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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Seerinde - Seeschwalbe.

gilt von der Einfuhr von Kriegskonterbande, d. h. vom Versorgen des Feindes mit Mitteln zur Kriegführung durch eine neutrale Macht. Große Schwierigkeiten machte früher die Verbindung neutralen Guts mit feindlichem Gut, sei es, daß neutrales Gut auf feindlichen Schiffen oder feindliche Schiffe mit neutralem Gut angehalten wurden. Jetzt ist in dieser Hinsicht, jedoch unbeschadet des sogen. Durchsuchungsrechts, der Grundsatz entscheidend: "Frei Schiff, frei Gut; unfrei Schiff, unfrei Gut" (s. Frei Schiff, frei Gut). Vgl. außer den Lehrbüchern des Handelsrechts Kaltenborn, Grundsätze des praktischen europäischen Seerechts (Berl. 1851, 2 Bde.); Tecklenborg, Die Freiheit des Meers (Brem. 1870); Perels, Das internationale öffentliche S. der Gegenwart (Berl. 1882); Derselbe, Handbuch des allgemeinen öffentlichen Seerechts im Deutschen Reich (das. 1884); Knitschky, Die Seegesetzgebung des Deutschen Reichs (das. 1883); Wannack, Deutsche Seemannsordnung (Hamb. 1883); Lewis, Reatz und Schröder, Das S. (Leipz. 1884); Wagner, Handbuch des Seerechts (das. 1884 ff.); Desjardins, Droit commercial maritime (Par. 1878-88, 7 Bde.); Abbott, On the law relative to merchant ships and seamen (12. Aufl., Lond. 1881); Morrone, Diritto maritimo del regno d'Italia (Neap. 1882).

Seerinde, s. v. w. Rindenkoralle, s. Korallen.

Seerosen, Pflanzenfamilie, s. Nymphäaceen.

Seerosen, Polypen, s. Aktinien.

Seerücken, Höhenzug der schweizer. Hochebene, am Südufer des Bodensees, namentlich des sogen. Untersees (623 m), begreift die Uferhöhen, welche bei Romanshorn beginnen und bis Stein a. Rh. verlaufen, bis auf den waldigen Rücken bebaut sind und auf aussichtsreichen Vorsprüngen oder in geschützten Thalmulden eine Menge schloßartiger Landsitze tragen, wie Arenenberg, Freudenfels, Salenstein u. a.

Seerüßling, s. Brasse.

Seesalz, s. Salz, S. 239.

Seesäugetiere (Natantia), s. Waltiere.

Seescheiden, s. Ascidien.

Seeschlacht, der Kampf von größern Flottenabteilungen, Panzergeschwadern oder ganzen Flotten gegeneinander, während an Seetreffen und Seegefechten die eigentlichen Panzerschlachtschiffe ersten Ranges in der Regel nicht beteiligt sind. Solchen Panzergeschwadern oder Schlachtflotten unter dem Kommando je eines Admirals sind dann noch Kreuzer, Avisos und Torpedoboote für den Kundschafter- und Sicherheitsdienst beigegeben. Der Schlachtflotte selbst als Gros geht eine Avantgarde, wie im Landkrieg, voraus, die ihrerseits wieder kleine, schnellfahrende Boote als Eclaireurs voraussendet. Durch Flaggensignale stehen die einzelnen Fahrzeuge mit ihren Geschwadern und dem Flaggschiff, von welchem der Admiral durch Signale den Kampf leitet, im Verkehr, außerdem dienen Avisos als Depeschenboote. Die Schlachtflotte selbst ist in Gruppen zu 2-4 Schiffen unter gemeinsamer Leitung geteilt. Über die Stellung dieser Schiffe zu einander, ob in Keilform zu 3, oder als Karree zu 4 Schiffen, sowie über die ganze Angriffsformation gehen die Ansichten noch sehr auseinander, da es an Kriegserfahrung hierfür fehlt. Auch wird es sich noch zeigen müssen, ob es zweckmäßig ist, den Kampf durch einen Angriff der Torpedobootflottille (Schützenschwärme) zu eröffnen. Von welchen der drei Waffen des Seekriegs, dem Schiff als Ramme, dem Geschütz und dem Torpedo, im Lauf der S. Gebrauch zu machen ist, hängt davon ab, welche derselben im gegebenen Augenblick nach Lage der Umstände den meisten Erfolg verspricht. Deckpanzerschiffe von großer Fahrgeschwindigkeit und mit Schnellfeuer- und Revolverkanonen reich armiert, werden als Torpedobootsjäger zur Abwehr der feindlichen Torpedoboote im Vordertreffen dann nicht fehlen dürfen. Nachdem die Schlachtschiffe aneinander gekommen sind und das Feuer eröffnet haben, wird von einer Leitung der Schlacht und einem gemeinsamen Handeln wenig zu erwarten sein, es beginnt wahrscheinlich sofort das Durcheinander, und der Kampf löst sich auf in eine Anzahl von Schiffsduellen oder von Gruppenkämpfen. Alle großen Seeschlachten der Vergangenheit fallen noch in die Zeit der Segelschiffe; die einzige Schlacht der Neuzeit, die bei Lissa, fällt in eine Übergangszeit und bietet daher nur einigen Anhalt für die Zukunft. Die Taktik jener Schlachten bietet für unsere Zeit in keiner Weise mehr Beispiel, weil heute alle Kriegsschiffe Eigenbewegung haben, nicht wie jene vom Wind abhängig sind, und weil heute die meisten Schlachtschiffe ihr Artilleriefeuer nach allen Richtungen hin abgeben können und deshalb, der großen Zielfläche für Geschütze und Torpedos wegen, möglichst vermeiden werden, dem Feinde die Breitseite zuzukehren. Es ist also umgekehrt wie zur Zeit der Segeltaktik; die Schlachtschiffe folgten sich damals im Kielwasser, eine Linie bildend (daher Linienschiff), dem Feinde die Breitseite zugewandt, weil an dieser die Geschütze standen, welche die Kampfstärke des Schiffs ausmachten; die Bewegungen (Manöver) desselben traten gegen die Artillerie ganz zurück; in Zukunft dagegen wird die Manövrierkunst mehr denn je eine Rolle spielen und in vielen Fällen ausschlaggebend sein, denn von ihr wird das Gelingen eines Rammstoßes ebenso abhängen wie dem Gerammtwerden zu entgehen. Wir sind in dieser Beziehung wieder zur Taktik der Griechen zurückgekehrt, die im eigentlichen Sinn eine Rammtaktik war, während die Römer, weniger gewandt als die Griechen in der Führung des Schiffs, dagegen stark im Handgemenge, stets zu entern suchten. Vgl. Seetaktik und Seekrieg.

Seeschlange, Seeungeheuer, welches man von Zeit zu Zeit an den östlichen Küsten von Amerika sowie auch in den größern Buchten der Küste von Norwegen gesehen haben will, und welches von Olaus Magnus (1555) und dann von Nikolaus Gramius (1656) zuerst erwähnt worden ist. Die wirkliche Existenz dieses Tiers ist nicht konstatiert; es soll schlangenförmig, bei verhältnismäßig nicht bedeutender Dicke bis 30 m (oder nach Olaus Magnus 1½ Meilen) lang und von brauner Färbung sein und einen langen, schmalen, mit einer Mähne umgebenen Kopf mit roten Augen haben. Für die Möglichkeit der Existenz langgestreckter, schlangenartiger Seetiere wird das Vorhandensein ähnlicher Tiere in der Vorwelt (Hydrarchus, Zeuglodon) geltend gemacht; doch ist dieselbe mindestens sehr problematisch, und obige Angaben können darauf beruhen, daß man reihenweise schwimmende Delphine, große Haifische, den Höckerpottwal oder auch den Riesenseetang für die vielbesprochene S. gehalten hat.

Seeschlangen (Hydrophidae), s. Wasserschlangen.

Seeschnepfe, s. Austerndieb.

Seeschule, s. Lake-school.

Seeschwalbe (Sterna L.), Gattung aus der Ordnung der Schwimmvögel und der Familie der Möwen (Laridae), mittelgroße oder kleine, schlank gebaute Vögel mit kopflangem, geradem, auf der Firste sanft gebogenem Schnabel, kleinen, niedrigen, vierzehigen