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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barograph; Barolo; Baromakrometer; Barometer

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Barograph - Barometer.

behörden wegen ihrer radikalen Tendenzen der Regierung unterordnete. Die radikale Partei stellte ihn darauf zu ihrem Kandidaten bei einer Nachwahl in Paris gegen den gemäßigten Republikaner Rémusat auf, und B. errang 27. April einen glänzenden Sieg, welcher den Sturz Thiers' zur Folge hatte, da die Legitimisten in der Versammlung ihn zum Anlaß nahmen, um Thiers ein Mißtrauensvotum zu erteilen. B. schloß sich in der Nationalversammlung der äußersten Linken, in der Deputiertenkammer der republikanischen Linken an und ist einer der Führer der Radikalen.

Barograph (griech.), s. Registrierapparate.

Barolo, ein wohlschmeckender, schwerer norditalienischer Rotwein.

Baromakrometer (griech.), veraltetes Instrument, um gleichzeitig Gewicht und Länge Neugeborner zu messen.

Barometer (griech., Schweremesser, Baroskop, Wetterglas, Torricellische Röhre), Instrument, mittels dessen der Druck der Luft gemessen wird. Bis ins 17. Jahrh. kannte man die Schwere nicht, mit welcher die Atmosphäre auf uns lastet. Die Erscheinungen, welche man heute als unwiderlegliche Beweise für den Luftdruck anführt, daß z. B. durch Saugpumpen Wasser aufgesogen werden kann, leitete man früher, dem Aristoteles folgend, sämtlich von einem der Natur beigelegten Abscheu vor dem Leeren (horror vacui) ab. Als Florentiner Pumpenmacher Galilei mitteilten, daß in einer Wasserpumpe mit langem Saugrohr das Wasser nicht höher als 10 m steige, sagte Galilei, daß der Abscheu der Natur gegen den leeren Raum seine Grenzen habe, und wollte hieraus die verschiedene Stärke der Kohäsion erklären. Erst seinem Schüler und Nachfolger Torricelli war es vorbehalten, 1643 die Gesetze des Luftdrucks zu erkennen und das B. zu erfinden. Er geriet auf die Vermutung, daß eben die Ursache, welche das Wasser nur 10 m hoch steigen lasse und in dieser Höhe erhalte, das etwa 13½mal schwerere Quecksilber auf einer ebenso vielmal geringern Höhe zurückhalten werde. Er hatte eine Glasröhre von etwa 1 m Länge an einem Ende zugeschmolzen, sie durch das andre mit Quecksilber angefüllt, die Öffnung auf dieser Seite mit dem Finger verschlossen und dann die Röhre umgekehrt in ein einige Zentimeter hoch mit Quecksilber angefülltes Gefäß getaucht, so daß sich die Öffnung unter der Oberfläche des Quecksilbers befand. Als er den Finger von der Öffnung entfernte, bemerkte er, wie das Quecksilber in der Röhre nur so weit fiel, daß eine ca. 76 cm hohe Quecksilbersäule in der Röhre stehen blieb, in welcher sich nun über dem Quecksilber ein leerer Raum befand. Torricelli erkannte, daß der Grund, warum das Quecksilber bis zu dieser Höhe falle und dann stehen bleibe, in dem Druck der äußern Luft auf das Quecksilber im Gefäß zu suchen sei. Im J. 1643 stellte er zu Florenz die ersten öffentlichen Versuche mit seiner Erfindung an, und 1648 fand Perrier, daß das Quecksilber in einem B. auf dem Gipfel des beinahe 1570 m hohen Puy de Dôme um 8 cm niedriger stand als am Fuß des Bergs. Der Druck der Luft war durch diese Beobachtung evident erwiesen; denn in demselben Grad, wie man sich mit dem B. durch das Besteigen des Bergs der obern Grenze der Atmosphäre genähert hatte und die über der Quecksilberoberfläche ruhende Luftsäule verkürzt worden war, hatte sich auch die Höhe der Quecksilbersäule verkürzt. Hieraus geht hervor, daß die in dem einen Schenkel befindliche Quecksilbersäule im Gleichgewicht gehalten wird durch den in dem andern Schenkel zur Geltung kommenden Luftdruck, und deshalb beruht die Theorie des Barometers auf der Lehre von den kommunizierenden Röhren.

Die Konstruktion des Torricellischen Barometers war eine sehr einfache. Eine etwa 80 cm lange Glasröhre, welche an ihrem einen Ende verschlossen war, wurde mit Quecksilber gefüllt und hierauf, mit dem offenen Ende nach unten gekehrt, in ein ebenfalls mit Quecksilber gefülltes Gefäß gestellt. Dieses samt der Röhre war an einem langen, schmalen Brett befestigt, mittels dessen man den Apparat so aufhängte, daß die Glasröhre vertikal stand. Unter solchen Verhältnissen fällt das Quecksilber in der Röhre bis auf eine Höhe von ungefähr 76 cm über dem Niveau des Quecksilbers im Gefäß, und diese Höhe nennt man die Barometerhöhe. In dem obern Teil der Röhre, also über der Quecksilbersäule, befindet sich ein luftleerer ungefüllter Raum, das Torricellische Vakuum. Später bog man die Röhre unten um und schmolz an den kürzern Schenkel ein oben offenes Glasgefäß an. So entstanden die Gefäß-, Kapsel- oder Flaschenbarometer, bei welchen die Barometerhöhe durch die Höhe der Quecksilbersäule

^[Abb.: Fig. 1 und 2. Fortins Reisebarometer.]