Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ambleside; Ambleteuse; Amblève; Amblyaphie; Amblygonīt; Amblyopie; Amblystŏma; Ambo; Amboīna; Amboinaholz; Amboinische Pocken

447

Ambleside - Amboinische Pocken.

Ämtern, namentlich um Bestechung, handelte. Das moderne Strafrecht kennt ein besonderes Verbrechen der Amtserschleichung nicht mehr. - A. bedeutet auch s. v. w. Umfang, z. B. eines Musikinstruments.

Ambleside (spr. ämbl'sseid'), Dorf in Westmoreland (England), in romantischer Lage am Windermere (s. d.), ein Touristenhauptquartier mit (1881) 1989 Einw.

Ambleteuse (spr. angbl'töhs), kleiner Seehafen im franz. Departement Pas de Calais, Arrondissement Boulogne, am Kanal, mit 670 Einw. Wahrscheinlich ist A. der itische Hafen (Portus Itius), von dem aus Cäsar 55 und 54 v. Chr. nach Britannien übersetzte. Hier landete 1688 Jakob II. auf seiner Flucht von England; Napoleon suchte 1804, als er einen Einfall in England beabsichtigte, vergeblich den Hafen zu verbessern. In der Nähe die berühmte Granitsäule, welche Napoleon 1805 der Großen Armee errichten ließ.

Amblève (spr. angblähw'), rechter Nebenfluß der Ourthe, entspringt als Amel auf der Eifel und tritt, nachdem er rechts Warche, links Salm aufgenommen, in die belgische Provinz Lüttich ein. Er mündet, 85 km lang, unterhalb Comblain au Pont. An der A. besiegte Karl Martell 716 König Chilperich III. von Neustrien.

Amblyaphie (griech.), Stumpfheit des Gefühls oder Tastsinns.

Amblygonīt, Mineral aus der Ordnung der Phosphate, kristallisiert triklinisch, findet sich aber fast nur derb in individualisierten und großkörnigen Massen, ist grünlich, glasglänzend, durchscheinend, Härte 6, spez. Gew. 3,05-3,11, besteht aus phosphorsaurer Thonerde mit Fluorlithium und Fluornatrium 2 Al2P2O8^[Al<sub>2</sub>P<sub>2</sub>O<sub>8</sub>] + 3 (LiNa)Fl. Bei Chursdorf und Rochsburg bei Penig, Geier in Sachsen, Arendal, Montebras, in Maine und Connecticut.

Amblyopie, s. v. w. Schwachsichtigkeit.

Amblystŏma, s. Axolotl.

Ambo (Ambon, griech.), innen altchristlichen Kirchen ein "erhöhter Platz" oder Gerüst für Vorleser und Redner. Es befanden sich deren zwei in dem von Schranken umgebenen länglichen Viereck, welches, vom Chor aus ins Schiff der Kirche sich erstreckend, für den niedern Klerus bestimmt war, der eine an der Nordseite zum Vorlesen der Evangelien, der andre an der Südseite zum Vorlesen der Episteln. Später wurden beide in der Kanzel (s. d.) vereinigt. Von den Ambonen herab ertönten auch Kirchengesänge, daher der Ausdruck Ambonoklasten ("Ambonzerbrecher") für die Eiferer gegen Kirchenmusik.

^[Abb.: Ambo (vgl. auch den Grundriß bei "Basilika").]

Amboīna (bei den Malaien Ambon), eine der Molukken oder Gewürzinseln, unter 3° 40' südl. Br. und 146° östl. L., umfaßt mit den östlich dabei liegenden kleinen Uliasserinseln ein Areal von 947 qkm (17 QM.) mit ca. 58,000 Einw., wovon etwa ein Drittel Mohammedaner, die übrigen reformierte Christen sind. Die Insel besteht aus zwei Teilen, einem größern nördlichen, Hitu, und einem kleinern südlichen, Leitimor genannt, welche eine große und tiefe Bai von wunderbar klarem Wasser einschließen und durch einen schmalen, kaum 1 m hohen Isthmus, den sogen. Paß von Baguela, in Verbindung stehen. Im übrigen ist die Insel durchweg gebirgig (höchste Berge der Salhute, mit 1221 m, und der Wawani, mit 1045 m Höhe, beide auf Hitu) und hat an der äußern Seite steile und jäh abfallende Ufer, die das Anlanden von Schiffen unmöglich machen. Die Insel besteht hauptsächlich aus Trachyt, ist aber nicht vulkanischer Natur, obschon heftige, ja sogar verheerende Erdbeben nicht selten sind. Das Klima gehört zu den gesündesten im ganzen Indischen Archipel. Die Bewässerung durch kleine Flüsse und Bäche ist überaus reichlich, und die Feuchtigkeit der Luft in Verbindung mit der Hitze erzeugt eine üppige Vegetation. Dichte Wälder des trefflichsten Bau- und Nutzholzes bedecken einen großen Teil der Insel; auch Kokos- und Sagopalmen, die der Bevölkerung das Hauptnahrungsmittel liefern, finden sich häufig. Die wichtigste Kulturpflanze aber ist der Gewürznelkenbaum, dessen Anbau bis in die Neuzeit auf A. und die Uliasserinseln beschränkt war, derart, daß auf allen übrigen Molukken die Bäume durch die Holländer ausgerottet, dagegen den Bewohnern von A. die Anpflanzung derselben und die Ablieferung der Früchte gegen bestimmten, verhältnismäßig höchst geringen Preis zur Pflicht gemacht wurde. Der Verkauf derselben war Monopol der Regierung, das erst seit 1873 aufgehoben ist. Übrigens wurde der Bau des Baums stets lässig und mangelhaft betrieben, teils in regelmäßig angelegten Gärten, teils in den sogen. Waldgärten (Dusons), in denen alles, was die Bewohner brauchen, ohne Ordnung im Schutz der hohen Waldbäume gezogen wird. Neuerdings beginnt auch der Anbau des Muskatnußbaums, der bisher auf die Bandainseln beschränkt war, und auf den Uliasserinseln die Kakaokultur sich mehr und mehr auszubreiten. - Im Anfang des 16. Jahrh. fanden sich die Portugiesen in A. ein und machten sich von hier aus allmählich zu Herren sämtlicher Molukken, mußten dieselben aber 1605 den Holländern überlassen. Seitdem war A. Sitz der niederländischen Herrschaft in Ostindien, bis derselbe 1619 nach Batavia verlegt wurde; 1796-1801 und wieder 1810-16 war die Insel vorübergehend im Besitz der Engländer.

Die Insel A. ist seit 1866 Mittelpunkt und Regierungssitz der niederländischen Residentschaft A., welche außer ihr die südlichen Molukken mit Ceram und Buro, die Bandainseln, die Südost- und die Südwestinseln, die Tenimberinseln von der Timorlautgruppe, die Aru- und Keiinseln umfaßt und auf einem Areal von 48,961 qkm (890,2 QM.) (1883) 287,206 Ew. zählt, darunter 284,816 Eingeborne (besonders Malaien), 1493 Europäer, 557 Chinesen, 326 Araber etc.

Die Stadt A., mit ca. 9000 Einw., liegt auf der Nordküste von Leitimor an der weiten Bai, die den größten Schiffen vorzüglichen Ankergrund gewährt, und ist seit 1854 Freihafen. Sie ist hübsch und regelmäßig gebaut (die Häuser der Erdbeben halber nur einstöckig und aus Holz oder Bambus), hat eine reformierte Kirche, mehrere Moscheen, ein Justizgebäude, ein Waisenhaus, ein geräumiges Hospital und einen großen Marktplatz. In der Mitte liegt das Fort Viktoria, in welchem sich Kasernen, Offizierswohnungen, Magazine, die Büreaus der Regierungsbeamten etc. befinden, während der Resident in dem anmutig gelegenen Batu-Gadjah wohnt.

Amboinaholz, das Holz einer Palmenart von Amboina, ist rötlich goldgelb, sehr hart und dauerhaft und wird zu feinen Tischlerarbeiten verwendet.

Amboinische Pocken, s. Frambösie.