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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Adrianopelrot - Adskribieren.

die 10 Mill. Dukaten Kriegsentschädigungskosten wurden auf 7 Mill. herabgesetzt. Zum zweitenmal wurde A. 22. Jan. 1878 von den Russen besetzt und am 31. daselbst der Waffenstillstand zwischen Rußland und der Türkei unterzeichnet.

Adrianopelrot (Türkischrot), feurig-rote, sehr dauerhafte Krappfarbe; s. Färberei.

Adriatisches Meer (s. Karte "Mittelmeerländer"), der die Apenninenhalbinsel von der hellenisch-slawischen scheidende Busen des Mittelmeers, in welchem dasselbe sich dem Herzen von Mitteleuropa am meisten nähert, so daß von diesem eine natürliche Straße nach dem Orient und durch den Suezkanal nach Südost- und Ostasien geschaffen ist. Die nur 70 km breite Meerenge von Otranto verbindet das Adriatische mit dem Ionischen Meer. Die Fläche desselben wird auf etwa 132,000 qkm, die Länge auf 850-960, die Breite auf 120-180 km, die Küstenlänge auf 1980 km berechnet. Die Tiefe steigt zwischen Brindisi und Ragusa bis 1030 m, beträgt im W. der Insel Lissa aber nur 311 m. Das nördliche Ende bilden die Golfe von Venedig und von Triest, welch letzterer durch die Halbinsel Istrien von dem Quarnerogolf oder Meerbusen von Fiume getrennt wird. Die Westseite des Adriatischen Meers ist einförmig und arm an Buchten, im NW. sumpfige oder von Lagunen begleitete Flachküste; bemerkenswert unter den Buchten ist nur die von Manfredonia. Die Ostküste dagegen ist zerrissen, felsig, steil und umsäumt mit einer dichten Kette von zahllosen größern und kleinern, lang gestreckten Felseninseln und Riffen. Die bedeutendsten dieser Inseln sind von N. her: Veglia, Cherso, Lussin, Arbe, Pago, Isola Lunga oder Grossa, Brazza, Lesina, Lissa, Curzola, Lagosta, Meleda. Die bedeutenden Städte auf der italienischen Küste sind von N. her: Venedig, Chioggia, Rimini, Pesaro, Sinigaglia, Ancona, Manfredonia, Barletta, Trani, Molfetta, Bari, Monopoli, Brindisi und Otranto. Auf der Ostseite, meist auf österreichischem Gebiet, liegen die Städte Triest, Pirano, Rovigno, Pola, Fiume, Buccari, Zengg, Zara, Sebenico, Spalato, Ragusa, Cattaro, Durazzo und Valona oder Avlona. Die bedeutendsten Flüsse, die in das Adriatische Meer münden, sind auf der italienischen Küste die Etsch und der Po, die fortwährend Land an der Küste ansetzen. Die übrigen aus Italien kommenden Flüsse sind kaum mehr als Küstenflüsse, ebenso die wenigen Zuflüsse von der östlichen Halbinsel: Narenta, Drin und Viosa. In diesem geringen Zufluß von Süßwasser liegt vielleicht die Ursache des außerordentlichen Salzgehalts des Adriatischen Meers. Der Grund des Meers ist in der Nähe der Pomündung Schlamm, an der istrischen und dalmatischen Küste Sand, Kalk und Thon, mit zahlreichen Muscheln bedeckt. Ebbe und Flut sind schwach, wie im Mittelmeer, und haben für den Seefahrer hier keine Bedeutung. Im allgemeinen ist die an Häfen, Buchten und Durchfahrten reiche Ostseite zur Schifffahrt geeigneter als die Westseite, da überdies die Steilküsten häufig vor der von den Bergen herabbrausenden gefährlichen Bora (Nordost) schützen. Der beträchtlichste See- und Handelsplatz ist jetzt Triest, an welches das sonst so berühmte Venedig seinen Rang hat abtreten müssen, obschon letzteres seit Eröffnung der Brennerbahn sich wieder sehr gehoben hat. Von ungarischer Seite wird viel zur Hebung des Verkehrs von Fiume gethan. Ein andrer Verkehrsplatz, der in neuester Zeit als Ausgangspunkt der sogen. Überlandrouten eine große Wichtigkeit erlangt hat, ist Brindisi (s. d.). Von Triest aus besteht regelmäßige Dampfschiffahrt nach den Haupthäfen des Adriatischen Meers, der Levante und Ostasien. Die Fischerei ist namentlich auf Thunfische, Sardellen, Makrelen, Brachsen, Meeraale und Schwertfische bedeutend. Berühmt sind die Austern von Venedig; auch Delphine und Seehunde finden sich zuweilen ein, letztere besonders an der Mündung der Narenta. Vgl. Wolf und Luksch, Physische Untersuchungen im Adriatischen und Sizilisch-Ionischen Meer (Wien 1881); Österreicher und Imbert, Generalkarte des Adriatischen Meers (das. 1879, 4 Bl.).

Adrittūra (eigentlich a dirittura, ital., "geradezu, direkt"), im Wechselverkehr gebräuchlicher Ausdruck, zeigt an, daß man eine Forderung an einen auswärtigen Schuldner durch direkte Stellung eines Wechsels auf ihn eingezogen habe; im Transportverkehr die direkte, unmittelbare Versendung eines Guts von einem Ort nach dem andern ohne Zwischenbeförderung.

Adschanta, Dorf im ostind. Staat Haidarabad, nördlich von Aurengabad und Ellora (s. d.), weltbekannt durch die in den massiven Felsen eingehauenen 24 Klöster und 5 Tempel der Buddhisten, deren Wände mit Freskogemälden verziert sind. Die Zeit der Aushöhlung der einzelnen Felsenwohnungen schwankt zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. Vgl. Fergusson, History of Indian architecture (Lond. 1876).

Adschem Oglan (türk., "unerfahrene, fremde Kinder"), sonst 700 im Serail für untere Hofstellen erzogene Knaben, meist Christenkinder. Sie wurden unter Aufsicht weißer Verschnittener drei Jahre lang im Islam und in der Kunst des Schweigens unterrichtet.

Adschmir-Mhairwara, ein Distrikt Mittelindiens zwischen 25° 30'-26° 45' nördl. Br. und 73° 45'-75° 0' östl. L. v. Gr., liegt in Radschputana, rings umgeben von Vasallenstaaten, und umfaßt 7021 qkm (127,5 QM.) mit (1881) 460,722 Einw. Soweit die Einwirkung des Wassers reicht, ist das Land fruchtbar; sonst dehnen sich große, weite Sandflächen aus, hier und da mit Sträuchern und Bäumen besetzt und durch wellenförmige Anschwellungen des Bodens unterbrochen. Die Bevölkerung besteht aus Ackerbauern, darunter zahlreiche Dschat (s. d.); die höhern Klassen sind Radschputen. Der Brahmanenglaube ist der herrschende im Lande, die Mohammedaner bilden rund ein Achtel der Bevölkerung. Die Lehnsaristokratie gehorchte sonst dem Namen nach den Großmoguln von Dehli und kam bei der Auflösung des Mongolenreichs unter die Herrschaft der Marathen, von welcher sie 1818 durch die Engländer befreit wurde. - Die Stadt Adschmir (Ajmir) war ehemals so stark befestigt, daß die Hindu sie für uneinnehmbar hielten, lag aber, als die Briten sie 1818 in Besitz nahmen, in Schutt. Sie hob sich indessen bald wieder und ist jetzt der blühendste Ort der Provinz, mit (1881) 48,735 Einw. (26,685 Hindu, 18,702 Mohammedaner, 2575 Dschaina, 720 Christen). In ihrer nächsten Nähe ist eine ergiebige Bleigrube, die für Armeezwecke ausgebeutet wird. 8 km von Adschmir entfernt ist der berühmte Wallfahrtsort Pokar mit vielen Hindutempeln.

Adschur (A.-Ada), Inselchen in der äußersten Südostecke des Kaspischen Meers, der persischen Stadt Ges gegenüber, 64 m breit, 1,06 km lang, seit 1843 Flottenstation der Russen, von wo aus sie mittels einer Kreuzerflottille gegen die räuberischen Turkmenen an der Ostseite des Meers strenge Seepolizei üben.

Adscriptus glebae (lat.), ein dem Boden Anhaftender, ein Leibeigner.

Adskribieren (lat.), zuschreiben, zueignen; Adskription, Zuschreibung.