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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bangor; Bangweolo; Banhans; Bani; Baniane; Banim

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Bangor - Banim.

buntesten Gewimmel umhertreibt, eine ungemeine Belebtheit. Der Fluß ist der große Markt, auf dem sich täglich der betriebsame Teil der Bevölkerung versammelt; soviel es angeht, wird alles zu Schiff abgemacht. Der Verkehr stockt nur, wenn eins der hochgeschnäbelten Staatsboote in einen Kanal einfährt; es galt dann bis in die neueste Zeit für ein schweres Verbrechen, sich auf einer der zahlreichen Brücken zu befinden, während unten die Angehörigen einer fürstlichen Familie durchfuhren. Die Paläste sind in chinesischem Stil gebaut, hohe Frontispize, im Innern weite Hallen, alles mit überaus reicher Ornamentik bedeckt und von großartigem Eindruck. Die Tempel (Pagoden) tragen pyramidenartig immer kleiner werdende Dächer. Ausgezeichnet vor allen ist der Palast des ersten Königs, der sich innerhalb einer hohen Umschließungsmauer von etwa 1300 m im Umfang befindet. Der Boden im Innern ist ganz mit Marmor- und Granitfliesen belegt; in Zwischenräumen stehen Wachtposten und aufgeprotzte Kanonen, an den Seiten verschiedene kleine, mit Gemälden und Goldschmuck versehene Gebäude. In der Mitte des großen Hofs erhebt sich ein Viereck, mit Bildhauerarbeit geziert und von einem spitzen, vergoldeten Turm überragt: die Halle, in welcher der König ausländische Gesandte empfängt, und wo auch die Leiche des verstorbenen Königs bis zur Verbrennung aufgestellt wird. In einiger Entfernung davon ist der Saal, in welchem der König täglich in Anwesenheit von mehr als hundert Beamten Gehör erteilt. Die Vorschrift, daß bei diesen Audienzen alles auf den Knieen und Ellbogen liegen mußte, ist seit 1873 aufgehoben, so daß man jetzt stehend die Befehle entgegennimmt. An den Saal schließen sich die Gemächer des Königs, sodann die der Königin und des zahlreichen weiblichen Hofstaats an. Neben andern Gebäuden für Staats- und Wirtschaftszwecke findet man hier eine Anzahl buddhistischer Tempelbauten, die von Pracht strotzen; eine Menge sehr wertvoller Erzeugnisse der Kunst und des Gewerbfleißes sind daselbst aufgehäuft. Die Wohnungen der sonstigen Vornehmen bestehen ebenfalls aus einer größern Anzahl von Häusern und Höfen, die mit einer Mauer umgeben sind; das Hauptgebäude dient stets dem Herrn zum Aufenthalt. Tempel und buddhistische Klöster sind auch außerhalb dieses königlichen Quartiers durch die ganze Stadt zerstreut; die Klöster sind von Gärten umgeben und bestehen aus einem geräumigen Saal mit engen, sehr zahlreichen Thüren und Fenstern. Die mittlere Jahrestemperatur in B. ist 27,4 ° C.; die heißesten Monate sind Mai und April, vom März bis Dezember regnet es fast gar nicht. Der Menamfluß ist wegen einer Barre an seiner Mündung für Schiffe mit großem Tiefgang bis B. nicht fahrbar; sie ankern bei Paknam (ca. 7000 Einw.), wo überhaupt jedes Schiff, das aufwärts geht, seine Kanonen und Munition ausladen und einen Zollbeamten an Bord nehmen muß. Die Bevölkerung besteht aus Abkömmlingen der verschiedenartigsten Völkerschaften, die sich hier nebeneinander niedergelassen haben. Ihre Zahl wird auf 4-600,000 geschätzt, darunter fast die Hälfte Chinesen. Der Handel Bangkoks wuchs nach Abschluß des englisch-siamesischen Handelsvertrags, dem Verträge mit den andern Staaten folgten, außerordentlich, ist aber später sehr gefallen; 1881 liefen 524 Schiffe von 223,131 Ton. aus mit einer Ladung im Wert von 9,865,956 Doll. (davon britisch 6,166,976, deutsch 1,090,602 Doll.). Die Nähe von Singapur drückt etwas den Handel; den Europäern machen die Chinesen empfindliche Konkurrenz. Eine Telegraphenlinie geht nordwärts nach Zimmeh, eine Eisenbahn soll ostwärts nach Kabin geführt werden. B. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls.

Bangor, 1) Stadt in Carnarvonshire (Wales), am Nordende der Menaistraße, malerisch in engem Thal, eins der Hauptquartiere der Touristen. Es ist der älteste Bischofsitz in Wales, mit unansehnlicher, 525 gestifteter Kathedrale, hat eine Lateinschule (1557 gegründet), ein Lehrerseminar und (1881) 8240 Einw. Dicht dabei liegt Penrhyn Castle, das prachtvolle Schloß Lord Penrhyns; 3 km südlich führt die Menaibrücke (1820-26 erbaut) und 1 km von dieser die Britanniabrücke (s. d.) über die Menaistraße; 8 km südlich, im Thal des Ogwen, der bei der Stadt mündet, liegen die Penrhyn-Schieferbrüche. - 2) Stadt im nordamerikan. Staat Maine, 30 km oberhalb der Mündung des von ihr an schiffbaren Penobscot in die Penobscotbai, hat ein theologisches Seminar der Kongregationalisten, Schiffswerfte, ungemein lebhaften Holzhandel und (1880) 16,856 Einw. Da der Fluß mit jeder Flut 5 m steigt, so können auch große Schiffe in den geräumigen Hafen der Stadt gelangen. Einfuhr 1883-84: 570,492 Doll., Ausfuhr (namentlich Bauholz) 118,255 Doll.

Bangweolo (Bembasee, auch Schuia- oder Chamasee), ein 1868 von Livingstone entdeckter großer See im Innern von Südafrika, liegt unter 29-30 ° östl. L. v. Gr. und 10-11 ° südl. Br., im Reich des Cazembe, 1100 m ü. M., und erstreckt sich über 220 km von O. nach W. und 110 km von S. nach N. In denselben mündet auf der Ostseite der Tschambesi (nicht zu verwechseln mit dem Sambesi); sein Abfluß ist der Luapula, der den See auf der Nordseite verläßt, um nach einem Laufe von 334 km in den nördlich gelegenen kleinern Moerosee zu münden. Livingstone wollte beide Wasserbecken mit den Nilseen in Verbindung bringen; doch sind sie zum Quellsystem des Congo zu rechnen, da Tschambesi und Luapula (Lualaba) ohne Zweifel nur verschiedene Namen für den Oberlauf des genannten Stroms sind (s. Congo, mit Karte).

Banhans, Anton, österreich. Minister, geb. 8. Nov. 1825 zu Micholup in Böhmen, studierte zu Prag die Rechte, trat 1848 daselbst in den Staatsjustizdienst und rückte 1856 zum Vizehoflehnrichter auf. Er verließ 1859 den Staatsdienst, um die Leitung der Güter des Grafen Ernst Waldstein zu übernehmen, beförderte in dieser Stellung den Bau mehrerer Eisenbahnen, ward 1867 in den böhmischen Landtag und von diesem in den Reichsrat gewählt, wenige Monate später Sektionschef im Ministerium des Innern, 1870 Ackerbauminister und 1871 unter Potocki und dann unter Auersperg Handelsminister. Nachdem Zusammenbruch zahlreicher Eisenbahngründungen, welche B. selbst befördert hatte, schritt er gegen einige solcher Gründer mit Kriminalprozessen ein, mußte aber 20. Mai 1875 seine Entlassung nehmen. Seit 1881 ist er Präsident des Niederösterreichischen Gewerbevereins.

Bani, rumän. Münze, Mehrzahl von Banu (s. d.).

Baniane, s. v. w. indischer Feigenbaum, s. Ficus.

Banim (spr. bännim), John, pseudonym O'Hara, irischer Romandichter, geboren im Juni 1800, zuerst Porträtmaler, suchte, von Walter Scott angeregt, für Irland das zu werden, was jener für Schottland war, und schrieb eine Reihe von Lebensbildern und Sittenschilderungen, in welchen er die Licht- und Schattenseiten des irischen Volks in kräftigen Zügen darstellte und großes Talent, mächtige Kraft und lebendige Phantasie offenbarte. Zuerst erschienen: