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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bernus; Bernuth; Bernward; Bernwardskreuz; Beröa

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Bernus - Beröa.

sandter nach Wien, wo er 1814 dem Kongreß als dänischer Bevollmächtigter beiwohnte. In gleicher Eigenschaft ging er darauf nach Berlin, wo er 1818 in den preußischen Staatsdienst übertrat. Als Minister der auswärtigen Angelegenheiten wohnte er den Kongressen zu Aachen, Karlsbad, Wien, Troppau, Laibach und Verona bei. Er war ein entschiedener Gegner freiheitlicher Institutionen und bewies sich besonders in seiner Zirkularnote über die Karlsbader Beschlüsse als Feind der deutschen Hochschulen. 1831 wurde er auf seinen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Er starb 28. März 1835 in Berlin.

4) Albrecht, Graf von, preuß. Staatsmann, Neffe des vorigen, geb. 22. März 1809 zu Dreilützow in Mecklenburg-Schwerin, studierte zu Göttingen und Berlin und trat 1830 in den preußischen Staatsdienst. Nachdem er bei verschiedenen Gesandtschaften, zuletzt in St. Petersburg und Paris, als Legationssekretär fungiert hatte, ward er 1840 Geschäftsträger in Neapel, 1842 in Paris und wurde in demselben Jahr zum vortragenden Rat in der politischen Abteilung des auswärtigen Ministeriums, im Mai 1845 aber zum Gesandten am Münchener Hof ernannt, wo er trotz seiner Opposition gegen die Umtriebe der Ultramontanen bei König Ludwig I. in hoher Gunst stand. Im Mai 1848 erhielt B. den damals sehr schwierigen Gesandtschaftsposten in Wien. Hier unterzeichnete er die Konvention vom 30. Sept. 1849, durch welche der Reichsverweserschaft ein Ende gemacht und eine von Preußen und Österreich ernannte Bundeskommission niedergesetzt wurde. Als er, in seinem patriotischen Stolz durch die Olmützer Konvention von 1850 verletzt, gegen die Politik des Fürsten Schwarzenberg auftrat, wurde er 1851 auf dessen Veranlassung abberufen. Nachdem er im Winter 1851-52 die Stadt Berlin in der Ersten Kammer vertreten hatte, wurde er im Herbst 1852 zum Gesandten in Neapel, 1854 zum Gesandten in London ernannt. Hier mit Mißtrauen empfangen, weil man ihn für einen Anhänger der russischen Partei hielt, gewann er bei der neutralen Haltung Preußens während des orientalischen Krieges eine feste diplomatische Stellung. Im Oktober 1861 ward er als Minister der auswärtigen Angelegenheiten an Schleinitz' Stelle nach Berlin in das sogen. Ministerium der neuen Ära berufen und behielt diesen Posten auch, als im März 1862 die liberalen Minister zurücktraten. Er zeigte sich indessen seiner Stellung nicht gewachsen. Abgesehen von seiner Ungeschicklichkeit als Redner, fehlte es ihm an wahrhaft staatsmännischen Gedanken. Die Konservativen warfen ihm namentlich die Anerkennung Italiens vor. Im September 1862 trat er daher gern das Ministerium des Auswärtigen an Bismarck ab und kehrte auf den Gesandtschaftsposten in London und zwar als Botschafter zurück. Er überwand die mancherlei Schwierigkeiten seiner Stellung während des polnischen Aufstandes, dann des schleswig-holsteinischen Kriegs mit großem Geschick und vertrat auch Preußen auf der Londoner Friedenskonferenz 1864 sowie 1867, zum Botschafter des Norddeutschen Bundes ernannt, bei dem Kongreß, welcher die Luxemburger Angelegenheit zu regeln hatte. 1871 wurde er zum Botschafter des Deutschen Reichs in London ernannt. Er starb 26. März 1873 daselbst.

Bernus, Wind, s. Bora.

Bernuth, August Moritz Ludwig Heinrich Wilhelm von, preuß. Justizminister, geb. 11. März 1808 zu Münster, studierte 1825-28 in Göttingen und Berlin die Rechte, bekleidete dann verschiedene richterliche Ämter in Westfalen und ward seit 1845 als Hilfsarbeiter an das Obertribunal in Berlin berufen. 1849 zum vortragenden Rat im Justizministerium ernannt, ward er Mitglied der Ersten Kammer und nahm an den Beratungen der Revision der Verfassungsurkunde in liberalem Sinn lebhaften Anteil. 1855 ward er Vizepräsident des Appellationsgerichts zu Glogau und 1859 Chefpräsident des Appellhofs in Posen. Im Herbst 1860 zum lebenslänglichen Herrenhausmitglied und Kronsyndikus ernannt, übernahm er 17. Dez. d. J. an Simons Stelle das Justizministerium, hatte es aber nur bis März 1862 inne, indem er mit dem Ministerium der neuen Ära zurücktrat. Seitdem gehörte er zu der liberalen Partei im Herrenhaus, stand während der Konfliktszeit entschieden auf liberaler Seite und wurde auch während einiger weniger Sessionen 1875-77 zum Vizepräsidenten erwählt. Im norddeutschen und deutschen Reichstag, dem er ebenfalls angehört, schloß er sich der nationalliberalen Partei an.

Bernward, Bischof von Hildesheim, Sohn des Pfalzgrafen Dietrich, erhielt auf der Hildesheimer Domschule eine vortreffliche Bildung und ward 987 Erzieher und Hofkaplan des Kaisers Otto III. Zum Bischof von Hildesheim erwählt (993), suchte er das Bistum nach Kräften zu heben, wobei ihm die Gunst, in welcher er bei den Kaisern Otto III. und Heinrich II. stand, sowie seine ansehnlichen Familiengüter sehr förderlich waren. Er begleitete Otto III. (1001) auf dessen Zug nach Italien und stand demselben im Kampf gegen die aufrührerischen Römer treu zur Seite. Nach seiner Rückkehr gründete er das Michaeliskloster zu Hildesheim (1019) und begann den Bau der dortigen Michaeliskirche. Auch umgab er die Stadt mit Mauern und Türmen. In einem Streit mit dem Stift Gandersheim und dem Erzstift Mainz wußte er die Rechte des Bistums auf ersteres zu behaupten. Er beförderte nicht nur die Wissenschaft und das Aufblühen der Klosterschule, sondern war auch selbst ausübender Künstler und nahm als solcher thätigen Anteil an der Entwickelung der Bildnerei und Baukunst. Für den von ihm neuerbauten Dom ließ er eine große eherne Thür mit 16 Bildern aus der biblischen Geschichte (1015) gießen, welche noch jetzt den Haupteingang der Kirche schmückt. Ein andres von ihm herrührendes Werk ist die ehemals in der Michaeliskirche befindliche, jetzt auf dem Domplatz aufgestellte eherne Säule (1002) mit Reliefs aus dem Leben Christi. Er starb 20. Nov. 1022 und wurde 1193 vom Papst Cölestin III. heilig gesprochen. Eine Biographie von ihm verfaßte sein ehemaliger Lehrer Thankmar (abgedruckt in Pertz' "Monumenta Germaniae historica", Bd. 4; deutsch von Hüffer, Berl. 1858). Vgl. Lüntzel, Der heilige B. (Hildesh. 1856); A. Schultz in Dohmes "Kunst und Künstler des Mittelalters" (Leipz. 1876).

Bernwardskreuz, ein in der Maria Magdalena-Kirche zu Hildesheim aufbewahrtes goldenes, mit Edelsteinen und Kristallen besetztes Kreuz, welches auf den heil. Bernward (s. d.) zurückgeführt wird und sich von dem gewöhnlichen lateinischen Kreuz dadurch unterscheidet, daß es an den Enden der Arme noch Querbalken hat (s. die Figur).

^[Abb.: Bernwardskreuz.]

Beröa (Berrhoia), 1) eine der ältesten Städte Makedoniens, in der Landschaft Emathia, am Fuß des Bermios, wurde im Peloponnesischen Krieg von den Athenern fruchtlos belagert, nach der Schlacht