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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Autran; Autumnus; Autun; Auvergne

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Autran - Auvergne.

Autran (spr. otráng), Joseph, franz. Dichter und Schriftsteller, geb. 20. Juni 1813 zu Marseille als der Sohn eines Kaufmanns, verlebte im Anblick des Meers eine dichterisch angeregte, sonst ziemlich gedrückte Jugend und widmete sich nach vollendeten Studien der schriftstellerischen Laufbahn. Im J. 1852 gelangte er durch Erbschaft in den Besitz eines großen Vermögens; 1868 ward er Mitglied der französischen Akademie. Er starb 6. März 1877 in seiner Vaterstadt. Seine Hauptwerke sind: die Gedichtsammlung "La mer" (1835), welche, bedeutend erweitert, 20 Jahre später unter dem Titel: "Les poëmes de la mer" erschien; die Tragödie "La fille d'Eschyle" (1848), welche glänzenden Erfolg hatte und ihm zu gleichem Teil mit Augier (für dessen "Gabrielle") den großen Preis der Akademie eintrug, ferner: das epische Gedicht "Milianah" (1852); "Laboureurs et soldats" (1854); "La vie rurale" (1856); "Épîtres rustiques" (1861); "Le cyclope" (1863); "Paroles de Salomon" (1869); "Sonnets capricieux" (1873) und "La légende des Paladins" (1875). Autrans Dichtungen sind wohlgefeilt und von einem hellenisch-klassischen Anflug, haben aber tiefere Spuren in dem geistigen Leben seiner Nation nicht zurückgelassen. Sie erschienen gesammelt in 8 Bänden (Par. 1874-81).

Autumnus (Auctumnus, lat.), Herbst, auch Personifikation desselben und als solche mit Füllhorn und früchtegeschmücktem Haupte dargestellt. Autumnāl, herbstlich.

Autun (spr. otöng), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Saône-et-Loire, am Arroux und an einem Zweig der Bahn Paris-Lyon, am Abhang eines Bergs amphitheatralisch gelegen, hat zahlreiche Überreste antiker Bauten, unter denen der sogen. Tempel des Janus, die Ruinen eines Aquädukts, eines Theaters und eines Amphitheaters sowie zwei Thore, das St.-André- (mit einer Galerie im ionischen Stil) und das Arrouxthor (korinthischen Stils), besonders erwähnenswert sind. Unfern auf einem Feld, wo man zahlreiche Grabdenkmäler und Aschenkrüge aufgefunden, erhebt sich eine 27 m hohe Pyramide auf einer 22 m im Quadrat haltenden Basis. A. hat ferner eine 1178 vollendete Kathedrale mit schönem Gemälde von Ingres, ein modernes Stadthaus, ein Antiquitätenmuseum, eine Bibliothek, eine litterarische Gesellschaft (Éduenne) und (1881) 12,502 Einw., welche Fabrikation von Teppichen, Samt, Tuch etc., lebhaften Handel mit Holz, Pferden und Getreide betreiben, und ist Sitz eines Bistums. A., das alte Augustodunum, als Hauptstadt der Äduer früher Bibracte genannt, dessen Stätte von manchen aber nicht in A. selbst, sondern auf dem nahen Mont Beuvray (s. d.) gesucht wird, war eine der größten und volkreichsten Städte im lugdunensischen Gallien und hatte eine Mauer von 6 km Umfang mit 220 Türmen und zwei Stadtthoren (s. oben). Zur Gallierzeit Sitz einer Druidenschule, war es unter den Römern berühmt als Sitz der Gelehrsamkeit und hatte eine berühmte Rhetorenschule. Nach siebenmonatlicher Belagerung wurde A. 270 n. Chr. von Tetricus, der unter Gallienus den Kaisertitel für Gallien und Britannien annahm, völlig zerstört. Von Konstantin d. Gr. wieder aufgebaut, wurde es 355 von den Alemannen belagert und von Julian entsetzt, 451 von Attila, 523 von den Burgundern, 731 von den Arabern und 888 von den Normannen geplündert und verwüstet. Später hatte es eigne Grafen, die Karl der Einfältige 888 zu Herzögen von Burgund erhob. Im J. 1379 ward es von den Engländern eingeäschert. Unter den Konzilen, die hier gehalten wurden, ist das von 1094 merkwürdig, weil es den König Philipp I. von Frankreich wegen Verstoßung seiner Gattin Bertha exkommunizierte. Die Gegend um A. hieß von dieser ihrer Hauptstadt Autunois. Vgl. Thomas, Histoire de l'antique cité d'A. (Autun 1846).

Auvergne (spr. owérnj), Landschaft im Innern von Frankreich, zwischen den alten Provinzen Bourbonnais, Marche, Limousin, Guienne, Languedoc und Lyonnais gelegen, ungefähr 13,760 qkm (250 QM.) groß mit ca. 800,000 Einw., führte früher den Titel einer Grafschaft und war bis zur Revolution eine besondere Provinz, aus welcher die beiden Departements Cantal und Puy de Dôme gebildet wurden. (Näheres s. unter den beiden Departements und Frankreich.) Die Auvergnaten sind ein Gebirgsvolk, arm, unwissend und roh, aber rechtschaffen, gastfrei und unverdrossen fleißig. Sie leben in elenden Holzhütten und haben ein südländisches, aber häßliches Äußere; man kann sie als noch sehr ungemischte Kelten ansehen. Das schwere Erdreich bearbeiten sie mit dem südlichen räderlosen Pflug, der kaum den Boden ritzt, und ihre langsamen Ochsen halten sie mit dem ihnen selbst unverständlichen Zuruf: "Sta bos!" an. Viele wandern alljährlich, meist im Herbst, in die Fremde und bringen im Frühjahr ihre Ersparnisse, aber wenig Ideen in die Heimat zurück; doch ist jetzt permanente Auswanderung häufiger, und die Bevölkerung der A. vermindert sich daher stark. A. ist das Land der alten Arverner. Diese waren früher das mächtigste Volk in Gallien, im zweiten Punischen Krieg Bundesgenossen Karthagos und beherrschten im 2. Jahrh. v. Chr. unter ihrem König Celtillus fast ganz Gallien und Aquitanien. Ihre Hauptstadt war Gergovia. Von den Römern wurden sie zuerst unter Domitius Ahenobarbus und Fabius Maximus 121 geschlagen, dann durch Cäsar nach Besiegung des Vercingetorix 52 unterworfen. Das Land A. wurde darauf als Teil von Aquitania römische Provinz, behielt jedoch einige Privilegien; die Hauptstadt Augustonemetum (Clermont) erhielt römisches Bürgerrecht. Um 415 n. Chr. nahmen die Westgoten die A. in Besitz, wurden aber 507 von den Franken daraus vertrieben. Im J. 630 kam A. an den Herzog Boggis von Aquitanien und stand nun unter Grafen, welche von den Herzögen von Aquitanien eingesetzt wurden. Infolge des Kriegs zwischen dem Herzog Waifar von Aquitanien und dem Frankenkönig Pippin wurde A. 768 wieder unmittelbare fränkische Provinz. Karl d. Gr. setzte Bertmond (774) als Grafen über A. Diesem folgte der merowingische Prinz Jeterius (778), Enkel Eudos von Aquitanien. Seit 864 stand das Land unter erblichen Grafen, als deren erster Bernhard genannt wird, und wurde den Herzögen von Aquitanien oder Guienne lehnspflichtig. Seit 1115 zerfiel es in zwei Teile, die Grafschaft A. und Dauphiné d'A. (den nördlichen Teil). Graf Guido II. wurde 1209 vom König Philipp II. von Frankreich als Verbündeter der Engländer vertrieben, A. als Kronlehen eingezogen und Guido von Dampierre damit belehnt. Am Ende des 13. Jahrh. kam die Grafschaft A. an das Haus La Tour, welches sich seitdem La Tour d'A. nannte. Das Dauphiné ging 1428 durch Heirat an die Familie Montpensier, einen Zweig der Bourbonen, über. Ludwig XII. ließ dies 1505 auch nach Erlöschen des männlichen Zweigs der Montpensiers mit dem Tod Peters II. (1503) der Erbtochter desselben, Susanna, Gemah-^[folgende Seite]