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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Báschlik; Báschmalik; Baschtan; Baschtarde; Bascom; Bas-de-chausse; Bas-dessus; Base; Base Ball; Basedow

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Baschlik - Basedow.

direkte Steuer und Abgabe erlassen, die Besorgung der Landespost auferlegt und sie insgesamt gezwungen, auf eigne Kosten sich zu innerm und äußerm Kriegsdienst zu stellen. Die Folge war, daß 20,000 B. auswanderten. An dem Aufstand Pugatschews nahmen viele B. teil. Infolge endloser Eigentumsprozesse wurde 1818 aller Verkauf von Baschkirenländereien untersagt, bis der kaiserliche Ukas vom 10. April 1832 (besonders im Hinblick auf die bisher tot gelegenen unterirdischen Schätze) das Verbot wieder aufhob, zugleich aber das unmündige Volk unter die Vormundschaft des Kriegsgouverneurs stellte, ohne dessen Genehmigung kein Stück Land verkauft oder verpachtet werden darf.

Báschlik (türk., "Kopfbekleidung"), Kapotte, Regenmantel; in Europa seit dem Krimkrieg eingeführt.

Báschmalik (türk.), Sandalengeld, ein Nadelgeld, welches die Frauen des Sultans aus der Verpachtung der Strafgelder für Waldvergehen beziehen.

Baschtan (russ.), Melonen-, Arbusengarten im südlichen Rußland.

Baschtarde, Galeere des Kapudan-Paschas oder des Sultans, besitzt 26-36 Ruderbänke.

Bascom, John, nordamerikan. Gelehrter, geb. 1. Mai 1827 zu Genua im Staat New York, wandte sich 1849 den Rechtsstudien, 1851 der Theologie zu und erhielt 1855 die Professur der Beredsamkeit am Williams College, die er noch gegenwärtig bekleidet. Von seinen Schriften, die sich über die verschiedensten wissenschaftlichen Gebiete verbreiten, nennen wir: "Political economy" (New York 1861); "Treatise on aesthetics" (1862, neue Aufl. 1881); "Principles of psychology" (1869, 2. Aufl. 1877); "Science, philosophy and religion" (1871); "Philosophy of English literature" (1874); "Philosophy of religion" (1876); "Comparative psychology" (1878); "Ethics, or science of duty" (1879); "Natural theology" (1881); "Science of mind" (1881).

Bas-de-chausse (franz., spr. ba-d'schohß), s. Strümpfe.

Bas-dessus (franz., spr. ba-d'ßü), tiefer Sopran, Mezzosopran.

Base (griech.), s. v. w. Basis.

Base Ball (spr. behs' bal), das Nationalballspiel der Vereinigten Staaten von Nordamerika, wird von zwei Parteien (Klubs) gespielt, deren jede aus neun Spielern bestehen muß, und ist eigentlich nur eine Modifikation des englischen Spiels Rounders. Es wurde zuerst 1845 vom Knickerbockerklub in New York eingeführt und hat seitdem, auf fest bestimmte Regeln basiert, die allgemeinste Verbreitung gefunden. Zahlreiche Klubs entstanden in allen Teilen der Union und führten 1859 zur Bildung einer "National Association", welche alljährlich eine Versammlung hält, zu welcher sich Deputierte aus den verschiedensten Staaten einfinden.

Basedow, ein gräflich Hahnsches Gut in Mecklenburg-Schwerin, unweit des Malchiner Sees, an der Linie Malchin-Waren der Mecklenburgischen Eisenbahn, mit einer altgotischen Kirche, einem prächtigen Schloß nebst schönen Gartenanlagen und Tiergarten, Gestüt und (1880) 429 Einw.

Basedow, Johann Bernhard (eigentlich Joh. Berend Bassedau), bekannter Reformator des Erziehungs- und Unterrichtswesens, geb. 11. Sept. 1723 zu Hamburg, war der Sohn eines Perückenmachers, welcher ihn unter so strenger Zucht hielt, daß der Knabe aus dem väterlichen Haus entfloh und bei einem Landphysikus im Holsteinischen in Dienste trat. Dieser erkannte die reichen Anlagen des Knaben und schickte ihn mit Empfehlungen zu seinem Vater nach Hamburg zurück. Hier besuchte B. 1741-44 das Johanneum und studierte dann in Leipzig Theologie. Nach kurzem Aufenthalt in der Vaterstadt war er (1749-53) in einem adligen Haus in Holstein Hofmeister, worauf er 1753 die Professur der Moral und der schönen Künste, später auch der Theologie an der Ritterakademie zu Sorö erhielt. Freisinnige Schriftstellerei, namentlich sein Buch "Praktische Philosophie für alle Stände" (Kopenh. 1758), brachte ihn in Widerstreit mit dem Kurator der Akademie, Grafen Daneskiold, infolge dessen er 1761 an das Gymnasium zu Altona versetzt ward. Seine dort verfaßten popularphilosophischen Schriften: "Philalethie. Neue Aussichten in die Wahrheiten und Religion der Vernunft etc." (Altona 1764, 2 Bde.), "Theoretisches System der gesunden Vernunft" (das. 1765), wie die theologisch-pädagogischen: "Grundriß der Religion, welche durch Nachdenken und Bibelforschen erkannt wird" (das. 1764), "Methodischer Unterricht der Jugend in der Religion und Sittenlehre der Vernunft" und "Methodischer Unterricht in der überzeugenden Erkenntnis der biblischen Religion" (das. 1764), erregten gewaltige Bewegung unter den orthodoxen Theologen und wurden in mehreren deutschen Ländern verboten. Sie machten aber gleichzeitig in der öffentlichen Meinung B. zum Helden und Märtyrer der Aufklärung. Ermutigt vom Minister Grafen Bernstorff, der ihn mit Belassung seines Gehalts vom Lehramt entband, widmete sich B. seit 1767 ganz der Reform des Unterrichtswesens welche er im Anschluß an Rousseaus inzwischen erschienenen "Émile" im großen Stil plante. Ostern 1768 erschien seine "Vorstellung an Menschenfreunde für Schulen, nebst dem Plan eines Elementarbuches der menschlichen Erkenntnisse". Er legte in derselben die unschätzbare Wichtigkeit einer guten Erziehung und namentlich eines richtig erteilten Unterrichts, der von der Körperpflege und Betrachtung der Sinnenwelt auszugehen und der Natur sich anzuschließen habe, mit Begeisterung dar und forderte zur Unterstützung seiner Unternehmungen auf. Der Erfolg war großartig. Aus dem umfassenden Briefwechsel, in welchen ihn die zahlreichen Anfragen seiner Anhänger verwickelten, entstanden (1768 u. 1769) seine "Unterhaltungen mit Menschenfreunden", später "Vierteljährige Nachrichten vom Elementarwerk" betitelt (1770 u. 1771). Die Pränumeration auf das große Elementarwerk ergab bis 1770 mehr als 7000 Reichsthaler. Als Vorläufer erschien 1769 das Schriftchen "Endzweck, Möglichkeit und Probe des versprochenen Elementarbuches"; 1770 das "Methodenbuch für Väter und Mütter der Familien der Völker"; 1774 das "Elementarwerk" selbst in 4 Bänden mit 100 größtenteils von Chodowiecki entworfenen Kupfertafeln. Es fand allgemeinen Beifall und wurde in mehrere fremde Sprachen, selbst ins Russische, übersetzt, hatte aber keineswegs den gehofften praktischen Erfolg und wurde nur wenig im Unterricht der öffentlichen Schulen verwertet. Auf den Ruf des Fürsten Leopold Franz Friedrich von Anhalt-Dessau war inzwischen B. 1771 mit 1100 Thlr. Gehalt nach Dessau übergesiedelt, um dort eine Musterschule nach seinen Grundsätzen ins Leben zu rufen. Die 1774 eröffnete Anstalt erhielt den Namen "Philanthropin", welchen B. gewählt hatte, um allgemein menschliche Bildung und naturgemäße, zwanglose Weise der Erziehung öffentlich als sein Ziel hinzustellen. Seine Mitarbeiter waren die Schweizer Simon und Schweighöfer und der Jeveraner Wolke. Anfangs gedieh die