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Kleinäugler - Kleiner Krieg
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kleinasien'
Abgesehen von den Hethitern (s. d.), die am Ende des 2. Jahrtausends von Syrien aus bis an
das Agäische Meer vordrangen, sind spätestens in dieser Zeit auch die Karer von den westl. Inseln her eingedrungen. Um die Wende
des 2. Jahrtausends beginnt dann die griech. Kolonisation zunächst peloponnesischer (arkadischer) Völkerschaften nach Pamphylien
und Cypern. Am Beginn des 1. Jahrtausends folgten nacheinander aus Nord- und Mittelgriechenland und dem Peloponnes die
Wanderzüge, welche zur Gründung der äol., ion., dor. Kolonien an der Westküste führten. Es entstanden damals, gewöhnlich an der
Stelle älterer Ortschaften, die meisten der zahlreichen Griechenstädte: Mytilene, Kyme, Smyrna, Chios, Ephesus, Samos, Milet, Kos,
Halikarnaß u. a. (S. Karte: Das Alte Griechenland, Bd. 8, S. 314.) In der
gemeinsamen, andauernden Gefahr schlossen sie sich vielfach enger zusammen zu Bünden, die Ionier von 12 Städten (Dodekapolis),
die Dorier von 6 Städten (Hexapolis).
(S. Griechenland, Bd. 8, S. 320b fg.) Das Lydische Reich unter
Alyattos und Krösus bekämpfte im 7. und 6. Jahrh. v. Chr. die westkleinasiat. Griechenstädte heftig und unterwarf sie schließlich. Damals
zum ersten und einzigen Male bildete Alt-Kleinasien (westlich des Halys) ein einheitliches Reich. Aber dieses Reich wurde Mitte des 6.
Jahrh. durch die Perser gestürzt; sie eroberten die westl. Griechenstädte mit und teilten ganz K. in drei große Verwaltungsbezirke
(Satrapien), in die um Sardes, um Daskyleion und um Tarsus. Im Beginn des 5. Jahrh. (479) v. Chr. erlangten zwar die Westgriechen als
Mitglieder des athenischen Seebundes ihre Freiheit zurück, wurden aber nach mancherlei Schwankungen im Frieden des Antalcidas
(387 v. Chr.) wieder preisgegeben. Am Ende des 4. Jahrh. unternahm Alexander d. Gr. seinen Siegeszug durch K. in das pers. Kernland.
K. Wurde macedonisch und nach Alexanders frühem Tode (323) das Hauptgebiet des Hellenismus, der hier zu voller Entfaltung gedieh.
Die blutigen Kämpfe der Diadochen und Epigonen spielten sich hier ab. (S. Karte:
Diadochenreiche, Bd. 5, S. 240.)
278 v. Chr. brachen die Galater ein und besetzten das nach ihnen benannte Gebiet. Endlich wurde wenigstens ein großer Teil
West-Kleinasiens wieder im Pergamenischen Reiche geeint. Nebenher bildete sich eine Anzahl kleinerer Fürstentümer auf nationaler
Grundlage. Als dann 133 v. Chr. das Pergamenische Reich an die Römer siel, schufen diese daraus die Provinz Asia und dehnten von
hier stetig ihre Herrschaft aus. Den Gedanken einer Einigung dieses hellenisierten K.s nahm noch einmal König Mithridates VI. von
Pontus auf, scheiterte aber damit und unterlag 63 v. Chr. endgültig gegen Rom. Damals erreichte K. ungefähr den heutigen Umfang; es
zerfiel in die Provinzen Asia, Bithynia und Pontus, Galatia, Kappadocia, Lycia und Pamphylia, Cilicia, Cyprus, doch ist auch in dieser
Einteilung mancherlei zu verschiedener Zeit geändert worden. (S.Karte:
Das Römische Reich,
beim Artikel Rom und Römisches Reich.) Die Ruhe dauerte nur kurze Zeit für die Prätendentenkämpfe der Kaiserzeit;
für die einbrechenden Parther und Neuperser bildete K. den Kampfplatz. Im Byzantinischen Reiche war K. In mehrere
Verwaltungsbezirke, Themata (s. d.) genannt, eingeteilt (s. Karte:
Byzantinisches Reich,
Bd. 3, S. 814), bildete aber auch damals den Schauplatz fortwährender Kriege, bis es endlich ↔ im 11. Jahrh. unter die
Herrschaft der Seldschuken, im 14. Jahrh. unter die der Osmanen kam.
Litteratur. Hamilton, Researches in Asia minor (2 Bde., Lond.
1842); Tchihatcheff, Asie mineure (8 Bde., Par. 1852–69); Texier,
Asie mineure (ebd. 1862); Kiepert,
Nouvelle carte générale des provinces asiatiques de l'Empire Ottoman (Berl. 1884); Tchihatcheff,
Kleinasien (in «Das Wissen der Gegenwart», Bd. 64, Lpz. und Prag 1887); Ramsay,
The historical geography of Asia minor (Lond. 1890); Humann und Puchstein, Reisen in K. und
Nordsyrien (Berl. 1890); Kiepert, Specialkarte von West-Kleinasien (ebd. 1890); Naumann, Vom Goldenen Horn zu den Quellen des
Euphrat (Münch. 1893).
Kleinbahnen, in neuester Zeit gewählte Bezeichnung für Bahnen von lediglich örtlicher Bedeutung, die in das
preuß. Gesetz vom 28. Juli 1892 an Stelle der ursprünglich vorgeschlagenen Bezeichnung «Bahnen unterster Ordnung» Aufnahme
gefunden hat. Eine «Zeitschrift für K.» (hg. vom preuß. Ministerium der öffentlichen Arbeiten) besteht seit 1. Jan. 1894. (S. auch
Eisenbahnen, Bd. 5, S. 857b und Eisenbahnrecht, S. 876b.) Zu den K. im weitern Sinne
gehören auch die für das öffentliche Bauwesen und industrielle Etablissements bestimmten Bahnen.
(S. Transportable Eisenbahnen.)
Kleinbären, Gruppe der Gattung Bär (s. d.).
Kleinbetrieb, der mit geringem Kapital und wenigen Arbeitskräften unternommene, handwerksmäßige
Gewerbebetrieb, der im allgemeinen, falls er nicht einen hausindustriellen Charakter trägt, nur auf den örtlichen Absatz berechnet ist. In
neuerer Zeit ist der K. durch Anwendung der hochentwickelten Kleinmotoren (s. d.) in den Stand gesetzt, mit dem
Großbetrieb einigermaßen zu wetteifern. (S. Großbetrieb und Handwerk.)
Klein-Burgund (lat. Burgundia minor), zur Zeit der Hohenstaufen Name
einer Landgrafschaft, die das Gebiet rechts der mittlern Aare, von Thun bis Aarwangen, umfaßte und von den Zähringern an die von
Buchegg verliehen worden war.
Kleine Bucharei, s. Buchara (Bd. 3, S. 647a).
Kleine Chirurgie oder niedere Chirurgie, derjenige Teil der Chirurgie,
welcher sich mit den im täglichen Leben vorkommenden kleinern Operationen (Schröpfen, Ansetzen von Blutegeln, Aderlaß, Setzen von
Klystieren, Operation der Hühneraugen, Ausziehen von Zähnen u. dgl.) befaßt und gewöhnlich von den Heilgehilfen ausgeübt wird. –
Vgl. Wolzendorff, Handbuch der K. C. (Wien 1883; 2. Aufl. 1889).
Kleineisenzeug, verschiedene kleinere Artikel, besonders aus Schmiedeeisen, wie Nägel, Nieten, Bolzen u.s.w.
Der mit der Herstellung von K. beschäftigte Industriezweig heißt Kleineisenindustrie.
Kleiner Krieg, zusammenfassende Bezeichnung derjenigen Unternehmungen schwacher Abteilungen,
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.