Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bathrium; Bathsĕba; Bathurst; Bathybĭus; Bathykles; Bathyllos; Bätica

448

Bathrium - Bätica.

Bathrium (lat.), Sitzbank; wundärztliches Lager zum Zweck der Einrichtung verrenkter Glieder.

Bathsĕba, Weib des Chetiters Urias (s. d.), erregte das Wohlgefallen des Königs David, der mit ihr Ehebruch trieb und nach dem Tod ihres Gatten sie heiratete. Sie gebar ihm seinen Lieblingssohn Salomo. Vgl. 2. Sam. 11.

Bathurst (spr. bäthörst), 1) (St. Mary of B.) brit. Niederlassung auf der Insel St. Mary, an der Westküste von Afrika, unfern der Mündung des Gambia, 1816 gegründet, mit 8000 Einw. Sie ist der Mittelpunkt des englischen Handels in dieser Gegend und Hauptstadt der 179 qkm mit (1881) 14,150 Bewohnern umfassenden Besitzung am Gambia. Häute, Wachs und besonders Erdnüsse (Arachis) bilden die Hauptgegenstände der Ausfuhr. Letztere betrug 1882: 235,000 Pfd. Sterl., während die Einfuhr 174,000 wertete und der Schiffsverkehr sich auf 161,000 Ton. belief. -

2) Stadt in der gleichnamigen Grafschaft der britisch-austral. Kolonie Neusüdwales, am Macquarie, in fruchtbarer und wohlangebauter Ebene, westlich von Sydney und durch Eisenbahn mit demselben verbunden, mit (1881)7221 Einw.; ist Sitz eines anglikanischen und eines römisch-katholischen Bischofs, hat weitläufige Regierungsgebäude, großes Hospital, vier Banken, Mühlenindustrie, Bierbrauerei, Gerberei u. a.; in der Umgegend Gold- und Kupferbergwerke. -

3) Seestadt in der britisch-amerikan. Provinz New Brunswick, an der Baie des Chaleurs, mit (1881) 4806 Einw. Einfuhr 1882-83: 30,529 Doll., Ausfuhr 301,491 Doll.

Bathurst (spr. bäthörst), 1) Allen, Earl of, brit. Staatsmann, geb. 1684 zu Westminster als Sohn des Sir B. Bathurst, eines Direktors der Ostindischen Kompanie, studierte in Cambridge, ward 1705 Mitglied des Unterhauses, 1712 durch den Pairsschub der Königin Anna Baron von B. und Mitglied des Oberhauses, wo er als eifriger Tory 25 Jahre zu den Führern der Opposition gegen Walpoles Verwaltung gehörte. Nach des letztern Rücktritt ward er 1742 Mitglied des Geheimen Rats, 1757 Schatzmeister des Prinzen von Wales, nach dessen Regierungsantritt er sich von den Staatsgeschäften zurückzog. Er starb, 1772 zum Earl of B. ernannt, 14. Sept. 1775 auf seinem Landsitz bei Cirencester. B. stand mit Swift, Pope, Addison und andern bedeutenden Männern seiner Zeit in Briefwechsel.

2) Henry, Earl of, engl. Staatsmann, Enkel des vorigen, geb. 22. Mai 1762, trat für Cirencester ins Unterhaus, begann als Lord der Admiralität seine Laufbahn im Staatsdienst, stand 1789-91 im Schatzamt, wurde 1793 Geheimrat und Mitglied des indischen Amtes, 1804 Münzmeister, 1807 Präsident des Handelsamtes, 1809 Staatssekretär des Auswärtigen und fungierte 1812-27 als Kolonialminister. B. war ein geschworner Feind Napoleons I. und ließ dies den Besiegten noch auf St. Helena fühlen. Als Canning 1827 in das Ministerium trat, schied B. aus, wurde aber 1828, als die Tories wieder zur Herrschaft gelangten, Präsident des Geheimen Rats, trat jedoch 1830 wieder zurück, wurde zum ersten Lord der Admiralität ernannt und starb 27. Juli 1834 in London.

3) Benjamin, Sohn des 1837 verstorbenen Henry B., Bischofs von Norwich, geb. 14. März 1784 zu London, widmete sich der diplomatischen Laufbahn, verschwand auf unerklärte Art in Perleberg, als er 1807 mit Depeschen von Wien nach London reisen wollte. Vgl. "Neuer Pitaval", neue Folge, Bd. 7 (Leipz. 1872).

Bathybĭus (griech., Tiefenwesen), ein zäher, gallertartiger Schleim, der in ungeheuern Massen die tiefsten Abgründe der Meere bedecken und in einer farb-, form- und strukturlosen, gallertartigen Grundsubstanz unregelmäßig geformte lebende und sich bewegende Protoplasmamassen einschließen soll. Der B. wäre demnach ein zur Gruppe der Moneren gehöriges, auf niedrigster Stufe stehendes organisches Wesen (s. Protozoen). Er enhält als eigentümlichen Bestandteil Kalkkörperchen (Kokkolithen und Kokkosphären) eingebettet, die auch in der Kreide nachgewiesen worden sind; man betrachtet sie als die Schalenreste kleiner Rhizopoden, der Globigerinen. Der B. wurde zuerst im Jahr 1857 bei den Untersuchungen des Meeresbodens im Atlantischen Ozean behufs der Legung des transatlantischen Kabels aufgefunden und von Huxley als B. Haeckelii beschrieben. Lebenden B. sahen Thomson und Carpenter auf der nordatlantischen Tiefsee-Expedition 1868 und beobachteten mit dem Mikroskop seine Bewegungen; später untersuchten Huxley und Häckel in Weingeist konserviertes Material und wiesen auf chemischem Weg seine eiweißähnliche Natur nach. Die Entdeckung des B. erregte bei allen Naturforschern das größte Aufsehen, weil man in ihm den Anfang alles Lebens gefunden zu haben glaubte. Indessen wollte sich bei der Erdumsegelung, welche die Engländer auf dem Challenger 1872 bis 1876 ausführten, der B. nirgends wieder zeigen, und so meinte man, derselbe sei nichts als ein Kunstprodukt, nämlich ein gallertartiger Niederschlag von Gips etc., wie er bei Vermischung von Seewasser mit Alkohol aus den Salzen des erstern entsteht. Dagegen berichtet später der Nordpolfahrer Bessels von freiem homogenen Protoplasma, welches er in 92 Faden Tiefe im Smithsund in großer Menge auffand und Protobathybius benannte. Es stellte äußerst klebrige, maschenartige Gebilde dar, welche prächtige amöboide Bewegungen ausführten u. lebhafte Körnchenströmung zeigten. Zur Zeit ist eine Einigung über die Natur des B. noch nicht erzielt worden.

Bathykles, altgriech. Bildhauer aus Magnesia in Karien, wanderte um die Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. mit einer Anzahl magnesischer Künstler nach Sparta aus. Sein Werk ist der amykläische Thron, den er für ein uraltes, 14 m hohes ehernes Apollonbild zu Amyklä, welches auf dem Grabmal des Hyakinthos stand, arbeitete. Über die Form dieses Throns sind wir wenig unterrichtet; nur so viel ist klar, daß derselbe das säulenartig gebildete, nur mit Kopf, Fußspitzen und Händen versehene Götterbild in sich einschloß. Der Thron war reich mit mythologischen Darstellungen geschmückt, von welchen uns Pausanias eine Beschreibung hinterlassen hat.

Bathyllos, Freigelassener und Günstling des Mäcenas zu Rom, geboren zu Alexandria in Ägypten, Zeitgenosse des Kilikers Pylades, mit diesem Begründer der römischen Pantomimik als einer selbständigen theatralischen Kunst. Beide waren Nebenbuhler und veranlaßten die heftigsten Theaterkämpfe, in deren Folge Pylades auf Betrieb des Mäcenas eine Zeitlang aus Rom verbannt wurde. - B. hieß auch der Liebling des Anakreon, dessen Schönheit dieser in seinen Liedern feiert. Auf Samos, wo er geboren war, ward ihm eine Statue errichtet.

Bätica (Hispania Baetica), altröm. Provinz in Hispanien, nach dem Fluß Bätis (jetzt Guadalquivir) genannt, umfaßte den Süden des Landes zwischen dem Anasfluß (Guadiana) und dem tarraconensischen Spanien und entsprach im ganzen dem