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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Schanteimer ^[richtig: Schankeimer] - Schanzkörbe.

die ziemlich weit angelegt ist, besteht die "Shanghai Local Post", ein der Stadtverwaltung unterstehendes Institut mit eignen Briefmarken. Damit nicht zu verwechseln ist die von der europäischen Seezollbehörde ins Leben gerufene chinesische Post mit Markensystem nach europäischem Muster, die den Verkehr zwischen S. und den nördlichen Häfen vermittelt. Die Chinesen haben den Fluß mit mehreren starken Batterien befestigt. 1876 wurde zwischen dem Mündungsort Wusung und S. die Anlage der ersten Eisenbahn in China gestattet, deren erste Strecke 3. Juni 1876 eröffnet wurde. Darauf ließ sich die chinesische Regierung vom 21. Okt. 1877 ab das Eigentum an dieser von einer englischen Gesellschaft erbauten Bahn abtreten, stellte den Betrieb aber sofort ein. S. ist das Zentraldepot für Manchestergüter sowie für alle Baumwoll- und Wollwaren für die meisten übrigen chinesischen Häfen von Niutschuang bis Futschou, ebenso für Opium und Metalle. Thee und Seide sind die Hauptausfuhrprodukte, auch ist hier der Markt für Strohborten, Moschus, Rhabarber, Häute u. a. Der Wert des Handels in fremden Fahrzeugen betrug 1887: 691,2 Mill. Mk.; davon entfielen auf die Einfuhr fremder Waren 315,1, auf die chinesischen Erzeugnisse 225,1 und auf die Ausfuhr chinesischer Erzeugnisse 151 Mill. Mk.

Schankeimer (Schenkeimer), fränkisch-bayr. Flüssigkeitsmaß, = 60 Maß = 64,142 Lit.

Schanker (v. lat. cancer, "Krebs"), Bezeichnung für zwei wesentlich verschiedene Geschwüre, welche durch Ansteckung an den äußern Geschlechtsteilen, seltener an den Lippen vorkommen. Der weiche S. entsteht 2-3 Tage nach der Ansteckung durch direkte Berührung mit einem gleichen Geschwür, es ist daher anzunehmen, daß irgend ein Krankheitsträger (Bakterium) existiert, welcher diese umschriebene Hautverschwärung vermittelt; derselbe ist aber nicht bekannt. Der weiche S. ist ein Haut- oder Schleimhautgeschwür von sehr verschiedenem Umfang, graurotem, leicht blutendem Grund und meist weichen, jedoch nicht selten durch Entzündung der Nachbarschaft harten Rändern. Im letztern Fall ist der weiche S. von dem harten S. direkt kaum zu unterscheiden; das Merkmal beruht darin, daß der weiche S. meist mit schmerzhaften, der harte mit schmerzlosen Schwellungen der Leistendrüsen verbunden ist, und daß der weiche S. leicht durch Waschungen mit adstringierenden Wässern heilt, während der harte S. stets die Einleitung zu allgemeiner Syphilis (s. d.) bildet.

Schankerkrankheit der Pferde, s. Beschälseuche.

Schanksteuer (Schankgebühr, Lizenzsteuer), Abgabe, welche die Inhaber von Schankwirtschaften zu entrichten haben. Die S. kommt nicht nur als Finanzquelle für Staat und Gemeinde, sondern auch als Mittel zur Bekämpfung der Trunksucht in Betracht, weil sie zu einer Verminderung der Schankwirtschaften beitragen soll. Nach der deutschen Gewerbeordnung (§ 33) können die Landesregierungen die Erlaubnis zum Branntweinschank und zum Kleinhandel mit Branntwein von der Bejahung der Bedürfnisfrage abhängig machen. Dasselbe kann auch bezüglich sonstiger Schankwirtschaften in Orten mit weniger als 15,000 Einw. sowie in Ortschaften mit einer größern Einwohnerzahl dann geschehen, wenn dies durch Ortsstatut festgesetzt wird. Das Schankgewerbe wird dadurch zu einem Konzessionsgewerbe, und der Umstand, daß zu diesem Gewerbebetrieb eine besondere Erlaubnis (Lizenz) nötig ist, wird von den Freunden der S. zur Begründung einer besondern Abgabe seitens des also Bevorzugten angeführt. In Preußen ist die Einführung einer S. wiederholt, jedoch vergeblich, beantragt worden. Dagegen besteht die S. in verschiedenen außerdeutschen Staaten, wie z. B. in Holland.

Schansi, Binnenprovinz des nördlichen China, im W. von Schensi durch den Huangho geschieden, grenzt im N. an die Mongolei (durch die Große Mauer davon getrennt) und hat ein Areal von 170,853 qkm (3102 QM.) mit (1879) 10,791,341 Einw. Das Land ist hügelig, im Süden sogar gebirgig; die Berge übersteigen hier 3000 m und gelten dem Chinesen als die heiligsten in China. Ackerbau reicht bis 2400 m hinauf, liefert aber nicht genug Brotkorn; hier allein in China wird guter Wein gekeltert. Die Bevölkerung widmet sich eifrig dem Handel mit der Mongolei. Hauptstadt ist Taijuenfu. S. Karte "China".

Schantung, Küstenprovinz im nordöstlichen China, am Eingang in den Golf von Petschili, 139,282 qkm (2529 QM.) groß mit (1879) 36,545,704 Einw. und einer der dichtest bevölkerten Teile der Erde, Geburtsland des Weltweisen Konfutse, Mündungsgebiet des Huangho und vom Kaiserkanal durchschnitten, hat im Innern Gebirge bis zu 1200 m Höhe, dazwischen bis zum Meer ungemein fruchtbare, leicht gewellte Thalebenen, produziert in großen Quantitäten Bohnen und Seide (die vom Eichenspinner erzeugte Ailanthusseide) sowie vorzügliche Strohborte zum Flechten von Hüten und hat ausgedehnte Lager von Steinkohlen, Kupfer und Eisen. Dem europäischen Handel ist S. durch den wichtigen Hafen von Tschifu eröffnet. Hauptstadt ist Tsinanfu. S. Karte "China".

Schanvic, s. Plessur.

Schanz, Georg, Nationalökonom, geb. 12. März 1853 zu Großbardorf (Unterfranken), wurde 1872 in das Maximilianeum zu München aufgenommen, studierte in München, Straßburg und Würzburg Nationalökonomie und Naturwissenschaften und promovierte 1876 in München, wo er hierauf längere Zeit im königlich bayrischen Statistischen Büreau thätig war. 1879 habilitierte er sich in Marburg. 1880 wurde er als außerordentlicher Professor nach Erlangen, 1882 als ordentlicher Professor nach Würzburg berufen. Die wissenschaftlichen Arbeiten von S. gehören vorzüglich dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte und der Finanzwissenschaft an. Er schrieb: "Zur Geschichte der Gesellenverbände im Mittelalter" (Leipz. 1876); "Englische Handelspolitik gegen Ende des Mittelalters", von der Beneke-Stiftung mit dem ersten Preis gekrönt (das. 1881, 2 Bde.); "Zur Geschichte der Kolonisation und Industrie in Franken" (in "Bayrische Wirtschafts- und Verwaltungsstudien", Erlang. 1884); dazu Abhandlungen in Zeitschriften, insbesondere in dem von ihm begründeten und herausgegebenen "Finanzarchiv" (Stuttg., seit 1884).

Schanze, jede der Hauptsache nach aus einem Erdaufwurf bestehende Verteidigungsanlage, selbständig oder in Verbindung mit andern Einrichtungen im Feld (s. Feldbefestigung) oder als Teil einer Festung (vgl. Festungskrieg). Nach ihrem Grundriß unterscheidet man offene oder geschlossene Schanzen, unter den letztern Redouten (s. d.) und Sternschanzen, bei denen aus- und einspringende Winkel abwechseln. S. heißt auch der hinter dem Großmast liegende Teil des Oberdecks eines Kriegsschiffs.

Schanze (v. franz. chance), alter Ausdruck für Glückswurf, Glücksfall, Wagnis, Vorteil; "etwas in die S. schlagen", s. v. w. etwas aufs Spiel setzen.

Schanzkleid, s. Verschanzung.

Schanzkörbe, hohle, über einem Kranz von 7 Pfählen aus Reisig wie Körbe geflochtene Cylinder von