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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Albrecht

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Albrecht (deutsche Könige, Bayern, Brandenburg).

größern. Zwar erlangte er 1306 die Wahl seines Sohns Rudolf zum König von Böhmen nach dem Erlöschen der Přemysliden, derselbe starb aber schon 1307, und nun wurde von der Gegenpartei Heinrich von Kärnten zum König gewählt. Als er außer Meißen und Osterland auch Thüringen in seine Gewalt bringen wollte als Rechtsnachfolger König Adolfs, erlitten seine Truppen 1307 bei Lucka unweit Altenburg eine Niederlage. Noch ehe er diese Unglücksfälle wieder ausgeglichen, fand er ein gewaltsames Ende. Sein Neffe Johann (Parricida) verlangte von ihm die Auslieferung der ihm von seinem Vater Rudolf, Albrechts Bruder, zugefallenen schwäbischen Hausbesitzungen. A. verweigerte dieselbe sogar, als Johann volljährig geworden war. Dieser fand Teilnahme bei den über Albrechts Ländergier aufgebrachten Fürsten, und Unzufriedene von gleichem Alter sammelten sich um ihn. Walter von Eschenbach, Johanns Lehrer und Führer, Rudolf von Palm, Rudolf von Wart, Konrad von Tegernfeld und Walter von Kastelen verschworen sich mit Johann gegen den König. Als A. 1308 in seinen Schweizer Besitzungen verweilte und 1. Mai von Bruck nach Rheinfelden ritt, wußten die Verschwornen es einzurichten, daß sie bei der Überfahrt über die Reuß angesichts der Habsburg mit dem König allein über den Fluß vorauskamen. Hier wurde er plötzlich von ihnen niedergestoßen und verschied in den Armen einer am Weg sitzenden Bettlerin. Aus seiner Ehe mit Elisabeth, Tochter des Grafen Meinhard von Tirol, hinterließ A. fünf Söhne und ebenso viele Töchter. Vgl. Kopp, König A. und seine Zeit ("Geschichte der eidgenössischen Bande", Bd. 3, Berl. 1862); Mücke, A. I. (Gotha 1866); Preger, A. von Österreich und Adolf von Nassau (2. Aufl., Leipz. 1869).

2) A. II., als Herzog von Österreich A. V., König von Ungarn, geb. 10. Aug. 1397, war noch Kind, als sein Vater Albrecht IV. starb und ihm Österreich als Erbe zufiel. Während seiner Minderjährigkeit verwalteten seine drei Oheime, zuerst Wilhelm der Artige (bis 1405), dann Herzog Leopold der Dicke und zuletzt Ernst der Eiserne von Steiermark, unter fortwährenden Streitigkeiten seine Erblande. 14 Jahre alt, durch Andreas Blank, spätern Bischof von Freising, und den biedern Reinprecht von Walse trefflich erzogen, übernahm er 1411 selbst die Regierung und ward vom Kaiser Siegmund zum Gemahl seiner Tochter und Erbin Elisabeth bestimmt, mit der er sich 1422 vermählte. Um sich das böhmische Erbe zu sichern, beteiligte er sich eifrig an den Hussitenkriegen und ward schon 1423 zur Belohnung mit Mähren belehnt. Juden und Ketzer verfolgte er mit fanatischem Haß. Als Siegmund 1437 starb, erlangte A. die Krone von Ungarn und 1438 auch die von Böhmen durch freie Wahl der Reichsstände. Am 18. März 1438 ward er von den Kurfürsten zum deutschen König gewählt; er berief einen Reichstag und schloß sich der kurfürstlichen Neutralität im Streit zwischen dem Papst und dem Baseler Konzil an. Doch hinderten ihn Türkenkriege und Unruhen in Ungarn, sich um Reichsangelegenheiten zu kümmern. Er starb schon 27. Okt. 1439 in Langendorf (zwischen Wien und Gran) im Begriff, gegen die Türken zu ziehen, und ward in Stuhlweißenburg beigesetzt. Erst nach seinem Tod (22. Febr. 1440) ward ihm ein Sohn, Wladislaw Posthumus, geboren. Vgl. Kurz, Österreich unter König A. II. (Wien 1835, 2 Bde.).

[Bayern.] 3) A. III., Herzog von Bayern-München, geb. 27. März 1401, Sohn des Herzogs Ernst, wurde in Prag bei seiner Tante, der Königin Sophie, erzogen, lernte um 1430 die schöne Augsburgerin Agnes Bernauer kennen und nahm sie 1432 mit sich auf seine Burg in Straubing. Während einer zufälligen Abwesenheit Albrechts ließ sein Vater seine Geliebte zum Tod verurteilen und 12. Okt. 1435 in der Donau ertränken. A. begab sich anfangs nach Ingolstadt, doch vermittelte Kaiser Siegmund rasch den Frieden zwischen Vater und Sohn. Nachdem sich A. 1436 mit einer Prinzessin von Braunschweig vermählt, folgte er 1438 seinem Vater in der Regierung. Durch Reform der Klöster erwarb er sich den Beinamen des Frommen. Nach einer milden Herrschaft starb er 29. Febr. 1460.

4) A. IV., der Weise, Herzog von Bayern, Sohn Albrechts III., des Frommen, aus der Linie München-Straubing, geb. 15. Dez. 1447 zu München, war anfangs zum geistlichen Stand bestimmt und studierte in Italien, ward aber nach dem Tod seines ältern Bruders, Johann III. (1463), und dem Verzicht Siegmunds (1467) alleiniger Herzog und war einer der kräftigsten und umsichtigsten Fürsten Bayerns, ein Freund der Künste und Wissenschaften. Er löste das an Regensburg verpfändete Stadtamhof ein, kaufte die Reichsherrschaft Abensberg, eroberte Landshut mit Burghausen und gewann aus der Erbschaft seines Vetters, Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut, 1503 andre 14 Städte und 33 Marktflecken; dagegen mußte er sich nach einem verheerenden Erbfolgekrieg (1504-1505) zu bedeutenden Landabtretungen an den Kaiser und das pfälzische Haus verstehen. Nach Siegmunds Tod (1501) sah A. sich genötigt, seinen jüngern Bruder als Mitregenten anzunehmen. Überzeugt von den Nachteilen einer gemeinschaftlichen Regierung, errichtete er darauf 1506 das bayrische Hausgrundgesetz (Pragmatische Sanktion), nach welchem in Bayern für ewige Zeiten der älteste Prinz alleiniger Erbe des Throns sein sollte und die Succession überhaupt nach dem Rechte der Erstgeburt bestimmt ward. A. starb 18. März 1508. Er hinterließ drei Söhne und fünf Töchter von seiner Gemahlin Kunigunde, Tochter Kaiser Friedrichs III. Vgl. Silbernagl, A. IV., der Weise, Herzog von Bayern, und seine Regierung (Münch. 1857); Hasselholdt-Stockheim, Herzog A. IV. von Bayern und seine Zeit (das. 1865).

5) A. V., Herzog von Bayern, geb. 29. Febr. 1528, Sohn des Herzogs Wilhelm, folgte, nachdem er sich 1546 mit der Tochter des Königs Ferdinand, Anna, vermählt, 1550 seinem Vater in der Regierung, begünstigte die Künste, begründete die Kunstsammlungen in München, berief den berühmten Musiker Orlando di Lasso, ferner Maler, Kupferstecher an seinen Hof, entwickelte große Pracht und verschwenderischen Luxus und belastete sich dadurch mit ungeheuern Schulden (2½ Mill. Fl.), obschon er das Land durch Auflagen drückte. In der kirchlichen Frage trat er unter dem Einfluß der Jesuiten immer strenger gegen die lutherischen Neuerungen auf und rottete sie allmählich völlig aus. Er starb 24. Okt. 1579.

[Brandenburg.] 6) A. I. (Adelbert), der Bär oder der Schöne, Markgraf von Brandenburg, Begründer des Hauses Askanien oder Anhalt, Sohn Ottos des Reichen und Eilikas, der Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen, aus dem Billungschen Haus, geboren um 1100, folgte 1123 seinem Vater in dessen Allodialbesitz und Reichsämtern und ward vom Herzog Lothar von Sachsen zum Markgrafen der Ostmark und der Lausitz erhoben und nach dessen Königswahl 1125 feierlich mit diesen Gebieten belehnt, die er aber schon 1131 durch königlichen Spruch wieder