736
A piacere – Apis (Stier)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Apia'
Kirche, die meisten Kaufläden und die Niederlassung von Ruge und Hedemann gerechnet. Der Hafen ist den Nordwinden offen; 1893 liefen 81 Handelsschiffe mit 74955
t ein. Am 16. März 1889 verlor hier die deutsche Kriegsmarine 2 Schiffe, 5 Offiziere und 90 Mann bei einem Orkan. – Vgl. Tesdorpf, Das Gefecht bei A. Ende 1888 und
fernere Ereignisse dort 1889 (Berl. 1891).
A piacere (ital., spr. -tschehre, d. i. nach Gefallen, nach Belieben, auf
Verlangen), eine Klausel im Wechsel zur Bestimmung der Zahlungszeit, welche die Deutsche Wechselordnung nicht zuläßt, wohl aber die Österreichische. Sie bedeutet,
daß der Wechselinhaber die Zahlung jederzeit fordern kann. In der Österr. Wechselordnung ist das a piacere ausdrücklich dem
a vista gleichgestellt, so daß der Wechsel a piacere als reiner
Sichtwechsel (s. d.) gilt. Die Klausel kommt wohl auch in dem Sinne vor, daß sie die Zahlungszeit in das Belieben des Verpflichteten stellt, ist in
diesem Sinne im Wechsel aber unzulässig und würde den Wechsel ungültig machen. – A p. (a piacimento) in der Musik, s.
Al piacer.
Apiānus, Petrus, eigentlich Bienewitz oder
Bennewitz, Astronom und Geograph, geb. 1495 zu Leisnig in Sachsen, studierte in Leipzig, war seit 1527 Professor der
Mathematik zu Ingolstadt, ward 1541 von Kaiser Karl V. in den Adelstand erhoben und starb 21. April 1552 zu Ingolstadt. In seiner berühmten
«Cosmographia» (Landsh. 1524; Antwerp. 1529 u.ö.), die in mehrere Sprachen übersetzt worden ist, schlug er nach dem
Vorgange Werners die Messung von Monddistanzen zur Bestimmung geogr. Längen vor und machte zuerst die Bemerkung, daß die Schweife der Kometen von der
Sonne abgewendet seien. Sonst sind noch sein «Astronomicum Caesareum» (Ingolst. 1540, mit Holzschnitten) und die
«Inscriptiones sacrosanctae vetustatis» (ebd. 1534, mit Holzschnitten) hervorzuheben. A. erfand und verbesserte verschiedene
mathem. und astron. Instrumente, von denen er mehrere in besondern Schriften beschrieben hat. – Vgl. Günther, Peter und Philipp Apian (Prag 1882).
Apiānus, Philipp, Sohn des vorigen, geb. 14. Sept. 1531 zu Ingolstadt, folgte daselbst dem Vater auf dem
Lehrstuhle, mußte aber, weil er Protestant war, 1568 flüchten. Er wurde hierauf Professor der Mathematik zu Tübingen und starb daselbst 14. Nov. 1589. A. machte sich
berühmt durch die «Bayr. Landtafeln» (1568), eine Karte von Bayern in 24 Blatt. Einen Erd- und einen Himmelsglobus von A. aus dem Jahre 1576 bewahrt die
königl. Hof- und Staatsbibliothek zu München. – Vgl. Günther, Peter und Philipp A. (Prag 1882); ders., Die Münchener Globen Philipp Apians, im «Jahrbuch für
Münchener Geschichte», Jahrg. 2 (1888).
Apicĭus, Marcus Gabius, ein sprichwörtlich gewordener Feinschmecker, der zur Zeit des Augustus und Tiberius lebte und die
Kochkunst um viele neue Erfindungen bereicherte. Als er sein großes Vermögen bis auf einen Rest von etwa 1 Mill. M. erschöpft hatte, nahm er Gift, um nicht, wie er
fürchtete, Hungers sterben zu müssen. Das Kochbuch in 10 Abteilungen, «De re coquinaria», das den Namen des A.
trägt, rührt von einem gewissen Caelius her, der sein Werk wohl «Apicius» betitelt hatte. Es wurde zuletzt
herausgegeben von Schuch (2. Aufl., Heidelb. 1874).
A pied (frz, spr. appĭéh), zu Fuß.
Apiīn, das in Nadeln krystallisierende Glykosid des Petersilienkrautes,
C27H32O16, welches durch verdünnte Säuren in Zucker und Apigenin,
C15H10O5, zersetzt wird.
Äpīnus, Franz Maria Ulrich Theod., deutscher Physiker, geb. 1724 zu Rostock, studierte anfangs Medizin, widmete sich dann
physik. und mathem. Studien und zeichnete sich darin derartig aus, daß er Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften wurde. 1757 ließ er sich in Petersburg als
Mitglied der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften und Professor der Physik nieder, stand in großer Gunst bei Katharina II., die ihn zum Erzieher ihres Sohnes Paul
bestimmte, und wollte Schulen in ganz Rußland einführen, was ihm aber mißlang. Ä. starb im Aug. 1802 zu Dorpat. Er erzielte besondere Erfolge auf dein Gebiete der
Elektricität und des Magnetismus und baute die Franklinsche Theorie weiter aus. Er veröffentlichte:
«Tentamen Theoriae Electricitatis et Magnetismi» (Petersb. 1759), sein Hauptwerk; ferner
«On the distribution of heat at the surface of the earth» (1762) und andere Schriften astron., mechan., optischen, meteorolog.
und rein mathem. Inhalts.
Apiocrīnus Son.,
Birnenhaarstern, Vertreter der bekanntesten oberjurassischen Seelilienfamilie, am meisten eigentümlich durch den
allmählichen Übergang des Stieles in den aus sehr großen Kalkstücken gebildeten Kelch mittels sehr bedeutender, ungefähr birnförmiger Verdickung der Stielglieder.
Apiōl, Petersilienkampfer, eine organische Verbindung von der Zusammensetzung
C12H14O4, die neben einem Terpen bei der Destillation von Petersiliensamen mit
Wasserdämpfen erhalten wird. Es krystallisiert in Nadeln, ist unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol und Äther, schmilzt bei 32° und siedet bei 294°. In konzentrierter
Schwefelsäure löst sich A. mit roter Farbe. Durch alkoholisches Kalium wird es in das isomere Isapiol übergeführt, das durch Oxydation Apiolaldehyd,
C10H10O5, und Apiolsäure,
C10H10O6, liefert. Die letztere spaltet sich beim Erhitzen in Kohlensäure und
Apion, C9H10O4, welches wahrscheinlich ein
Methyläther eines Tetraorybenzols ist. A. wird besonders in Frankreich als Ersatz des Chinins bei Wechselfieber in täglichen Dosen von
0,25 benutzt, größere Mengen verursachen, ähnlich wie große Chinindosen, Trunkenheit, Kopfschmerz u.s.w.
Apĭos Moench, Gattung von
Schlingpflanzen aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Papilionaceen, mit nur wenigen Arten, hat unpaarig gefiederte Blätter und
in dichte, achsel- und endständige Trauben gestellte Blüten. Die bekannteste Art, A. tuberosa
Pursh. aus Nordamerika, seit 1640 bekannt, mit purpurfarbenen Blumen, findet sich häufig als Gartenzierpflanze und eignet
sich zu Lauben, Pyramiden und Wandbekleidungen. Sie hat einen aus (eßbaren) Knollen zusammengesetzten, viele Ausläufer bildenden Wurzelstock, durch dessen
Zerteilung sie leicht vermehrt werden kann.
Apĭrie (grch.), Mangel an Erfahrung.
Apis, ägypt. Hap, heiliger Stier, zu Memphis verehrt. Sein Dienst ist uralt; nach der manethonischen
Überlieferung soll er in der 2. Dynastie vom Könige Kaiechôs zugleich mit dem des Mnevisstieres von Heliopolis und des Bocks von Mendes eingeführt worden sein.
Man setzte den A. mit dem Ortsgott von Memphis, dem Ptah, in Verbindung
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 737.