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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aigle; Aigrette; Aigrieren; Aigueperse; Aigues-Mortes; Aiguille; Aiguillon; Aigun; Aijukal; Aikin; Aïla; Ailanthus

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Aigle - Ailanthus.

Aigle, s. Ägle.

Aigrette (franz., spr. äigrett), der federige, an der Spitze der Samenkörner mancher Gewächse befindliche Büschel; der Federbusch, welchen manche Vögel, z. B. die Reiher, auf dem Kopf haben; daher die langen, aufrecht stehenden, zarten weißen Federn, welche die Damen als Kopfputz zu tragen pflegten, sowie jeder ähnliche Schmuck auf einem Baldachin, einem Helm oder auf dem Kopf der Pferde, namentlich auch ein boukettartig mit Edelsteinen gefaßter Kopfschmuck von Federn.

Aigrieren (franz., spr. äg-), erbittern.

Aigueperse (spr. ähg'pérs), Stadt im franz. Departement Puy de Dôme, Arrondissement Riom, an der Lyoner Bahn, mit (1876) 2410 Einw., welche Tuch und Hüte anfertigen; Geburtsort von L'Hôpital und Jacques Delille. In der Nähe die Ruinen des Schlosses Montpensier.

Aigues-Mortes (spr. ähg-mórt), Stadt im franz. Departement Gard, Arrondissement Nîmes, liegt, von Salzsümpfen umgeben, an vier Kanälen (von denen der Kanal von Beaucaire, der hier mündet, der bedeutendste), ist durch eine Zweigbahn mit der Linie Nîmes-Lunel verbunden, 4 km vom Mittelländischen Meer entfernt und hat (1876) 3167 Einw., welche Sodafabrikation, Fischerei und Handel betreiben. Die Stadt war bis zum 16. Jahrh. einer der bedeutendsten Punkte der französischen Mittelmeerküste und zieht jetzt noch besonders durch ihre wohlerhaltenen mittelalterlichen Befestigungen das Interesse auf sich. Von hier segelte Ludwig der Heilige, dem auf dem Hauptplatz eine Statue errichtet ist, 1248 zum siebenten Kreuzzug ab; auch hatten Karl V. und Franz I. 1538 eine Unterredung daselbst, welche den Grund zur Versöhnung beider legte. Von A. führt der gleichnamige Kanal zum Hafen Grau du Roi mit Seebad. Südöstlich im Landstrich Peccais Seesalzgewinnung. Vgl. Pietro, Histoire d'A. (1849).

Aiguille (franz., spr. ähgwihj, "Nadel"), Bezeichnung mehrerer Berggipfel in den Westalpen: 1) in der Montblancgruppe: A. du Dru (3815 m), A. du Géant (4010 m), A. de Lachaux (3780 m), A. du Midi (3843 m), A. du Moine (3418 m), Aiguilles rouges (3205 m), A. verte (4127 m); 2) in den Alpen von Oisans die A. du Midi de la Grave oder die Meidje (3989 m); 3) in den Savoyer Alpen die A. Sassière (3757 m).

Aiguillon (spr. ähgwijong, lat. Acilio), alte Stadt im franz. Departement Lot-et-Garonne, Arrondissement Agen, am Lot, nahe an seinem Zusammenfluß mit der Garonne und an der Südbahn, mit römischen Mauerresten, neuem Schloß der Herzöge von A. und (1876) 1993 Einw., welche bedeutenden Tabaks- und Hanfbau und Handel damit betreiben. Das alte feste Schloß, wovon noch Reste übrig, wurde 1345-46 von Johann dem Guten vergebens belagert. A. ist 1600 von Heinrich IV. zum Herzogtum erhoben worden.

Aiguillon (spr. ängwijong), Armand Vignerot Duplessis Richelieu, Herzog von, franz. Minister, geb. 1720, Sohn des Marquis Armand Louis v. Richelieu, der 1731 zum Herzog von A. erhoben wurde, diente im Heer in Italien ohne Auszeichnung und erhielt trotzdem 1756 das Gouvernement der Bretagne. Hier machte er sich allgemein verhaßt, ward vor dem dortigen Parlament wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt und 1768 auf Choiseuls Veranlassung abgerufen. In Paris erwarb er sich rasch die Gunst der Dubarry, wurde zum Kommandanten der Chevau-legers ernannt und nahm in der wüsten Gesellschaft des Königs eine der ersten Stellen ein. Da er im Verein mit der Dubarry den Minister Choiseul zu stürzen suchte, so veranlaßten seine Gegner eine Erneuerung des alten Prozesses, mit dem neue Anklagen wegen Giftmischerei und Aufstellung falscher Zeugen verbunden wurden. Der König wies diesen Prozeß vor das Pariser Parlament als den Pairshof und präsidierte anfänglich den Sitzungen desselben. Als die Untersuchung aber eine für den Hof sehr unbequeme Ausdehnung annahm, befahl er, den Prozeß niederzuschlagen. Das Parlament fügte sich nicht und verurteilte den Herzog, und die Parlamente der Provinzen schlossen sich diesem Urteilsspruch an. Der Streit wurde so heftig, daß der Kanzler Maupeou 1771 die Parlamente gewaltsam auflöste und eine neue Gerichtsorganisation einführte. Während dieses Streits war Choiseul entlassen und A. zum Minister des Auswärtigen und des Kriegs ernannt worden. Im Einverständnis mit der Dubarry, mit Maupeou und du Terray leitete er nun die Angelegenheiten Frankreichs bis zum Tode des Königs (1774). Aiguillons Ministerium bezeichnet die äußerste Entartung des alten Regime. A. starb 1782, nachdem er 1774 entlassen und vom Hofe verbannt worden war. - Sein Sohn Armand, Herzog von A., geboren um 1750, war 1789 Mitglied der Nationalversammlung und gehörte zu den ersten, die sich mit dem dritten Stand vereinigten und auf die Privilegien des Adels verzichteten. Er ward als General in der republikanischen Armee angestellt. Während der Schreckenszeit mußte er indessen fliehen und starb 4. Mai 1800 in Hamburg.

Aigun (Sachalin Ula), chines. Stadt am Amur, unterhalb der Hauptstadt des russischen Amurgebiets, Blagoweschtschensk, gelegen, mit etwa 10,000 Einw. (Mandschuren und Chinesen). Die Stadt ist unregelmäßig gebaut, die Häuser aus Ziegeln und Lehm, einstöckig und mit Stroh gedeckt. Der Handel (namentlich mit Cerealien, Ziegelthee, Öl, Senf, Knoblauch, Tabak) hat in den letzten Jahren zugenommen, wird sich jedoch erst kräftig entwickeln, wenn die dicht bevölkerte Mandschurei dem russischen Handel geöffnet ist.

Aijukal, einer der vier obersten Götzen der Mongolei, dargestellt als eine Gestalt mit drei Köpfen und zehn Händen, von denen die vorderste rechte an das Herz gelegt ist, mit untergeschlagenen Beinen auf einem Thron sitzend. Man glaubt in ihm Ähnlichkeit mit dem indischen Wischnu zu finden.

Aikin (spr. ehk'n), Lucy, engl. Dichterin und Schriftstellerin, geb. 6. Nov. 1781 zu Warrington, Tochter des Schriftstellers John A., erhielt durch diesen eine gediegene klassische Bildung und widmete sich in der Folge besonders dem Studium der englischen Geschichte und Litteratur; sie starb 29. Jan. 1864 in Hamstead ^[richtig: Hampstead] bei London. Ihr erstes Werk waren die poetischen "Epistles on women" (1810), die vielen Beifall fanden. Später folgten Werke meist historischen Charakters, wie: "Lorimer" (eine Erzählung, 1814); "Memoirs of the court of Queen Elizabeth" (1818 u. öfter); "Memoirs of the court of James I." (1822); "Memoirs of the court and reign of Charles I." (1843); "Memoirs of Addison" (1843). Nach ihrem Tod erschienen "Memoirs, miscellanies and letters" (1864) und ihre Korrespondenz mit Channing aus den Jahren 1826-42 (1874).

Aïla, Stadt, s. Älana.

Ailanthus Desf. (auf den Molukken Ailanto, Baum des Himmels), Gattung aus der Familie der Simarubaceen, süd- und ostasiatische Bäume mit großen, gegenständigen, unpaarig gefiederten Blättern, kleinen polygamischen Blüten in reichverzweigten,