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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bienaimé; Biene; Bienen

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Bienaimé - Bienen.

Bienaimé (spr. bjenn-eme), Luigi, ital. Bildhauer, geb. 1795 zu Carrara, trat in Rom in das Atelier von Thorwaldsen, welcher ihn bei mehreren seiner Werke zum Mitarbeiter wählte. Anfangs in Rom, später in Florenz ansässig, schuf er meist ideale, lyrische oder auch religiöse Figuren, die er in poetischer Weise mit Zartheit und technischer Gewandtheit ausführte. Darunter sind hervorragend: eine im Bad überraschte Diana, eine Venus mit dem Apfel, Venus im Bad, eine Figur der Unschuld mit der Taube, ein kleiner Christus, den ein Engel vor einer Schlange warnt, eine liegende Bacchantin und ein Amor, der die Spitze eines Pfeils prüft. Er starb 17. April 1878 in Florenz.

Biene, kleines Sternbild in der Gegend des südlichen Polarkreises, in Europa nicht sichtbar.

Bienen (Immen, Blumenwespen, Apiariae Gerst., Anthophila Lath.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler, gedrungen gebaute, meist stark behaarte Insekten mit nicht gestieltem Hinterleib, beim Männchen längern und oft weniger deutlich gebrochenen Fühlern als beim Weibchen, nicht ausgerandeten Augen, stets mit Nebenaugen, messerförmigen und, wie die Unterlippe (Zunge), meist stark verlängerten Unterkiefern, kleiner, schildförmiger Oberlippe, hakenförmigen Oberkiefern, ein- bis sechsgliederigen Kiefer- und viergliederigen Lippentastern, in der Regel verbreiterten und an der Innenseite bürstenartig behaarten Schienen und Metatarsen der Hinterbeine, nicht faltbaren Flügeln und bei den Weibchen (und Arbeitern) mit einem in den Hinterleib zurückziehbaren, mit Widerhaken versehenen, durchbohrten Stachel, der mit einer Giftblase in Verbindung steht und beim Stich abbricht. Die B. tragen für ihre Brut Honig und Blütenstaub ein, erstern im Innern des Körpers, letztern als Höschen an den Hinterbeinen, und je nachdem dies geschieht, unterscheidet man Schienen- und Schenkelsammler. Bei erstern ist die ganze äußere Seite der Hinterschienbeine und Hintertarsen dicht behaart, bei letztern außerdem noch die Unterseite der Hinterschenkel und Hinterhüften und selbst noch die Seiten der Mittelbrust, während bei den Bauchsammlern an den Hinterbeinen die Sammelhaare fehlen, wogegen die ganze untere Fläche des Hinterleibes mit Borstenhaaren besetzt ist. Die Weibchen der Schmarotzer- oder Kuckucksbienen legen ihre Eier in die Nester andrer B., und die entstehenden Larven, welche sich weit schneller entwickeln als die der rechtmäßigen Bewohner, zehren die für letztere bestimmte Nahrung auf, wodurch diese dem Hungertod preisgegeben werden. Von den Sammel- oder Kunstbienen bauen die Weibchen der einsam lebenden Arten Nester, die aus einem Haufen Zellen bestehen, von denen jede zum Wohnsitz einer Larve bestimmt und deshalb mit einem aus Honig und Blumenstaub bereiteten Futtersaft angefüllt ist, welcher der Larve bis zu ihrer Ausbildung als Nahrung dient. Solche Nester werden meist in der Erde oder in Mauern angelegt, auch als klumpenartige Gehäuse an Mauern und Wänden angeklebt, während andre Arten in altem Holz einen Gang bohren, an dessen Ende sich die in mehreren Stockwerken übereinander liegenden Zellen befinden. Die gesellig lebenden Sammelbienen besitzen allein ein wahres Körbchen an dem ersten Tarsalglied des Hinterfußes, worin die in einen Klumpen zusammengeballte Ladung Blumenstaub nach Hause getragen wird. Ihre Gesellschaften sind bald jährig, wie bei den Hummeln, bald dauernd, wie bei den Honigbienen, und ihre Zellen werden stets aus Wachs gebildet. Bei beiden Arten von Gesellschaften kommen stets Männchen, größere (fruchtbare) Weibchen und kleinere (unfruchtbare) Weibchen oder Arbeiter vor; in den Sommergesellschaften aber arbeiten die Weibchen ebenso thätig wie die eigentlichen Arbeiter, während bei den dauernden Gesellschaften der Honigbienen in jeder nur ein einziges Weibchen existiert.

Die Gattung Biene (Honigbiene, Apis L.), charakterisiert durch die dornenlosen, breiten Hinterschienen, zerfällt in zwei Gruppen. Zu der ersten Gruppe, deren Metatarsus der Hinterbeine an den Innenseiten 13 Querreihen von Borsten trägt, gehört nur die große südasiatische Biene (A. dorsata Fab.), in Ostindien und auf den Sundainseln. Die zweite Gruppe trägt am Metatarsus der Hinterbeine nur zehn deutliche Borstenreihen und zerfällt in drei Arten: die südasiatische Biene (A. indica Fab.), vorzugsweise in Vorderindien; die kleine südasiatische Biene (A. florea Fab.), die kleinste aller B., und unsre Honigbiene (Hausbiene, Biene, Imme, A. mellifica L., s. Tafel "Hautflügler"). Von dieser sind nach Farbe und Größe fünf Rassen zu unterscheiden: 1) Die einfarbig dunkle Biene (A. mellifica im engern Sinn), im nördlichen Europa bis zum 60. und 61.° nördl. Br., in ganz Mitteleuropa und in einigen Gegenden Südeuropas und Nordafrikas. Eine sekundäre Abänderung derselben ist die griechische oder Hymettus-Biene (A. Cecropia). 2) Die bunte südeuropäische Biene, mit gelbem oder gelblichem ersten Hinterleibssegment und in Südfrankreich und Westasien mit gelben Schildchen. Im Genuesischen, in Venetien und in der Lombardei hat diese Biene ein schwarzes Schildchen und ist unter dem Namen der italienischen Biene (A. ligustica Spin.) bekannt. Sie wurde 1853 durch Dzierzon in Deutschland eingeführt. 3) Die gebänderte oder ägyptische Biene (A. fasciata Latr.), in Ägypten, Arabien, Syrien, am Südabhang des Himalaja und in China einheimisch, 1864 in Deutschland eingeführt. 4) Die spezifisch afrikanische Biene (A. Adansoni Latr.), mit Ausnahme Nordafrikas über das ganze Innere des Erdteils bis zum Kap hin verbreitet, von der Größe der ägyptischen Biene, aber mit graugelber Behaarung. 5) Die madagaskarische Biene (A. unicolor Latr.), auf Madagaskar und Mauritius, auffallend schwarz gefärbt. Diese Rassen paaren sich erfolgreich untereinander, und die entstehenden Mischlinge sind unter sich wieder fortpflanzungsfähig.

Auf Grund des verschiedenen Naturells unterscheidet man in jeder Rasse verschiedene Varietäten. Die bekanntesten Varietäten der dunkeln (deutschen) Rasse sind: die Heidebiene (Lüneburger Heide), die krainische Biene (in Krain) und die niederösterreichische Biene. Heidebiene und krainische Biene charakterisieren sich durch große Neigung zum Schwärmen, weshalb beide Varietäten frühzeitig und viel Drohnen erbrüten. Amerika hatte vor Ankunft der Europäer Honig und Wachs nur von den nahe verwandten, dort einheimischen Insekten der Gattung Trigona Jur. und Melipona Illig. Nach Mexiko wurde die Biene wahrscheinlich schon sehr früh durch die Spanier gebracht, und in das englische Nordamerika soll sie von England aus eingeführt worden sein. Im J. 1763 kamen die ersten B. nach Pensacola, 1764 nach Cuba. Um 1780 brachte man einen Bienenstock nach Kentucky, 1793 wurden ein paar Völker nach New York geschafft, und seit 1797 zeigten sich B. westlich vom Mississippi. Nach Südamerika (Brasilien) gelangten 1845 die ersten B. Jetzt lebt die Biene auch in Venezuela, Uruguay,