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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Banff; Banffshire; Bánffy-Hunyad; Bang; Bangala; Bángalo; Bangalor; Bangela

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Banff - Bangela.

Tode des Königs zum Feldmarschall der Krone Schweden und des niedersächsischen Kreises ernannt, sammelte er 1634 ein Korps von 16,000 Mann, stieß in Böhmen zu dem kursächsischen Heer und rückte vor Prag, mußte sich aber infolge der Niederlage des schwedisch-deutschen Heers bei Nördlingen (s. d.) zurückziehen und wandte sich darauf, von den Brandenburgern und Sachsen verlassen, in das Magdeburgische und Mecklenburgische, von wo er sich durch seine Siege bei Dömitz (11. Nov. 1635), Kyritz (17. Dez. 1635) und Wittstock (4. Okt. 1636) den Weg zu neuem Vorrücken bahnte. Er besetzte einen großen Teil van Sachsen und Brandenburg, eroberte Erfurt und Torgau, ward aber 1637 bei letzterer Stadt von den kaiserlichen Feldherren Hatzfeld und Götz eingeschlossen. Trotz seiner schwierigen Lage entkam er glücklich nach Pommern, wohin ihm der kaiserliche General Gallas folgte. Im Juni 1638 durch 14,000 Mann nebst Kriegsvorräten aus Schweden verstärkt, trieb B. den ihn hart bedrängenden Gegner zurück und drang 1639 abermals in Sachsen ein, wo er die Hauptmacht der Kaiserlichen und Sachsen bei Chemnitz (4. April 1639) entscheidend schlug. Nach der Eroberung Pirnas machte er Böhmen zum Schauplatz des Kriegs und schlug die Kaiserlichen bei Brandeis (19. Mai). Darauf wandte er sich nach Thüringen und nach einem vergeblichen Angriff auf das feste Lager Piccolominis bei Saalfeld (1640) nach Hessen und an die Weser, um die schwedischen Bundesgenossen im Westen zu befreien. Den Feldzug 1641 eröffnete ein großartig entworfener und rasch ausgeführter Zug Banérs gegen Regensburg, wo sich der Kaiser und die ihm ergebenen Stände zu einem Reichstag versammelt hatten. Am 17. Jan. erschien er plötzlich vor der Stadt, die Wegnahme derselben wurde aber durch das unerwartete Schmelzen der Eisdecke der Donau vereitelt. Unter großen Schwierigkeiten mußte B. mitten im Winter sich durch Böhmen nach Sachsen zurückziehen. Schon während des Marsches war B. von einem heftigen Fieber befallen worden; todkrank und in einer Sänfte getragen, kam er 18. Mai 1641 nach Halberstadt und starb daselbst 20. Mai, weniger infolge seiner Ausschweifungen als der ungeheuern Strapazen. Scharfblick, Umsicht und Besonnenheit paarten sich in B. mit außerordentlicher Energie und Kühnheit. Unter seinen Scharen herrschte zwar die strengste militärische Disziplin, doch durften dieselben ungestraft sengen und brennen. Sein Sohn Gustav, der tolle B. genannt, starb 1677 als Generalgouverneur von Ingermanland ohne Nachkommen. Vgl. Jugman, Areminne öfver Johan B. (Stockh. 1776; deutsch, Petersb. 1783).

Banff, Hauptstadt von Banffshire (Schottland), an der Mündung des Deveron in den Moray Firth, hat ein schönes Rathaus, eine wissenschaftliche Gesellschaft und (1881) 7871 Einw., welche Flachsspinnerei, Fabrikation von künstlichem Dünger, Schiffbau sowie lebhaften Küstenhandel betreiben. Dabei Duff House, der fürstliche Sitz der Grafen von Fife. Zum Bezirk gehören 108 Seeschiffe von 18,097 Ton. Gehalt. 622 Schiffe von 53,416 T. liefen 1883 ein.

Banffshire, Grafschaft in Nordschottland, am Moray Firth, 1669 qkm (30,3 QM.) mit (1881) 62,736 Einw. Die Grafschaft wird großenteils eingenommen von den westlichen Verzweigungen des Cairngormgebirges (1248 m), die sich zum Strathspey mit seinem ungestümen, lachsreichen Fluß herabsenken. Kulturfähiges Land ist fast nur auf die Küste beschränkt (1884: 38,2 Proz. Ackerland, 2,4 Proz. Weiden, 6,8 Proz. Wald). Viehzucht (41,531 Rinder, 53,833 Schafe) ist von Bedeutung; Leinenfabrikation, Garnspinnerei, Gerberei und Whiskeybrennerei vertreten die Industrie. Die Seefischerei beschäftigte 1883: 1304 Fischerboote, von 2830 Fischern bemannt. Spey und Deveron sind lachsreiche Flüsse. Das Mineralreich liefert Marmor, Bausteine und Halbedelsteine (aus dem Cairngorm).

Bánffy-Hunyad, Markt im ungar. Komitat Klausenburg (Siebenbürgen), an der Schnellen Körös und der Ungarischen Staatsbahn, mit Bánffyschem Schloß, zwei Kirchen, Marmorbrüchen und (1881) 3152 Einw.

Bang, s. Haschisch.

Bang, Peter Georg, dän. Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. 7. Okt. 1797 zu Kopenhagen, studierte daselbst die Rechte, ward 1826 Gerichtsassessor, 1830 außerordentlicher, 1834 ordentlicher Professor der Rechte in Kopenhagen und 1836 Direktor der Nationalbank. Seit 1834 war er Mitglied der Ständeversammlung und wurde 1848 zum Mitglied der konstituierenden Reichsversammlung erwählt. Nachdem er kurze Zeit Amtmann in Holbäk gewesen, ward er 16. Nov. 1848 als Minister des Innern in das Ministerium berufen, legte aber dieses Amt, zum Domänendirektor ernannt, 21. Sept. 1849 nieder, verwaltete vom Dezember 1851 bis Juni 1852 provisorisch das Ministerium des Kultus und vom Januar 1852 bis April 1853 das des Innern. Am 12. Dez. 1854 trat er an die Spitze des Kabinetts, welches 2. Okt. 1855 das Verfassungsgesetz für den Gesamtstaat durchsetzte. Bei seinem Rücktritt 18. Okt. 1856 wurde er Geheimer Konferenzrat und Justitiarius beim Höchsten Gericht. Er starb 2. April 1861. Außer Monographien über dänisches Zivilrecht und politischen und finanziellen Abhandlungen schrieb er: "Lärebog i de til den romerske private Ret henhörende Discipliner" (Kopenh. 1833-35, 2 Bde.) und "Systematisk Fremstelling af den danske Procesmaade" (mit Larsen, das. 1841-43, 5 Bde.).

Bangala (Bangela), afrikan. Volksstamm, am Quango in Südwestafrika, zeichnet sich durch Tapferkeit und kriegerischen Unternehmungsgeist, der vorwiegend gegen die Portugiesen gerichtet war, aus. Vgl. O. Schütt, Reisen im südwestlichen Becken des Congo (Berl. 1881); Lux, Von Loanda nach Kimbundu (Wien 1879).

Bángalo (Bungalow), Sommerhaus der Europäer in Indien, gewöhnlich aus Holz und Rohrgeflecht errichtet, mit vorstehendem Strohdach.

Bangalor, Hauptstadt des unter direkter Verwaltung des Generalgouverneurs stehenden Staats Maissur in Britisch-Ostindien, 884 m ü. M., mit einer mittlern Jahrestemperatur von 22,9 ° C., welche auch im Sommer kühler ist als sonst im Dekhan. B. eignet sich deshalb zur Gesundheitsstation für die zahlreich und zweckmäßig hier kasernierten europäischen Truppen. Die Stadt zählte 1881: 155,857 Einw. (108,893 Hindu, 29,521 Mohammedaner, 17,430 Christen) und zerfällt in die dicht bewohnte Altstadt und den unter der englischen Verwaltung entstandenen Stadtteil (Cantonment), der im Stil der englischen Großstädte mit Parken etc. eingerichtet ist. In einem Hindutempel der Altstadt findet sich eine berühmte Statue der Göttin der Schönheit (s. Tafel "Bildhauerkunst I", Fig. 14). Die Stadt ward 1787 von den Engländern eingenommen, dann dem Fürsten zwar zurückgegeben, aber 1831 mit dem Land in eigne Verwaltung genommen. Sie ist Sitz einer evangelischen Mission und des katholischen Bischofs für Südindien. Eine Zweigbahn verbindet B. mit der Madras-Kalikat-Eisenbahn.

Bangela, afrikan. Volk, s. Bangala.