen beurteilen. Ein guter Koks muß sehr hart sein und möglichst feine Poren haben. Er muß ferner einen hellen Klang besitzen und sein Glanz soll dem des Metalles Antimon gleichen. Je nach dem Rohmaterial, aus dem der Koks hergestellt wird, schwankt sein Heizwert zwischen 6500 und 8000 Calorien. Ein besonderer Vorteil des Koks ist der, daß er ziemlich rauchfrei brennt, und daß daher seine Verwendung sich schon aus hygienischen Gründen empfiehlt.

Unsere Genußmittel.

Herr Prof. Hartwich behandelte dieses interessante Thema in seinem Rathausvortrag. Wir gestatten uns, einiges daraus zu bringen.

Die Umgrenzung des Begriffes "Genußmittel" ist nicht ganz leicht. Genußmittel sind im allgemeinen solche Stoffe, die uns eine angenehme Empfindung bereiten, Gewürze unterscheiden sich