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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kalem; Kalema; Kalenberg; Kalendariographie; Kalendarium; Kalende; Kalendel; Kalender

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Kalem - Kalender.

diesem Spiegel ein zweites Bild, welches in dem ersten ein drittes Bild geben kann, u. s. f. Allein diese Bilder entfernen sich immer mehr von dem Gegenstand und fallen endlich in den Scheitelwinkel der Spiegel, also hinter jeden derselben, so daß sie unwirksam werden. Fügt man drei Spiegel so aneinander, daß ein hohles Prisma mit spiegelnden Innenflächen entsteht, und bildet daraus ein K., so erhält man statt des kreisförmigen Gesichtsfeldes eine ausgedehnte Ebene, und diese ist nur durch die Schwächung der äußern Bilder begrenzt, welche dieselben vermöge des Lichtverlustes erleiden, den die wiederholte Spiegelung verursacht. Bildet der Querschnitt des Prismas in diesem Triangularkaleidoskop ein gleichseitiges Dreieck, so erblickt man das Gesichtsfeld in lauter gleichseitige Dreiecke geteilt; bildet der Querschnitt dagegen ein gleichschenkelig-rechtwinkeliges Dreieck, so erblickt man auf dem Gesichtsfeld lauter Quadrate etc. Das K. war für technische Zwecke, besonders zum Entwerfen von Mustern, bestimmt; die ewige Wiederholung von Sternen ermüdet indessen, und erst durch die Veränderungen, welche Emsmann dem Instrument 1861 gegeben, dürfte jener Zweck besser erreicht werden. Das neue Instrument, Typoskop, besteht aus einem gewöhnlichen K. von etwa 13 cm Länge und 3,25 cm Durchmesser, welches an seinem Okularende offen bleibt und noch ein das Rohr umfassendes und an demselben verschiebbares und drehbares Auszugsrohr von 15-20 cm Länge erhält. Letzteres schließt an die Kaleidoskopröhre an, erweitert sich nach dem Okularende und nimmt dort ein polyedrisches Glas (weiß, blau oder gelb) in einer etwa 5 cm betragenden Entfernung von der dem Auge zugewendeten Öffnung auf. Dieses Instrument bietet eine überraschende Mannigfaltigkeit von den einfachsten bis zu den zusammengesetztesten Mustern, und es läßt sich dabei sofort übersehen, welchen Eindruck das Muster in der Zusammenstellung machen wird. Durch Drehung des Kaleidoskops oder des polyedrischen Glases sowie durch Verschiebung der zweiten Röhre kann man die Zusammenstellung der einzelnen Bilder einigermaßen abändern, ohne die Bilder selbst zu stören, so daß man über die vorteilhafteste Anwendung derselben sofort ein Urteil gewinnt. Für den praktischen Gebrauch empfehlen sich zu demselben polyedrischen Glas Kaleidoskope von 60, 45 und 36°; auch wechselt man vorteilhaft das polyedrische Glas und richtet die Kapsel so ein, daß man die Objekte beliebig ändern kann. Ganz ähnliche Bilder wie mit dem beschriebenen K. erhält man auch auf die einfachste Weise durch zwei Spiegel, welche an einer Seite zusammenstoßen und auf eine ebene Fläche gestellt werden. Legt man zwischen beide irgend einen Gegenstand, z. B. einen irgendwie verschlungenen Seidenfaden oder ein Blatt Papier mit einer darauf gezeichneten verschnörkelten Linie, so erblickt man ein vollkommen regelmäßiges Bild nach den eben angegebenen Gesetzen, indem sich die Linie oder der Gegenstand zwischen den Spiegeln so oft aneinander reiht, als der Winkel, welchen die Spiegel miteinander bilden, in 360 enthalten ist. Dieser Apparat, Debuskop (Karloskop, Episkop), bietet vor dem gewöhnlichen K. sehr viele Vorteile, weil man den Spiegeln jede beliebige Stellung geben und die Bilder fortwährend willkürlich verändern, aber auch beliebig festhalten kann. Man findet denselben in Tapisseriegeschäften, welche mit demselben auf einfache Weise zeigen, welchen Eindruck "angefangene" Stickereien nach der Vollendung machen werden. S. Chromatoskop. Vgl. Spiegelung.

Kalem (arab., "Feder"), in der Türkei allgemeine Bezeichnung für Büreaus und Amtslokalitäten.

Kalema, an der Westküste Afrikas gebräuchliche Bezeichnung der Meeresbrandung, wie dieselbe an Flachküsten auch anderwärts auftritt.

Kalenberg, ehemaliges Fürstentum in der preuß. Provinz Hannover, besteht aus den gegenwärtigen Kreisen Hameln, Wennigsen, Stadt- und Landkreis Hannover oder aus dem Südteil des Regierungsbezirks Hannover, umfaßt etwa 2250 qkm (41 QM.) mit 280,000 Einw. und hat nur im S. einige Höhenzüge (Ith, Süntel, Osterwald, Deister), im N. aber vorzugsweise Sand- und Moorboden. Es ist nach dem in der Gemeinde Schulenburg des Kreises Wennigsen belegenen Schloß (jetzt Domäne mit Amtsgericht) benannt. - K. gehörte ursprünglich zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und war 1432-82 unter Wilhelm I. und 1495-1584 unter Erich dem ältern und Erich dem jüngern mit Göttingen im Besitz einer Seitenlinie des herzoglichen Hauses. Von dem Zweig K. des welfischen Hauses Neu-Lüneburg, der 1679 von Ernst August begründet wurde, stammt die Dynastie in Großbritannien und die früher in Hannover regierende ab (s. Hannover, S. 133). Vgl. v. Hodenberg, Calenberger Urkundenbuch (Hannov. 1855-58).

Kalenberg, Pfaffe vom, s. Kahlengebirge.

Kalendariographie (lat.), die Lehre von der Anfertigung der Kalender.

Kalendarium (lat.), die Festverzeichnisse, welche die Namen der in einer Kirche verehrten Märtyrer und Heiligen (s. d.) mit Angabe ihres Festtags enthielten. Seit dem 8. Jahrh. wurden sie sehr zahlreich; das größte Ansehen genoß das römische K.

Kalende, Abgabe von Viktualien, welche Landleute dem Pfarrer und Organisten im Herbst zu entrichten hatten; hier und da noch jetzt gebräuchlich.

Kalendel, s. v. w. Ringelblume, s. Calendula.

Kalender (v. lat. calendae), das Verzeichnis der nach Wochen und Monaten geordneten Tage eines Jahrs nebst Angabe der Feste, der Mondphasen, des Auf- und Unterganges der Sonne und verschiedener andrer astronomischer Ereignisse. Das Bedürfnis einer Einteilung der Zeit führte schon früh zu der Annahme von Monaten von 29 und 30 Tagen, denen der synodische Monat von 29,5306 Tagen = 29 Tagen 12 Stunden 44 Minuten 3 Sekunden zu Grunde liegt. Durch Beobachtung der Lichtgestalt des Mondes ließ sich die ungefähre Dauer dieser Periode leicht feststellen. Einen größern Abschnitt bildet das Jahr, welches sich dem mittlern tropischen Sonnenjahr von 365,2422 Tagen = 365 Tagen 5 Stund. 48 Min. 46 Sek. (s. Jahr) anschließt. Durch Beobachtung des heliakischen Frühaufganges des Sirius war die Dauer desselben näherungsweise von 365¼ Tagen schon im 14. Jahrh. v. Chr. den ägyptischen Priestern bekannt. Außer dem Sonnenjahr kommt aber auch ein Mondjahr von 12 Monaten mit abwechselnd 29 und 30 Tagen, also von 354 Tagen, vor. In Athen führte Solon dasselbe 594 v. Chr. ein; doch wurde, um eine Übereinstimmung mit dem Lauf der Sonne herbeizuführen, alle drei Jahre noch ein Monat von 30 Tagen eingeschaltet. Vollständiger erreichte dieses Ziel Kleostratos (61. Olympiade) durch die Oktaeteris, einen achtjährigen Schaltkreis, in welchem das 3., 5. und 8. Jahr einen Schaltmonat von 30 Tagen erhielt; da hier in 8 Jahren 90 Tage eingeschaltet wurden, so war die mittlere Dauer eines Jahrs 354 + 11¼ = 365¼ Tage. Die Thatsache, daß 235 synodische Monate nahezu gleich sind 19 tropischen