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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Batthyány

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Batthyány.

dem 16. Jahrh. bedeutender auftritt und 1585 in den deutschen Freiherrenstand, 1603 in den Reichsgrafenstand und in ihrer ältern Linie 1764 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, geb. 1497, königlicher Schatzmeister, Kämmerer und Obermundschenk, Obergespan von Eisenburg, Ban von Slawonien und Kroatien, focht 1514 unter Stephan Báthori gegen die empörten Bauern (Kuruzzen) und 1526 bei Mohács, schwankte dann zwischen Zápolya und Ferdinand, erhielt aber letzterm durch seinen Mut 1546-57 das bedrohte Slawonien und Kroatien, schlug 1554 als zu alt die Palatinswürde aus und starb 28. Nov. 1566.

2) Balthasar von, geb. 1538, Schwiegersohn Nikolaus Zrinys, focht mit Auszeichnung in den Türkenkriegen, zeichnete sich auch 1580 gegen Skanderbeg aus und wurde 1582 zum Stellvertreter des Palatins zur Regulierung der Kriegsangelegenheiten erwählt. Er starb 1590. - Sein Sohn Adam I. von B., kommandierender General in Niederungarn, ward 1603 in den Reichsgrafenstand erhoben.

3) Karl Joseph, Fürst von, General und Staatsmann, geb. 1697, focht unter Prinz Eugen 1716 bei Peterwardein und 1734 am Rhein, 1737-39 unter Khevenhüller gegen die Türken und ward General der Kavallerie; 1739-41 war er am Berliner Hof. Im Heer des Prinzen Karl von Lothringen focht er 1742 bei Tschaslau, wo er anfangs die Preußen bedrängte, dann geschickt den Rückzug der Österreicher deckte. Darauf folgte er dem General Nádasdy nach Bayern und ward Gouverneur dieses Landes. Der plötzliche Einfall Friedrichs II. von Preußen in Böhmen 1744 rief ihn dorthin. Nachdem Friedrich II. nach Schlesien zurückgedrängt war, wandte sich B., zum Feldmarschall ernannt, wieder nach Bayern und nötigte durch den Sieg bei Pfaffenhofen den Kurfürsten Maximilian zum Frieden von Füssen (22. April 1745). Darauf focht er in den Niederlanden unter Karl von Lothringen und dem Herzog von Cumberland. 1764 ward er in den Fürstenstand, zum Wirklichen Geheimen Rat, Ban von Kroatien und Oberhofmeister des Erzherzogs Joseph erhoben. Nachdem er letztere Würde 1763 niedergelegt, starb er 15. April 1772 in Wien.

4) Joseph, Graf von, ein um Kirche und Staat hochverdienter ungar. Prälat, geb. 30. Jan. 1727 zu Wien, erhielt 1751 die Priesterweihe, wurde 1752 Domherr zu Gran, dann infulierter Propst, erst des damaligen Kollegiatstifts zu Stein am Anger, später zu Preßburg, 1759 Bischof von Siebenbürgen, 1760 Erzbischof von Kalocsa, 1776 Fürst-Primas von Ungarn und Erzbischof von Gran, 1778 Kardinal und starb 23. Okt. 1799 in Preßburg. In den schwierigsten Lagen seines Vaterlandes war er als "Dionysius im ungarischen Areopag" der thätigste Vermittler, Aussöhner und Förderer, den auch der Ruf der Wohlthätigkeit und des Mäcenatentums schmückt.

5) Ignaz, Graf von, geb. 30. Jan. 1741, zu Rom im Collegio Apollinare als Bibliothekar thätig, als Erlauer Domherr und Propst litterarisch beschäftigt und ebenso seit 1781 als Bischof zu Karlsburg (Weißenburg) eifriger Beschützer und Förderer der Wissenschaften in Siebenbürgen, starb 17. Nov. 1798, nachdem er seine reiche Bibliothek nebst 40,000 Fl. der von ihm zu Karlsburg 1796 errichteten Sternwarte vermacht hatte. Er gab heraus: "Leges ecclesiasticae regni Hungariae" (Karlsburg 1785), die "Acta et scripta" des Bischofs Gerard von Csanád (das. 1790) u. a.

6) Kasimir, Graf von, ungar. Minister des Auswärtigen während der Insurrektion, geb. 4. Juni 1807, bereiste nach Beendigung seiner Studien die meisten Länder Europas, verweilte namentlich in England, schloß sich dann der liberalen Partei an, die er bereits 1840, noch kräftiger aber im Reichstag von 1843 bis 1844 vertrat. Mit fürstlicher Freigebigkeit unterstützte er alle nationalen Unternehmungen, namentlich den Druck liberaler ungarischer Schriften im Ausland, wie er denn selbst einige seiner Reden (Leipz. 1847) veröffentlichte. Im Sommer 1848 wurde er zum Obergespan und Regierungskommissar für das Baranyaer Komitat ernannt; er besetzte Essek, sicherte die Schiffahrt auf der Donau und Dran und errang 13. Nov. bei Szarvas und 19. Dez. bei Chezin Vorteile. Als sich Essek im Februar 1849 den Österreichern ergab, entkam B. nach Debreczin und wurde von der dort weilenden ungarischen Regierung zum Zivil- und Militärgouveneur ^[richtig: Militärgouverneur] für Kleinkumanien, Szegedin, Theresiopol und Zombor ernannt, in welcher Eigenschaft er später an Perczels Feldzug in der Bacska Anteil nahm. Nach der Unabhängigkeitserklärung 14. April 1849 wurde er Minister des Auswärtigen und folgte Kossuth auf dem Rückzug nach Szegedin und Arad. Nach der Katastrophe von Világos flüchtete er nach Widdin und wurde dann mit Kossuth und den übrigen Häuptern der Revolution zuerst nach Schumna und von da nach Kutahia gebracht, das er im September 1851 mit ihnen verließ. Er starb in Paris 13. Juli 1854 an der Cholera.

7) Ludwig, Graf von, Präsident des ungar. Ministeriums während der Insurrektion, geb. 1809 zu Preßburg, diente anfangs in der Armee, widmete sich dann den Studien, bereiste mit seiner Gemahlin, einer Gräfin Zichy, die meisten Länder Europas und den Orient und erlangte seit 1838, dem patriotischen Beispiel Széchényis folgend, als Pfleger der ungarischen Sprache und Förderer der materiellen Interessen des Vaterlandes eine große Popularität. Als Mitglied der Magnatentafel stimmte er für die Reform, bekämpfte als Sprecher der Opposition auf dem Reichstag 1843-44 die Politik der Regierung und der Konservativen und erklärte sich offen gegen den Reichskanzler Apponyi. Wegen seiner entschieden liberalen Haltung galt er bald für einen Radikalen, zumal als er 1847 die Wahl Kossuths zum Deputierten des Pester Komitats für den Reichstag von 1847 unterstützte. Batthyánys Einfluß wuchs, als Erzherzog Stephan, sein Freund, das ungarische Palatinat erhielt. Als infolge der Märztage 1848 die Forderungen der Ungarn vom Kaiser bestätigt wurden und ein neues Ministerium die Geschäfte übernahm, trat B. 17. März als Präsident ohne Portefeuille an die Spitze desselben. Er bemühte sich nun zuvörderst, die politische Union zwischen Österreich und Ungarn aufrecht zu erhalten, trat aber 11. Sept. nach dem Einbruch des Banus Jellachich in Ungarn und nach den fruchtlosen Unterhandlungen mit dem österreichischen Kabinett zurück. Am 12. Sept. wurde er vom Palatin beauftragt, ein neues Ministerium zu bilden, das aber, obwohl aus gemäßigten Männern bestehend, die königliche Bestätigung nicht erhielt. Nach Auflösung des ungarischen Reichstags infolge der Ermordung des zum Landeskommissar ernannten Grafen Lamberg kehrte B. 5. Okt. auf sein Gut Ikovár zurück, ehe noch 6. Okt. die Revolution ausbrach, deren blutige Veranlassung, die Ermordung Latours, man später auf seine Rechnung schrieb. Auch beteiligte er sich am Kampf gegen die kaiserlichen Truppen und nahm im November 1848 in Pest im Reichstag seinen Sitz ein, blieb hier jedoch dem Landesverteidigungsausschuß fern. Er war im Januar 1849 Mitglied einer auf seinen Antrag an den Fürsten