Schnellsuche:

Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Ehinger

57

und von diesem reich beschenkt kehrte er in seine Heimat nach Ulm zurück, beladen mit Gold und Silber, mit Kriegsruhm und Ehren geschmückt. Aus dieser edlen Familie brachte einer bei dem letzten Zug gegen die Böhmen aus seine eigenen Kosten Knechte, Rosse und Wagen auf und sie zogen als Teilnehmer gegen die Ungläubigen mit dem Heere des Herrn Pfalzgrafen vom Rhein und so sorgten sie getreulich für alle Kriegsbedürfnisse, Zelte, Waffen und Proviant und leisteten auch dem Pfalzgrafen in vielem Vorschub. Auch in Schlachten kämpften sie für das Beste des Vaterlandes und viele von ihnen wurden, wie man auf den Epitaphien ihrer Gräber liest, getötet. Von dieser Familie hatte von Anfang an, da die Bürgerordnung begann, bis jetzt fast immer einer ein höheres Amt in Ulm inne. Auch regierten die Krafft mit großer Ruhe. Heute aber gilt diese Familie, geleitet und erhalten durch die göttliche Vorsehung, für berühmt durch Reichtum, Ehren und Zahl ihrer Mitglieder. Es gibt aber außer unseren Krafft noch andere Adelige und Reiche dieses Namens, die andere Wohnsitze und andere Wappenzeichen haben; von diesen zu reden liegt nicht in meiner Absicht.

(pag. 82. )

Ehinger.

Wo die hochberühmte und wohlhabende Ulmische Familie der Ehinger anfänglich ihren Ausgang genommen habe, darüber hat die lange Folge der Zeiten Vergessenheit und Zweifel gebreitet. Denn einige sagen, sie haben einst Egrenser, in der Volkssprache Egrer, geheißen darum, daß sie zuerst von Eger, einer Stadt in der Lausitz, nach Franken sich begeben haben und von da nach Schwaben ausgewandert seien und in Ulm sich niedergelassen haben. Wenn die Leute, die solches sagen, dies nur aus dem Namen erjagen, so stützen sie sich fürwahr auf ein schwaches Fundament, denn so könnten wir vermuten, daß sie aus Ägea, einer sehr berühmten Stadt der Provinz Cilicien, nicht weit von Tarsus, dem Gütchen des hl. Paulus, stammen, oder von einer der Inseln des ägeischen Meeres, durch welche dieses Meer besonders berühmt ist. Einige sagen, die Ehinger seien vor Alters ein Teil der Familie Egen gewesen, die in Augsburg wohnt; von dieser losgetrennt und abgesondert haben sie für sich einen anderen Namen angenommen, so wie es auch die de Argo (von Argen) gemacht haben, die von derselben Familie der Egen abstammen. Andere glauben, die Echinger seien nach einer Stadt Echingen (Ehingen) in einer Provinz des Herzogs von Östreich genannt worden, aber durch welchen Vorfall, sagen sie nicht. Die übrigen behaupten, daß sie von Ehingen, einem Dorf in Rhätien bei Öttingen, Ehinger genannt worden seien. So sagen die einen dies, die andern das, weil diese Familie groß ist und einen Namen in Schwaben hat, und über ihren Ursprung wundern sich viele, daß er, obwohl sie die Sitten hoher und berühmter Adeliger haben, umsichtigen Männern zweifelhaft ist. Denn meistens sind sie verständig und beredt, reich und freigebig, mächtig und gebildet, was wahrhaft Eigenschaften der Adeligen sind. Über ihren Ursprung werde ich das, was ich aus alten Urkunden erfahren und von den Älteren dieser Familie gelernt habe, berichten. Vor allem also sage ich ohne Bedenken, daß diese Familie den Keim eines alten Adels enthalte, lange vor dem jetzt vorhandenen Gemeinwesen der Ulmer, und andere Wohnsitze in weit entlegenen Gegenden gehabt habe. Und erst nach langer und verschiedener Umdrehung des Schicksalsrades wurden sie,