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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bauernkarpfen; Bauernköhren; Bauernkrieg

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Bauernkarpfen - Bauernkrieg.

ander gelegten Wandbalken (Blockwand), oder aus mit Nuten versehenen Pfosten mit horizontal eingeschobenen Bohlen zwischen Schwellen und Rahmhölzern (Ständerwand), oder in holzärmern Gegenden aus verschieden geformten, meist rechteckigen, durch feste Holzrahmen gebildeten, mit Steinen ausgemauerten Gefachen (Riegelwand oder Fachwand). Die Eindeckung der Dächer ist, abgesehen von der bereits erwähnten Strohbedachung, meist durch steinbelastete, auf Schalung genagelte Schindeln oder durch Ziegel bewirkt, in welchem Fall die Dachneigung steiler wird, ohne die landesübliche Bauweise im übrigen zu ändern. Vgl. Otte, Geschichte der deutschen Baukunst (Leipz. 1861-74); Gladbach, Die Holzarchitektur der Schweiz (2. Aufl., Zür. 1885); Schwerz, Beschreibung der Landwirtschaft in Westfalen (Stuttg. 1836); Landau, Das Salgut (Kassel 1862); v. Haxthausen, Die ländliche Verfassung in den Provinzen Ost- und Westpreußen (Königsb. 1839); "Landwirtschaftliches Zentralblatt für Deutschland", 17. Jahrg., Heft 1: Die Gehöfte, Hausgärten und Hofräume und das ländliche Bauwesen, mit Abbildungen (Berl. 1869); Landaus Aufsätze im "Korrespondenzblatt des Deutschen Geschichtsvereins": "Der Bauernhof in Thüringen und zwischen der Saale und Schlesien" (1862), "Der nationale Hausbau" (1860), "Das Haus in Thüringen und Hessen" (1857 und 1858); "Die Bauernhäuser der Grafschaft Mörs" ("Zeitschrift für Bauwesen" 1860, S. 616 ff.); Ule, Die Baukunst der Naturvölker ("Natur" 1868); Penz, Das mitteldeutsche B. ("Westermanns illustrierte Monatshefte", Oktober 1858); Henning, Das deutsche Haus in seiner historischen Entwickelung (Straßb. 1882); Meitzen, Das deutsche Haus in seinen volkstümlichen Formen (Berl. 1882).

Bauernkarpfen, s. v. w. Karausche.

Bauernköhren, in einigen Gegenden Niederdeutschlands Gemeindeversammlungen, bei welchen über Gemeindeangelegenheiten beratschlagt und erkannt wird.

Bauernkrieg, die gewaltsame Erhebung der Bauern in einem Teil Deutschlands im Beginn der Reformationszeit 1525. Die Ursachen derselben sind vor allem in der elenden Lage des Bauernstandes zu suchen, der teils hörig und ohne jedes Eigentum, teils, wo er etwas Acker besaß, so mit Frondiensten und Abgaben aller Art belastet war, daß er seines Besitzes nicht froh werden konnte. In den Kriegen und Fehden wurde der Bauer besonders hart mitgenommen und mißhandelt; ohne Schutz und Vertretung im Reich oder auf den Landtagen, hatte er auf keine friedliche Besserung seiner Lage zu hoffen; vor den Gerichten, die nach römischem Recht zu urteilen sich gewöhnten, fand er kein Recht; die Fürsten und Herren waren gewohnt, den Bauer als wehrlosen Sklaven zu behandeln und ihn durch rücksichtslosen Mißbrauch des Jagdrechts zu schädigen; selbst die Geistlichkeit nahm an der Bedrückung und Aussaugung des Unglücklichen durch Zehnten, Almosen, Stolgebühren u. a. teil. Und doch wurde der so hart bedrückte Bauernstand im 14. und 15. Jahrh. inne, welche unwiderstehliche Kraft in ihm wohnte, als die Schweizer Bauern die österreichischen und burgundischen Ritterscharen vernichteten und die Hussiten die Reichsheere in schmähliche Flucht schlugen. In Volksliedern und Flugschriften äußerte sich das Selbstbewußtsein des niedern Volks immer stärker und steigerte sich zum Entschluß, mit Gewalt die Ketten abzuwerfen und sich durch Selbsthilfe aus dem unerträglichen Elend zu befreien.

Schon im 15. Jahrh. kam es an verschiedenen Punkten zu Aufständen. So trat 1476 in Niklashausen ein Hirt, Hans Böheim, als Verkündiger eines neuen Gottesreichs auf, in dem keine weltliche und geistliche Obrigkeit bestehen, sondern alles gleich und Brüder sein und niemand von Fronen, Abgaben und Jagdgesetzen bedrückt sein werde. Er hatte zahlreichen Zulauf, doch wurde die Erhebung mit Feuer und Schwert erstickt. In den Niederlanden erhoben sich 1492 die Käsebröter (so genannt, weil sie Käse und Brot als Symbol ihrer Armut und ihrer bescheidenen Ansprüche in der Fahne führten), wurden aber vom Herzog Albrecht von Sachsen besiegt. Auch im Elsaß und in der Abtei Kempten regten sich Bauernunruhen, da der Steuerdruck infolge des Luxus und des verschwenderischen Lebens der Herren immer ärger wurde und die Klagen der Bedrückten nirgends Gehör fanden. Seit dem Beginn des 16. Jahrh. häufen sich daher auch die Aufstandsversuche. Im J. 1502 bildete sich in Bruchrain im Bistum Speier eine geheime Bauernverbrüderung mit dem "Bundschuh" als Abzeichen in der Fahne und mit der Befreiung von aller Herrschaft, den Kaiser ausgenommen, und Abschaffung der fremden Gerichte, der weltlichen und geistlichen Abgaben als Ziel des Bundes. Derselbe breitete sich rasch im Mittelrheingebiet aus, wurde aber verraten und durch Einschreiten der Fürsten unterdrückt, ebenso eine Erneuerung des Bundschuhs im Breisgau 1513 durch einen entkommenen Führer, Jost Fritz. Trotzdem kamen die steigende Unzufriedenheit und die tiefe Erbitterung der Bauern gegen ihre Unterdrücker, die Herren und Pfaffen, immer wieder zum Ausbruch, so namentlich in Württemberg, wo Herzog Ulrich, um seinen verschwenderischen Hofhalt zu bestreiten, das Land in schamlosester Weise bedrückte und aussaugte. Im J. 1514 erhoben sich die Bauern des Remsthals, welche schon seit 1503 eine geheime Verbindung, den "armen Konrad" (nach dem Führer, einem lustigen Gesellen, bei dem "koan Rat" verfangen wollte), gestiftet hatten, und der Aufstand verbreitete sich von da über das Neckarthal und bis zum Schwarzwald. Doch wußte Ulrich die Mehrzahl der Empörer durch Versprechungen im Tübinger Vertrag zur Niederlegung der Waffen zu bewegen, die Remsthaler Bauern überfiel er und ließ ihre Anführer hinrichten. Eine große Ausdehnung erlangte der windische Bauernbund in Steiermark, Kärnten und Krain, der nach mehreren vereinzelten Empörungsversuchen 1515 mit furchtbarer Wut gegen den gewaltthätigen Adel sich erhob und erst nach mehrmonatlichem Kampf vom Kaiser Maximilian bewältigt werden konnte.

Diese vereinzelten Bewegungen erhielten nun einen neuen Ausschwung und einen mächtigen Impuls durch die Reformation. Als Luther auftrat, wünschten alle Stände in Deutschland eine Änderung der verrotteten Zustände, und wenn auch Luther der Reformbewegung den ersten kräftigen und folgenreichen Ausdruck gab, so ging die Wirkung doch weit über das kirchliche Gebiet hinaus. Die evangelische Freiheit, welche der Reformator verkündete, übertrugen viele Anhänger auch auf das soziale und politische Gebiet und fanden damit bei den bedrückten Bauern den lebhaftesten Beifall. Die Opposition derselben gegen die bestehenden Zustände erhielt nun eine tiefere sittliche und religiöse Grundlage. Die Bibel lehrte nichts von der üppigen Hierarchie, nichts von dem Rechte der Herren, die Armen und Geringen für alle Zeiten und ohne jedes Maß mit Abgaben und Diensten zu belasten. Das Evangelium wendete sich gerade an die Armen, die Mühseligen und Be-^[folgende Seite]