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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beaujeu; Beaujolais; Beaulieu; Beaulieu-Marconnay; Beaumanoir

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Beaujeu - Beaumanoir.

Entlassung ein, weil ein Konventsbeschluß alle Adligen ihrer Stellen für verlustig erklärt hatte. Unter der Schreckensherrschaft in das Innere des Landes verwiesen, begab er sich auf sein Landgut zu Ferté-Beauharnais. Von seinen Feinden beschuldigt, er habe 1793 zum Verlust von Mainz beigetragen, da er an der Spitze seiner Armee mehrere Wochen unthätig geblieben sei, wurde er verhaftet, nach Paris gebracht, von dem Revolutionstribunal zum Tod verurteilt und 23. Juni 1794 guillotiniert. Aus seiner Ehe mit Josephine Tascher de la Pagerie (s. Beauharnais 4) entsprangen Eugène und Hortense (s. Beauharnais 5) und 6).

4) Josephine, Vicomtesse de, als Gemahlin Napoleons I. Kaiserin der Franzosen, s. Josephine.

5) Eugène, Vizekönig von Italien und Herzog von Leuchtenberg, s. Leuchtenberg 1).

6) Hortense, s. Hortensia, Königin von Holland und Herzogin von Saint-Leu.

Beaujeu (spr. bōschö), Stadt im franz. Departement Rhône, Arrondissement Villefranche, im engen Thal der Ardière malerisch gelegen, an einer Zweiglinie der Lyoner Eisenbahn, alter Hauptort der Landschaft Beaujolais (s. d.), mit einer Kirche aus dem 12. Jahrh. und (1876) 3043 Einw., welche Papier, Hüte und Leder fabrizieren, Weinbau und Handel treiben.

Beaujolais (spr. bōscholä), franz. Landschaft im frühern Gouvernement Lyonnais, zwischen der Loire und Saône, mit den Städten Beaujeu, Villefranche und Belleville, jetzt zu den Departements Loire und Rhône gehörig. Von dem hier gebauten und sehr geschätzten Wein (Beaujolaiswein) werden jährlich große Quantitäten meist nach Paris und Lyon exportiert. Die Grafschaft B., 1525 von Frankreich eingezogen, war später im Besitz der Herzöge von Orléans. Vgl. La Roche La Carelle, Histoire du B. (Lyon 1853, 2 Bde.).

Beaulieu (spr. bōlĭö), Name zahlreicher Ortschaften und Schlösser in Frankreich; bemerkenswert darunter ist die Stadt B. im Departement Corrèze, Arrondissement Brive, an der Dordogne, über die eine 200 m lange Hängebrücke führt, mit einer romanischen Kirche, (1876) 2220 Einw., ansehnlicher Messerfabrikation und einem Bleibergwerk. In der dortigen Abtei wurde das Pazifikationsedikt vom 6. Mai 1576 während der Hugenottenkriege erlassen.

Beaulieu (spr. bōlĭö), 1) Jean Pierre, Baron de, österreich. General, geb. 1725 zu Namur, trat 1743 in die österreichische Armee, erwarb sich seit 1757 als Generaladjutant des Feldmarschalls Daun während des Siebenjährigen Kriegs in den Schlachten bei Kolin, Breslau, Leuthen, Hochkirch etc. den Rang eines Oberstleutnants im Generalstab sowie den Freiherrentitel. Während der folgenden langen Waffenruhe machte B. auf seinem Schloß in Belgien Kunststudien und erhielt den Auftrag, die kaiserlichen Lustschlösser zu verschönern. 1768 ward er als Oberst beim Militärgouvernement der Niederlande in Mecheln angestellt. Nach Ausbruch der brabantischen Revolution befehligte er ein österreichisches Korps und trug viel zu der schnellen Unterdrückung des Aufstandes bei, was ihm die Beförderung zum Generalmajor (1790) eintrug. Der französische Revolutionskrieg vermehrte seinen Feldherrnruhm. Am 29. April 1792 vom General Biron bei Jemappes mit 12,000 Mann angegriffen, schlug er am folgenden Tag den Feind bei Quiévrain, verfolgte ihn bis vor die Thore von Valenciennes und verteidigte unter dem Herzog Albert von Teschen die niederländische Grenze gegen die Einfälle der Franzosen. In der Schlacht bei Jemappes (5. Nov. 1792) führte er den linken Flügel und deckte den Rückzug. Auch in den folgenden Feldzügen 1793-95 leistete er ersprießliche Dienste. 1795 war B. Generalquartiermeister der Rheinarmee unter Clerfait, wurde 4. März 1796 Feldzeugmeister und 17. März Oberbefehlshaber des Heers in Italien. Bei Montenotte dehnte er seine Linie zu sehr aus, um Genua zu decken, und wurde daher von Bonaparte geschlagen. Nach dem Treffen bei Lodi warf er die Hälfte seines Heers nach Mantua und zog sich über den Mincio zurück. Darauf legte er 21. Juni den Feldherrnstab in die Hände Wurmsers nieder und lebte seitdem in Zurückgezogenheit auf seinem Gut bei Linz, wo er 22. Dez. 1819 starb.

2) Claude François, franz. Historiker und Publizist, geb. 1754 zu Riom, war seit 1789 in Paris Redakteur der gemäßigt monarchischen "Nouvelles de Versailles" (später "Assemblée nationale"), 1791 Mitgründer des Klubs der Feuillants, dann Mitredakteur des antianarchistischen "Postillon de la guerre", wurde nach dem Sieg des Jakobinismus (31. Mai 1793) bis zum Sturz Robespierres eingekerkert und 4. Sept. 1797 als Mitredakteur des "Miroir" und der "Gazette universelle" zur Deportation verurteilt. Später Sekretär des Präfekten der Oise und Redakteur des Journals dieses Departements bis Ende 1815, starb er 1827 in Marly. Er schrieb: "Essais historiques sur les causes et les effets de la révolution française", ausgezeichnet durch gründliche Sachkenntnis und unbestochenes Urteil (1801 bis 1803, 6 Bde.); "Le temps présent" (1815); "La révolution française considérée dans ses effets sur la civilisation des peuples" (1820); viele bedeutende Artikel der "Biographie universelle" u. a.

Beaulieu-Marconnay (spr. bōlĭö-markŏnä), Karl Olivier von, Diplomat und historischer Schriftsteller, geb. 5. Sept. 1811 zu Minden von Eltern französischer Abkunft, studierte 1831-33 in Heidelberg und Jena die Rechte und lernte auf größern Reisen bedeutende Persönlichkeiten kennen. Seit 1834 in oldenburgischem Justizdienst und seit 1841 Mitglied der Finanzkammer, wurde er 1843 in den weimarischen Staatsdienst berufen, ward 1848 Chef des Justizdepartements, 1849 Hofmarschall und 1853 Oberhofmeister der Großherzogin. Auch verwaltete er mehrere Jahre die Intendanz des Hoftheaters. 1864-66 war er Bundestagsgesandter der ernestinischen Häuser. Seitdem lebt er seinen historischen Studien in Dresden. Außer einer Reihe von Aufsätzen und Novellen in Zeitschriften veröffentlichte er die Biographie des sächsischen Ministers Thomas v. Fritzsch (Leipz. 1870); "Der Hubertsburger Friede" (das. 1871); "Herzog Ernst August von Weimar" (das. 1872) und "Anna Amalia, Karl August und der Minister v. Fritzsch" (Weim. 1874). Sein Hauptwerk ist "Karl v. Dalberg und seine Zeit" (Weim. 1879, 2 Bde.).

Beaumanoir (spr. bōmanŏahr), 1) Philippe, Chevalier de, geb. 1226 zu Beauvoisis aus einer Adelsfamilie der Bretagne, ward Rat und Landrichter des Grafen Robert von Clermont, 1289 Gesandter des französischen Königs in Rom zur Wahrung der Kronrechte; starb 1296. Er ist Verfasser des trefflichen, für die Kenntnis des altfranzösischen Rechts hochwichtigen Werks "Coutumes de Beauvoisis" (zum erstenmal veröffentlicht mit Noten und einem Glossarium von Thaumas de la Thaumassière, Bourges u. Paris 1690), von dem der Graf Beugnot eine neue Ausgabe (Par. 1842, 2 Bde.) veranstaltete. Vgl. A. Beugnot, Notice sur Ph. de B. (Par. 1842).

2) Jean, Chevalier de, würdiger Waffengenosse