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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kolokol; Kolokolnik; Kolokotronis; Koloman; Kolombine; Kolombinlack; Kolombo; Kolomea

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Kolokol - Kolomea.

Kolokol (russ., "Glocke"), Titel einer Zeitschrift von Alex. Herzen (s. d.).

Kolokolnik (russ.), "Glockenturm", der in Rußland immer von der Kirche abgesondert steht.

Kolokotronis, Theodor, Heerführer und Parteihaupt im griechischen Befreiungskampf, geb. 3. April 1770 zu Karytena in Arkadien, Sohn des tapfern Klephthenführers Konstantin K., trat 1802 in ein auf den Ionischen Inseln errichtetes Regiment, 1814 auf Zakynthos als Subalternoffizier in das vom General Church gebildete griechische leichte Infanterieregiment, eilte beim Ausbruch der griechischen Revolution 1821 in die Heimat zurück und leitete den Aufstand in Arkadien. Von athletischer Gestalt und ausdrucksvollen Zügen, kühn, schlau und unermüdlich, war er ein ausgezeichneter Führer der Klephthenscharen. Dabei war er freilich auch ehrgeizig, leidenschaftlich, trotzig und habsüchtig. Er nahm an den Belagerungen von Tripolizza, Nauplia und Akrokorinth hervorragenden Anteil und fiel in Livadien ein. Auch im nächsten Feldzug zeichnete er sich aus und erfocht zwei Siege über die Türken bei Kleones und in Phlius. Mit dem Waffenglück wuchsen jedoch auch K.' Übermut und Selbstsucht. So machte er sich aus eigner Machtvollkommenheit zum Gouverneur von Nauplia und erhob gegen den Nationalkonvent, der sich 1823 daselbst versammelte, drohende Forderungen. Nur durch das Versprechen, daß man ihn zum Oberfeldherrn ernennen und Pietro Mauromichalis an Macht und Würde gleichstellen werde, ließ er sich zur Auslieferung der Schlüssel von Nauplia bewegen, und durch neue Drohungen zwang er die Regierung, ihn auch zum Vizepräsidenten des Verwaltungsrats zu ernennen. Dadurch nicht befriedigt, erhob er die Fahne des Aufruhrs, ward aber nach mehreren unglücklichen Gefechten gegen die Regierungstruppen unter Guras zum Rückzug nach Karytena genötigt, hier gefangen genommen und als Staatsgefangener in ein Kloster auf Hydra abgeführt (Februar 1825). Da jedoch kurz darauf die Kriegsoperationen eine für die Griechen ungünstige Wendung nahmen, vertraute ihm die Regierung zu Nauplia im Mai ein Armeekorps von 10,000 Moreoten an. K. war aber im Kampf gegen Ibrahim Pascha nicht glücklich. Auch unter der Regierung des Grafen Kapo d'Istrias behielt K. den militärischen Oberbefehl im Peloponnes und wußte denselben teils zur Erreichung seiner eignen Zwecke, teils zur Befestigung des Gewaltsystems des Präsidenten zu benutzen. Nach dem Tode des letztern (9. Okt. 1831) zum Mitglied der provisorischen Regierungskommission erwählt, zeigte sich K. als einen hartnäckigen Verteidiger der Regierungsgrundsätze des russisch gesinnten Kabinetts von Nauplia, und selbst nach dem Sieg der liberalen Partei (April 1832) blieb er fortwährend der erbittertste Gegner der neuen Ordnung der Dinge. Ja, er bekämpfte die neue Regierungskommission mit Waffengewalt, und nur eine Niederlage, die er im Januar 1833 erlitt, konnte ihn an der weitern Verfolgung seiner Pläne hindern. Ebenso feindselig trat er mit seiner Partei der Regentschaft des Königs Otto entgegen, ward aber mit mehreren andern, unter denen auch sein Sohn Gennaios K., im März 1834 verhaftet und 26. Mai als Hochverräter zum Tod verurteilt. Der König verwandelte die Strafe in zehnjähriges Gefängnis, welches K. auf der Festung Palamidi bei Nauplia antrat. Bei der Thronbesteigung König Ottos 1. Juni 1835 wurde er jedoch völlig begnadigt, ihm obendrein sein Rang als General zurückgegeben und sogar das Großkreuz des Erlöserordens und eine Stelle im Staatsrat verliehen. Seitdem lebte er zu Athen, wo er 15. März 1843 starb. Sein Leben beschrieb Konstantin K. (Athen 1851). - Sein Sohn Gennaios starb als Generalleutnant und Chef des Militärwesens zu Athen 4. Juni 1868 und wurde im Tode durch die seltene Auszeichnung einer dreitägigen Landestrauer geehrt. Seine Denkwürdigkeiten gab Philadelpheus 1856 heraus.

Koloman (Kalmany, der "Bücherkundige, Bücherfreund", Kunyves, Könyves Kálmán), König von Ungarn 1095-1114, Sohn Geisas, war, wenn auch körperlich mißgestaltet, ein Mann von Geist und Energie. Er unterwarf Kroatien und das Gebiet am Adriatischen Meer, wies 1096 die zuchtlosen Scharen der Kreuzfahrer unter Emiko von Leiningen von seinen Grenzen zurück und verteidigte 1108 die Unabhängigkeit seines Reichs erfolgreich gegen den deutschen Kaiser Heinrich V., der Kolomans Bruder Almus auf den Thron erheben wollte. Von großer Bedeutung ist seine gesetzgeberische Thätigkeit: er ordnete die Rechtspflege, indem er das Reich in zwölf Gerichtskreise teilte, in welchen zweimal im Jahr von den Geistlichen und Amtleuten Gericht gehalten wurde, regelte die königlichen Einkünfte und die Steuer- und Finanzordnung sowie die Heeresfolge und die Rechte des Adels. Die Kirche begünstigte er sehr und führte das kanonische Recht ein, erließ Kirchengebote über Sonn- und Festtage, Eheschließung, Sakramente etc., beschränkte Juden und Ismaeliten im bürgerlichen Verkehr und untersagte aufs strengste alle heidnischen Gebräuche. Nur eine gesetzliche Ordnung der Thronfolge erreichte er nicht. Er starb 1114, und ihm folgte sein Sohn Stephan II.

Kolombine, Charaktermaske, s. Colombina.

Kolombinlack, s. v. w. Florentiner Lack.

Kolombo (Kola-ambu), die Hauptstadt der Insel Ceylon, auf der Südwestküste derselben gelegen, durch Eisenbahn mit Kandi im Innern und mit Kalutotta im S. verbunden, besteht aus der europäischen Stadt und der Stadt der Eingebornen, einer Ansammlung von Hütten, welche sich im N. der erstern an den Ufern des Flüßchens Kailani hinziehen. Zwischen ihnen erhebt sich auf einer vorspringenden Spitze die große von den Holländern erbaute Citadelle. Die europäische Stadt wird durch zwei Hauptstraßen in vier Viertel geteilt und enthält das Haus des Gouverneurs, ein Museum, hallenreiches Zollhaus, ein paar Standbilder früherer Gouverneure, einen massiven Glockenturm, Kirchen und Tempel der verschiedenen Bekenntnisse, in welche sich die fast 112,000 Seelen starke, aus Singhalesen, Parsen, Juden, Mauren, Malaien, Tamulen, Kaffern, degenerierten Nachkommen von Portugiesen und Mischlingen von Engländern und Holländern und eingebornen Frauen bestehende Bevölkerung scheidet. Der von Natur sehr schlechte Hafen ist durch Anlage eines großen Hafendammes verbessert worden, und seit 1882 laufen die Dampfer der Peninsular and Oriental Company, der Messageries maritimes, des Österreichischen Lloyd, jetzt auch des Norddeutschen Lloyd u. a. hier regelmäßig an. Es ist somit an Stelle Point de Galles getreten. K. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Die Stadt wurde 1517 von den Portugiesen genommen, diesen 1603 von den Holländern entrissen und 1796 von den Engländern erobert.

Kolomea (Kolomyja), Stadt im südöstlichen Galizien, am Pruth und an der Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn in fruchtbarer Ebene gelegen, hat eine katholische und eine griech. Pfarrkirche, eine