Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Barsowīt; Barsu-Nameh; Bart

398

Barsowit - Bart.

einem Zweig (Weezen-Haste ^[richtig: Weetzen-Haste]) der Preußischen Staatsbahn, mit Pfarrkirche, evangelischem Damenstift im ehemaligen, um 1200 gestifteten Augustiner-Nonnenkloster, Papier-, Ölfabrik, Steinkohlengruben und wichtigen Sandsteinbrüchen in der Wälderformation und (1880) 2907 Einw.

Barsowīt, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Feldspatgruppe), findet sich auf den Goldseifen von Barsowskoi im Ural als Gerölle in derben, feinkörnigen bis dichten, farblosen, schwach perlmutterglänzenden Aggregaten, besteht aus kieselsaurem Kalk und kieselsaurer Thonerde CaAl2Si2O8^[CaAl_{2}Si_{2}O_{8}] (Zusammensetzung des Anorthits) und umschließt Kristalle von blauem Korund und Spinellkörner.

Barsu-Nameh, Name eines großen pers. Heldengedichts, s. Persische Litteratur.

Bart, der dem männlichen Geschlecht des Menschen und einiger andrer Säugetiere eigentümliche Haarwuchs, welcher beim Eintritt in das mannbare Alter auf und unter dem Kinn, auf dem hintern Teil der Backen und über der Oberlippe als Lippen- oder Knebelbart (Schnurrbart), Backenbart, Kinnbart und Kehlbart erscheint. Die Barthaare (über ihren Bau s. Haare) sind starrer als die Haupthaare und richten sich in der Farbe nicht immer nach letztern. Der Rotbart ist den nördlichen Ländern eigentümlich, eine Abart des schwarzen Bartes ist der Blaubart. Ein B. aus zarten, wenig gefärbten Haaren heißt Milchbart. Beim Weib ist ein B. nur ausnahmsweise entwickelt. Die kaukasische Menschenrasse besitzt den stärksten Bartwuchs; die Mongolen und Neger, besonders die Amerikaner, haben einen sehr geringen. - Einen B. besitzen auch manche Affen (s. d.) sowie der Ziegenbock. - "B." der Auster, s. d.

Der Wert des menschlichen Bartes wurde bei den verschiedenen Völkern verschieden angeschlagen. Meist galt er als Zeichen der Männlichkeit, obwohl er kein Beweis dafür ist, sowenig als das Fehlen des Bartes durchaus fehlende Männlichkeit anzeigt. Im Orient stand er von alters her hoch in Ehren, und mit Ausnahme der Ägypter, die nur einen schmalen und kurzen B. am Kinn stehen ließen, wurde er allgemein in vollem Wuchs getragen. Die Hebräer gaben demselben durch Abstutzen verschiedene Gestalten, salbten ihn fleißig und hielten einen solchen für die größte Zierde des Mannes. Daher war es eine Beschimpfung, wenn jemand unfreiwillig der B. abgeschoren ward. In der Trauer raufte oder schnitt man die Barthaare ab oder ließ den B. ungereinigt. Sklaven durften gar keinen B. tragen, denn der B. war zugleich das Zeichen des freien Mannes. Gleiche Grundsätze galten durch den ganzen Orient. Auch die Griechen betrachteten in den ältern Zeiten den B. als einen Würde verleihenden Schmuck des reifern männlichen und des Greisenalters. Man ließ den B. um Wangen, Lippen und Kinn wachsen. Cyniker, Philosophen und dergleichen Leute trieben mit dem B., dessen langem Wuchs und Struppigkeit eine gewisse Koketterie. Erst durch Alexander d. Gr. wurde das Bartscheren üblich. Die neue, vermutlich aus dem Orient und Ägypten entlehnte Sitte fand zwar in manchen Staaten heftigen Widerstand, und besondere Gesetze verboten das Bartabnehmen; trotzdem aber gewann sie rasche Verbreitung. Das Gewerbe der Barbiere war daher bei den Griechen ein sehr gewöhnliches und wichtiges und die Barbierstuben die Quelle der Stadtneuigkeiten und des Stadtklatsches. Alexanders Nachfolger blieben dieser Sitte auch für ihre Person treu, und seitdem erscheinen die Bildnisse aus den makedonischen Dynastien mit wenigen Ausnahmen bartlos. Ebenso sind auch die Bildnisse von Dichtern, wie Menander, Ärzten, wie Asklepiades, Philosophen, wie Aristoteles, ohne B. Die Sophisten behielten indes die frühere Sitte noch bei. Die Römer trugen den B. unrasiert bis 300 v. Chr., in welchem Jahr zuerst P. Ticinius Mena einen Tonsor, d. h. Barbier, aus Sizilien nach Rom brachte. Scipio Africanus war der erste, welcher sich täglich rasieren ließ. Seitdem folgten die meisten diesem Beispiel. Daher erscheinen die Bildnisse aus dem letzten Jahrhundert der Republik und bis Hadrian fast durchgängig bartlos; in den niedern Ständen aber wurde das Rasieren nicht ganz allgemein, und außerdem pflegten junge Stutzer den B. nur teilweise zu scheren und zu besonders zierlichen Formen zuschneiden zu lassen. Sonst ließen die höhern Stände in Rom nur bei Trauer den B. wachsen (barba promissa). Der Tag der ersten Bartabnahme war ein Festtag, weil der Jüngling dadurch zum Mann wurde. Das abgeschnittene Haar pflegte man einer Gottheit zu weihen. Hadrian war der erste, der sich den B. wieder wachsen ließ, um die Muttermale im Gesicht zu verbergen; nach ihm wurde dies wieder allgemein üblich. Wie bei den ältern Germanen, den Westgoten und Burgundern das Abscheren des Bartes ein Zeichen der Unfreiheit und des Verlustes der Ehre war, so trugen auch die Edlen der Langobarden Locken und langen B. bei geschornem Hinterkopf, die Franken zur Zeit der Merowinger kurzen Vollbart. Unter Karl d. Gr. trugen die Vornehmen höchstens einen Schnurrbart, das Volk vollen B. Bei den Sachsen und Franken kam um die Mitte des 10. Jahrh. der B. als Auszeichnung der höhern Stände wieder in Aufnahme und erhielt sich als solche, teils kurz, teils lang getragen, bis zum 12. Jahrh. Später herrschte fast das ganze Mittelalter hindurch bei den gebildeten Ständen im allgemeinen die Bartlosigkeit, nur ältere Männer trugen oft einen Vollbart. Während man also im Occident mehr dahin neigte, den B. ganz oder teilweise zu scheren, hielt man dagegen im Orient den Bartschmuck für unveräußerlich. Hieraus entstanden Streitigkeiten zwischen der griechischen und römischen Kirche. Die griechischen Geistlichen nahmen sich der Bärte an und schmähten auf die bartlosen Heiligen der Lateiner. Fürsten, Ritter, Krieger, Künstler, Gelehrte und Staatsmänner trugen aber auch im Abendland seit dem Ende des Mittelalters meist wieder Bärte. Berühmt ist der Knebel- und dreizackige Kinnbart Heinrichs IV. ("Henri quatre") von Frankreich. Weil Ludwig XIII. als neunjähriger Knabe den Thron ohne B. bestieg, so ließen sich die Höflinge aus Gefälligkeit für den jungen Monarchen rasieren und nur einen Backenbart und einige Haare an der Unterlippe ("belle royale", auch "Virgule à la Mazarin" genannt) stehen, eine Mode, die anfänglich wenig Nachahmung fand. Peter d. Gr. besteuerte die Bärte, um die Russen äußerlich zu zivilisieren; nur die Bauern und Geistlichen durften den B. unbesteuert tragen. Daß Philipp V. von Spanien das Abnehmen des Bartes begünstigte, erregte Unzufriedenheit beim Volk. Unter Ludwig XIV. waren die Schnurrbärte in großer Gunst, und sowohl der König selbst als Turenne, Condé, Colbert, Corneille, Molière etc. gefielen sich in dieser Mode. Bis zum Ende des 17. Jahrh. trugen auch die protestantischen Geistlichen Schnurr- und Zwickelbärte; dieselben verschwanden aber mit dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrh. In Rußland, teilweise auch in Polen, Galizien und Ungarn trägt heute noch der Bauer seinen vollen B.; auch die russischen Landgeistlichen (Popen) tragen volle Bärte. Besondere Regulierungen mußte