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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bandello - Bandiera.

den vorzügliche Jagdgründe. Die Thalsohlen selbst sind fruchtbar, die Saaten bedürfen aber der künstlichen Bewässerung. Im Staat Panna werden Diamanten gegraben. Die Bandela, nach denen das Land benannt ist, sind ein ehemals sehr kriegerischer Radschputenstamm und reden einen Sanskritdialekt. Im J. 1731 wurde. B. von den Marathen gewonnen, 1803 dem angloindischen Reich einverleibt.

Bandello, Matteo, ital. Novellist, geboren um 1480 zu Castelnuovo in Piemont, ward zu Rom Dominikaner und trat in das Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand, führte aber ein ziemlich unstetes Leben und hielt sich in verschiedenen Städten Italiens, am längsten, wie es scheint, in Mantua, auf, wo er die berühmte Lucrezia Gonzaga im Lateinischen und Griechischen unterrichtete. Während der Kriege 1520-25 verlor er als Anhänger der französischen Partei sein väterliches Erbe und war genötigt, eine Zeitlang verkleidet umherzuirren. Hierauf ging er mit seinem Freund Cesare Fregoso nach Frankreich und wurde 1550 von Heinrich II. zum Bischof von Agen ernannt, trat jedoch das Bistum schon 1555 an Ettore Fregoso, den Sohn seines Freundes, ab. Sein Todesjahr ist unbekannt, muß aber nach 1561 fallen. Seine Novellen (214 an der Zahl) bieten viele interessante Kulturgemälde dar und zeichnen sich durch naive und drastisch wirkende Darstellung, aber zum Teil auch durch große Schlüpfrigkeit des Inhalts aus. Sie erschienen gesammelt zuerst Lucca 1554 in 3 Bänden, denen 1573 zu Lyon ein vierter folgte; sodann, nach mehreren verstümmelten Ausgaben, zuerst wieder vollständig London 1740, 4 Bde. (neuer Abdr. 1791-93, 9 Bde.), am besten Mailand 1813-14 in 9 Bänden; neuerlich Turin 1853, 4 Bde. Eine deutsche Übersetzung, mit Weglassung des Anstößigsten, lieferte Adrian (2. Aufl., Frankf. a. M. 1818, 3 Bde.); eine Auswahl enthält A. v. Kellers "Italienischer Novellenschatz", Bd. 3 (Leipz. 1851). B. schrieb auch "Canti" zu Ehren der Lucrezia Gonzaga (Agen 1545), die jetzt ein seltenes und sehr gesuchtes Buch sind.

Banden, nach Verfall der Feudalkriegsverfassung im Mittelalter Bezeichnung der Verbände der durch Werbung etc. zusammengebrachten Mietstruppen. Sie bildeten förmliche Kriegsgewerbsgenossenschaften und erlangten in Italien (Kondottieri) und Frankreich auch politische Bedeutung. Nach Ort und Art ihres Auftretens führten sie, namentlich in Frankreich, verschiedene Namen, wie z. B. aventuriers, bandits, brigands, cantatours (sie sangen auf dem Marsch), mille-diables, feudeurs (Eisenfresser), coterels, routiers, roustres, retondeurs etc. Wie schon die Namen besagen, verübten sie vielfache Unthaten, und Karl VII. machte ihnen nach Errichtung der Ordonnanzkompanien ein Ende. Die Bandes unter Ludwig XII. waren schon regelrechter formierte Fußtruppen. In Deutschland waren die B. Vorläufer der Landsknechte.

Bandenschmuggel, der von mehreren gemeinsam betriebene Schmuggelhandel (s. d.).

Bänder, s. Bandweberei.

Bänder (Ligamenta, hierzu Tafel "Bänder des Menschen"), die aus einem sehnenartigen Gewebe bestehenden Organe, welche in Form von Häuten oder als rundliche oder platte Stränge zur Verbindung der einzelnen Knochen des Skeletts untereinander dienen. Man unterscheidet faserige und elastische B.; erstere sind sehr zäh und wenig dehnbar, aber biegsam und geschmeidig, silbergrau oder atlasglänzend; letztere sind weich, gelblich, dehnbar und bis zu einem gewissen Grad elastisch. Die Nerven fehlen in ihnen gänzlich, die Gefäße zum größten Teil. Die Kapselbänder oder Gelenkkapseln bilden um die benachbarten Enden zweier Knochen eine geschlossene Kapsel, innerhalb welcher sich die Knochen frei bewegen können (s. Gelenk). Die Hilfs- oder Hemmungsbänder mancher Gelenke gehen direkt von dem einen Knochen zum andern, liegen meist außerhalb der Gelenkkapsel und bestimmen Richtung und Grenze der Bewegung der Knochen. Die Zwischenmuskel- und Zwischenknochenbänder liegen zwischen Muskeln, resp. Knochen und dienen häufig zum Ansatz von Muskeln. Die Muskelbänder oder Sehnenscheiden geben gewissen Sehnen eine bogenförmige Richtung und ändern so die Wirkung des Muskels. Die sogen. falschen B. sind teils die zuweilen bis zur Unkenntlichkeit entstellten Überreste embryonaler Bildungen (z. B. das runde Leberband ist das Rudiment der Lebervene des Fötus), teils häutige Fortsätze des serösen Überzugs der Organe in der Bauchhöhle (z. B. die Aufhängebänder der Milz, Leber, des Magens). Eine Übersicht der B. bietet beifolgende Tafel.

Banderien (v. neulat. Banderium, "Fahne"), in Ungarn die berittenen Mannschaften, mit welchen geringere Edelleute unter eigner Fahne sich den Komitaten, andern Edelleuten oder unmittelbar dem König anschlossen. Die Banderialverfassung rührte von Stephan dem Heiligen her und wurde von Wladislaw II. erneuert. Er bestimmte die Stärke der B. zu 200 Husaren und 200 schweren Reitern. Nach der Niederlage bei Mohács (1526) waren die B. fast vernichtet, und seit 1601 mußten alle B. mit weniger als 50 Reitern in die Komitatsbanderien eintreten, bis die Türkenherrschaft die Banderialverfassung aufhob. Jetzt heißen B. die berittenen Edelleute der ungarischen Komitate, welche bei Krönungen, Reichstagen etc. die militärischen Honneurs machen. Vgl. Piringer, Ungarns B. (Wien 1810-16, 2 Bde.).

Banderilla (span., spr. -ilja), Fähnchen, insbesondere mit Fähnchen verzierter Wurfpfeil bei Stiergefechten. Banderillero (spr. -riljero), mit Banderillas versehener Stierkämpfer.

Banderium (neulat.), s. Banderien.

Banderole (franz., spr. bangd'roll, "Bandrolle"), ein mit Namen oder Sprüchen versehenes, flatterndes Band, welches auf Gemälden, Skulpturen und Kupferstichen des Mittelalters und des 16. Jahrh. über und an Figuren angebracht ist, um sie oder ihre Thätigkeit zu erklären. B. nennt man auch den Wimpel oder das Fähnchen am Speer mit dem Wappen oder den Wappenfarben des Trägers. Die Form desselben war meist drei- oder viereckig. Es war vom 11. bis 15. Jahrh. im Gebrauch.

Bandfink (Bandvogel), s. Amadinen.

Bandgras, s. Phalaris.

Bandiat (spr. bangdia), Fluß im westlichen Frankreich, entspringt im Departement Obervienne, verfolgt im allgemeinen nordwestliche Richtung und verliert sein Wasser zum größten Teil in Schlünden, die das Flußbett enthält, so daß er nur zur Zeit der starken Regengüsse mit der Tardoire, deren Lauf dieselbe Erscheinung darbietet, nach 88 km langem Lauf bei Agris sich vereinigen kann.

Bandiëra, Franz, österreich. Admiral, geb. 24. Mai 1785 zu Venedig, trat 1800 nach Auflösung des Königreichs Italien in österreichische Dienste über, gab 1817 der österreichischen Prinzessin Leopoldine das Geleit nach Brasilien, wurde 1828 Korvettenkapitän, kommandierte in der Levante, zeichnete sich während des griechischen Befreiungskriegs gegen die hydriotischen Seeräuber und 1830 gegen die Marok-^[folgende Seite]