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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Balsamapfel - Baltard.

oder werden durch Auskochen und Auspressen aromatischer Pflanzenteile gewonnen. Sie riechen stark aromatisch, schmecken scharf, beißend, verlieren, der Luft ausgesetzt, größtenteils ihr ätherisches Öl, trocknen ein und verharzen. Von Wasser werden sie nicht, von Äther zum Teil, von Alkohol vollständig gelöst; bei der Destillation mit Wasser geben sie ätherisches Öl und hinterlassen Harz. Ursprünglich verstand man unter B. bloß das harzig-ölige Exkret des Balsambaums, den Mekkabalsam, übertrug aber bald jenen Namen auf zahlreiche andre Stoffe von aromatischem Geruch, ohne den Begriff scharf zu begrenzen, daher auch oft Terpentin, Benzoe und ähnliche Stoffe als Balsame bezeichnet werden. Vorzugsweise aber führen diesen Namen der Perubalsam (schwarzer indischer B.), der Tolubalsam, der kanadische B., der Mekkabalsam, der Kopaivabalsam und der Storaxbalsam. Auch künstliche salben- oder ölartige oder dünnflüssige Mischungen werden als Balsame bezeichnet und gleichen hinsichtlich ihres starken aromatischen Geruches den natürlichen Balsamen, mit welchen sie sonst nichts Gemeinsames haben. Hervorzuheben sind: der Hoffmannsche Lebensbalsam (Mixtura oleoso-balsamica), eine Lösung verschiedener ätherischer Öle in Alkohol; der Wundbalsam (Balsamum vulnerarium), eine Mischung mehrerer adstringierender Stoffe, wie Myrrhe, Drachenblut, Thymianöl, Alkohol, Weinessig etc.; der Schwefelbalsam (B. sulphuris), eine Auflösung von Schwefel in fettem oder ätherischem Öl; der Muskatbalsam (B. s. Oleum Nucistae), ein salbenartiges Gemenge aus Muskatbutter, Wachs und Olivenöl; der Mailänder B., eine wohlriechende Lösung verschiedener ätherischer Öle in Alkohol, etc. Die meisten Balsame werden arzneilich verwendet. Vgl. Wiesner, Die technisch verwendeten Gummiarten etc. (Erlang. 1869).

Balsamapfel, s. Momordica.

Balsambaum, s. Balsamodendron und Myroxylon.

Balsambäume, s. Balsamifluae.

Balsamgewächse, s. Terebinthineen.

Balsamgurke, s. Momordica.

Balsamholz, s. Balsamodendron.

Balsamieren, s. Einbalsamieren.

Balsamiflŭae (Amber- oder Balsambäume, Bucklandiaceen), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Verwandtschaftsreihe der Hamamelideae, deren reduzierte Form sie darstellen, Holzpflanzen mit oft unvollständigen, bisweilen nackten Blüten, die in Köpfchen oder Ähren zusammengedrängt sind. Ihre Früchte bilden zweiklappige Kapseln. Vgl. Baillon, Bucklandieae. Histoire des plantes, Bd. 3. Die Arten der Gattung Liquidambar L. enthalten in ihren vegetativen Teilen Harze, von denen besonders der Storax aus L. orientale Mill. geschätzt wird. Mehrere Arten dieser Gattung finden sich fossil in der Kreide und in Tertiärschichten. Die wenigen (sechs) Arten bewohnen Nordamerika, einen Teil der Mittelmeerländer und das südliche Asien.

Balsamīne, s. Impatiens.

Balsamineen, dikotyle, etwa 130 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Gruinalen, meist einjährige Kräuter mit saftigem, durchscheinendem Stengel und zygomorphen, der Anlage nach fünfzähligen, gespornten Blüten. Bisweilen tragen sie zweierlei Blüten, nämlich große, unfruchtbare mit ausgebildeter Blumenkrone und kleine, geschlossen bleibende (kleistogame), fruchtbare. Die Früchte springen elastisch mit fünf sich einrollenden Klappen unter Ausstreuung der Samen auf. Von dieser Familie, deren wichtigste Gattung Impatiens L. ist, sind die meisten Arten in der tropischen und subtropischen Zone Asiens, wenige in Afrika, Amerika und Europa einheimisch. Besondern Nutzen haben sie nicht; die aus Indien stammende Balsamine (Impatiens Balsamina L.) ist eine beliebte Zierpflanze.

Balsămodendron Kunth (Balsamea Gled., Balsambaum), Gattung aus der Familie der Burseraceen, Bäume oder Sträucher in Arabien und Ostindien, mit oft dornigen Ästen, ein- oder dreizählig oder wenigjochig unpaarig gefiederten Blättern, eingeschlechtigen Blüten und ein- bis zweisamiger Steinfrucht. B. Myrrha Engl., kleiner Baum oder Strauch mit spitzdornigen, grauweiß berindeten Ästen, kurzgestielten, dreizähligen Blättern, an der Westküste Arabiens und auf der Somalküste, liefert die Myrrhe. B. gileadense Kunth (B. meccanensis Gleditsch, echter arabischer oder Mekkabalsambaum, Balsamstaude), ein kleiner, nicht dorniger Baum oder Strauch an den Küstenländern des Roten Meers, liefert den Mekkabalsam. Früher waren auch die Früchte als Balsamkörner (Balsamfrüchte) und die Zweige als Balsamholz offizinell. Erstere sind kleiner als Erbsen, gewöhnlich rötlich, meist ohne Geruch und Geschmack, selten schwach balsamisch und enthalten einen weißen Kern; die dünnen Zweige haben eine runzelige, graue Rinde, verbreiten angezündet einen angenehmen Geruch, schmecken und riechen aber nur wenig. B. Kafal Kunth, im Glücklichen Arabien, hat rotes, wohlriechendes Holz, welches im Orient zu Räucherungen benutzt wird, und sehr balsamische Beeren. B. africanum Arnott, ein Strauch in Senegambien, und B. Mukul Hook., in Sind und Belutschistan, liefern das Bdellium.

Balsampflanze, s. Amyris.

Balsămum, Balsam; B. arcaei, Elemisalbe; B. copaivae, Kopaivabalsam; B. de Tolu, tolutanum, Tolubalsam; B. embryonum, Schlagwasser; B. peruvianum, nigrum, indicum, Perubalsam, B. sulfuris, Schwefelbalsam; B. sulfuris terebinthinatum, mit Terpentinöl verdünnter Schwefelbalsam; B. vitae externum, Terpentinölseife; B. vitae Hoffmanni, Lebensbalsam.

Balta, Kreisstadt im russ. Gouvernement Podolien, nahe der Grenze des Gouvernements Cherson, an einem Zweig der Eisenbahn von Odessa nach Galizien, von der Kodyma in zwei Teile geteilt, von denen der eine früher zu Polen, der andre zur Türkei gehörte, hat drei Kirchen, viele Fabriken, bedeutende Märkte und (1880) 22,440 Einw.

Balta alba, Badeort im rumän. Kreis Rimnik, am gleichnamigen See.

Baltadschi (türk.), Palastdiener des türkischen Sultans, welche bei offiziellen Gelegenheiten eine silberne halbmondförmige Hellebarde führen.

Balta-Liman, eine Bucht des Bosporus auf dem europäischen Ufer, mit einem Palast des Großwesirs Reschid Pascha. Hier schloß Rußland mit der Türkei 1. Mai 1849 den Vertrag, welcher für beide Staaten auf sieben Jahre gleiches Interventionsrecht in den Donaufürstentümern feststellte.

Baltard (spr. -tar), Victor, franz. Architekt, geb. 19. Juni 1805 zu Paris, Schüler seines Vaters Louis Pierre B. und Lethières. In Italien studierte er besonders Grabdenkmäler; er lieferte treffliche Zeichnungen von der Villa Medici, vom Theater des Pompejus u. a. Nach seiner Rückkehr leitete er den Bau des Pariser Konservatoriums, des Archivs, der Normalschule und der Weinhalle, später die Restauration der Kirchen St.-Eustache und St.-Séverin. 1842 zum