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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Amboise; Amboß; Ambra; Ambrabaum; Ambrakia; Ambraöl; Ambras; Ambriz

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Amboise - Ambriz.

Amboise (spr. angbŏahs'), Stadt im franz. Departement Indre-et-Loire, Arrondissement Tours, an der Loire, hat ein altes, auf hohem Felsen gelegenes Schloß mit schöner gotischer Kapelle, alte gallische, in den Felsen gehauene Kornspeicher (greniers de César) und (1876) 4475 Einw., welche Tuch, geschätzte Stahlwaren (besonders treffliche Feilen) etc. fabrizieren und ansehnlichen Weinhandel treiben. - A. war ursprünglich ein römisches Castrum (Ambacia), gehörte später den Herzögen von Anjou, dann einem eignen Adelsgeschlecht und fiel nach dessen Erlöschen 1431 an die Krone. Seitdem war A. oft Residenz des Hauses Valois und ward berüchtigt durch seine Oublietten (unterirdische Kerker), in denen seit Ludwig XI. gegen 15,000 Unglückliche schmachteten. Eine traurige Berühmtheit erlangte die Stadt durch die Verschwörung der Hugenotten von 1560, deren Entdeckung 1200 Protestanten das Leben kostete. In A. wurde auch das Edikt von A. vom 19. Mai 1563 publiziert, wodurch dem hohen Adel freie Religionsübung als Privilegium zugesichert wurde. Von 1847 bis 1852 saß Abd el Kader im Schloß als Gefangener. Auf dem benachbarten Schloß Clos-Lucé starb 1519 Leonardo da Vinci.

Amboise (spr. angbŏahs'), Georg von, Kardinal und Minister Ludwigs XII. von Frankreich, geb. 1460 zu Chaumont sur Loire bei Amboise, wurde schon im 14. Jahr Bischof von Montauban und Almosenier Ludwigs XI., unter Karl VIII. Erzbischof von Narbonne und 1493 Erzbischof von Rouen sowie Generalstatthalter der Normandie. Von Ludwig XII. 1498 zum ersten Minister ernannt, beherrschte er Frankreich und den König, den er zu der für Frankreich später so verhängnisvollen Eroberung Mailands bewog. Doch erwarb er sich durch Verminderung der Steuern und Verbesserung der Justiz die Liebe des Volks. Von Papst Alexander VI. zum Kardinal und Legaten in Frankreich ernannt, strebte er nach Alexanders Tod selbst nach der Tiara und veranlaßte deshalb, jedoch vergeblich, ein Schisma zwischen der französischen Kirche und der Kurie. Er starb 25. Mai 1510 in Lyon. Sein Leben beschrieben Montagnes (Par. 1631) und Legendre (Rouen 1724).

Amboß, Unterlage, deren man sich beim Bearbeiten der Metalle mit dem Hammer, namentlich beim Schmieden, bedient. Je nach der Größe der Arbeitsstücke wechseln Größe und Gewicht des Ambosses von mehreren Zentnern bis zu den kleinen Ambossen der Uhrmacher und Mechaniker. Letztere bestehen aus Stahl und werden beim Gebrauch in den Schraubstock gespannt oder mit einer Angel in die Werkbank gesteckt; die übrigen sind von Eisen, und nur ihre Bahn, d. h. ihre obere sogen. Aufsetzfläche, ist von Stahl. Der große A. steckt mehrere Zentimeter tief in einem hölzernen Klotz, dem Amboßstock, der von Eichenholz und ca. 1 m tief in die Erde eingelassen ist. Der gewöhnliche Schlosseramboß hat an der einen schmalen Seite ein Horn (Hornamboß), um welches der Arbeiter Metall biegt; auf der Bahn aber ist ein Loch befindlich, in welches verschiedene zu allerlei Nebenarbeiten dienende Werkzeuge, z. B. Schrotmeißel, mit Angeln hineingesteckt werden. Das Sperrhorn hat eine nur kleine quadratische Amboßfläche, aber auf der einen Seite ein Horn oder kegelförmiges Ende, während es auf der andern Seite viereckig pyramidenförmig zuläuft. Um Bleche und andre ebene Metallstücke auf einem A. zu bearbeiten, bedient man sich solcher Ambosse, welche polierte Bahnen besitzen und Treib-, Spann- und Polierstöcke genannt werden. Die mit Rinnen versehenen Ambosse der Kupferschmiede heißen Senkeisen, diejenigen Ambosse aber, die zum Behuf des Hohlschlagens der Gefäße mit einem kugelartigen Kopfe versehen sind, Stockambosse. Zur Bildung krummer, röhrenartiger Formen dient der Halsamboß, der dazu mit einem eigen gebogenen runden Teil ausgestattet ist. Eines Ambosses mit einem runden oder halbrunden Kopf zum Schlagen solcher Sachen bedienen sich die Gold- und Silberarbeiter sowie die Gürtler unter dem Namen gekröpfter A.

Amboß, eins der Gehörknöchelchen, s. Ohr.

Ambra (grauem Amber, orientalischer Agtstein), eine Art Gallen- oder Darmsteine des Pottwals, findet sich in den Tropen auf dem Meer schwimmend oder an den Küsten und ist auch im Darm der Pottwale, freilich nur bei kranken oder toten Tieren, gefunden worden. Die A. kommt meist in kleinern Stücken, doch auch in Massen von 50 kg vor, am häufigsten bei Madagaskar, Surinam, Java und Japan, und wird besonders nach Stürmen mit Netzen gefischt; sie ist undurchsichtig, lichtgrau bis graubraun, bisweilen geädert, leichter als Wasser, erweicht in der Hand und riecht eigentümlich angenehm, löst sich nicht in Wasser, leicht in heißem Alkohol, in Äther und Ölen. Bei der Destillation mit Wasser gibt sie 13 Proz. eines flüchtigen Öls, Hauptbestandteil ist aber das nicht verseifbare, bei 100° sublimierende Ambrafett (Ambrain). Man benutzte die A. früher als nerven- und magenstärkendes, krampfstillendes Mittel, jetzt nur noch in der Parfümerie, besonders in Verbindung mit Moschus. Ihr Geruch ist ungemein haftend. Franzosen und Orientalen legen kleine Kügelchen von A. auf die brennende Pfeife. Wegen ihres hohen Preises wird die A. sehr häufig verfälscht. Die A. der Alten war wahrscheinlich der wohlriechende Balsam von Liquidambar styraciflua. Flüssige A., s. v. w. Storax; gelbe A., Bernstein.

Ambrabaum, s. Liquidambar.

Ambrakia, Stadt im alten Epirus, am Arachthos, nördlich des Ambrakischen Meerbusens (jetzt Golfs von Arta), die nördlichste der rein hellenischen Städte, wurde um 630 v. Chr. von Korinth aus kolonisiert und gelangte bald zu großer Blüte. Durch den Peloponnesischen Krieg schwer mitgenommen, erholte sie sich erst wieder unter Pyrrhos, der sie zu seiner Residenz erhob und reichlich mit allerlei Kunstwerken schmückte. Später von den Ätoliern und Römern geplündert, verfiel A. besonders durch die Gründung des nahen Nikopolis und gelangte erst unter dem byzantinischen Reich wieder zu einigem Flor. Unter ihren Ruinen ist die noch erhaltene Citadelle des Pyrrhos. An der Stelle von A. liegt jetzt Arta.

Ambraöl, s. Bernsteinöl.

Ambras (Amras), kaiserliches Bergschloß in Tirol, 3,5 km südöstlich von Innsbruck, am Fuß des Paschbergs gelegen, berühmt als Aussichtspunkt, auch historisch bedeutsam als die ehemalige Hauptburg der Grafen von Tirol und als Lieblingsaufenthalt des Erzherzogs Ferdinand und seiner Gemahlin Philippine Welser, für die er das Schloß prachtvoll einrichten ließ. Die Sammlung von Kunstgegenständen und Waffen, welche sich hier ehemals befand, ist seit 1806 größtenteils in Wien als Ambraser Sammlung aufgestellt. Dagegen wurden die in A. verbliebenen Reste dieser Sammlung durch andre Objekte aus Wien, Laxenburg etc. bereichert. Vgl. Ilg und Böheim, Das Schloß A. (Wien 1882).

Ambriz, portug. Distrikt auf der Küste von Südguinea, reicht vom Congo bis zum Fluß A. (Losche) und steht unter dem Gouverneur von Angola. Die