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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Birotīne; Birresborn; Birs; Birschen; Birschzeichen

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Birotine - Birschzeichen.

Heinrich III. 1577 zum Marschall ernannt. Nach des letztern Ermordung schloß er sich mit großem Eifer Heinrich IV. an, leistete diesem vortreffliche Dienste und fiel 1592 bei der Belagerung von Epernay. Vgl. "Correspondance inédite de B." (hrsg. von Barthélemy, Par. 1874).

2) Charles de Gontaut, Herzog von, Sohn des vorigen, geb. 1561, diente mit Auszeichnung unter seinem Vater, ward schon 1576 Oberst der Schweizergarde, 1589 General und focht bei Arques, Ivry, Aumale, vor Paris und Rouen so tapfer, daß er als "Fulmen Galliae" berühmt und gefürchtet war. 1592 wurde er Admiral, 1594 Marschall und 1598 Herzog und Pair von Frankreich. Als ein Mann ohne Charakter (wie er denn auch zweimal die Religion wechselte) ließ er sich 1599, als er Gesandter in Brüssel war, von den Spaniern durch Zusicherung reicher Belohnungen, namentlich der Hand einer savoyischen Prinzessin, zum Versprechen einer Erhebung gegen Heinrich IV. verleiten, brachte zwar im savoyischen Krieg 1600, in welchem er das Heer Heinrichs befehligte, das Komplott nicht zur Ausführung, fuhr aber, auch nachdem der König ihm den ersten Treubruch verziehen hatte, in seinen verräterischen Verbindungen fort, ward nach der Entdeckung derselben vom Parlament zum Tod verurteilt und 31. Juli 1602 in der Bastille enthauptet.

3) Armand Louis de Gontaut, Herzog von, früher Herzog Lauzun, geb. 1753 zu Paris, ward früh Soldat und folgte nach Vergeudung seines Vermögens 1778 Lafayette nach Amerika, kehrte 1783 zurück, ward Chef eines Husarenregiments und stieg zum Maréchal de Camp. 1789 vom Adel Quercys zum Mitglied der Generalstaaten erwählt, erklärte er sich in der Nationalversammlung für die liberalen Ideen und schloß sich an den Herzog von Orléans an. 1792 befehligte er eine Division im Norddepartement, wurde aber bei Jemappes von Beaulieu geschlagen. Dennoch ward er nach Rochambeaus Abzug zweiter Befehlshaber der Nordarmee und im Juli sogar Obergeneral der Rheinarmee, wo ihn Custine ablöste, worauf B. die Armee am Var kommandierte und die Grafschaft Nizza eroberte. In die Vendée versetzt, nahm er Saumur und Parthenay ein, wurde aber durch die Generale Rossignol und Westermann der Falschheit und Bedrückung angeklagt. B. begab sich zu seiner Rechtfertigung nach Paris, ward aber sogleich verhaftet, vom Revolutionstribunal zum Tod verurteilt und 1. Jan. 1794 guillotiniert. Seine "Mémoires" (neu hrsg. von Lacour, Par. 1858) reichen nur bis zur Revolution.

Birotīne (franz.), eine Art levantischer Seide.

Birresborn, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Prüm, an der Kyll, Station der Eifelbahn, mit (1880) 1007 Einw. und einem starken Säuerling, von dessen hauptsächlich kohlensaures Natron und Eisen enthaltendem Wasser jährlich 11,000 Krüge versendet werden. Ihm gegenüber, am rechten Ufer der Kyll, ist der Brubbeldries, eine mit Wasser gefüllte Mofette (Bergschwaden), die aus einer etwa ⅔ m breiten Öffnung kohlensaure Gase entsendet.

Birs, ein linksseitiger, 66 km langer Nebenfluß des Rheins, der im Kanton Bern auf dem Jura entspringt, vereinigt sich mit der aus dem Thal von Tramelan herabkommenden Trame, tritt dann in das Val Moutier (Münsterthal) und durch ein längeres Defilee in die weiten Thalgründe von Délémont (Delsberg) ein. Nun folgt ein neuer Schluchtenlauf des Flusses, der bei dem bernischen Städtchen Laufen einen sehenswerten Fall bildet. Bei Äsch-Dorneck erreicht die B. die Rheinebene und, vorbei an dem historischen St. Jakob bei Birsfelden, etwas oberhalb Basel, den Rhein. Von Basel aus folgt die Eisenbahn dem ganzen Flußlauf bis Tavannes, um hier in einem Tunnel die Pierre Pertuis zu passieren und in Biel das Bahnnetz des Flachlandes zu erreichen. Vgl. Birsig.

Birschen (Pürschen, v. altfranz. berser, mit Pfeil und Bogen jagen), beliebte Jagdmethode mit der Büchse auf Hochwild, wird gegen Abend oder in den frühsten Morgenstunden bis nach Sonnenaufgang, manchmal auch in den Mittagsstunden geübt, wenn das Wild aus jungen Schlägen, im lauten Holz oder auf Waldwiesen nach Äsung sucht, und besteht darin, daß der Jäger das erspähte Wild unter Vermeidung jeglichen Geräusches und Benutzung jedes irgend deckenden Gegenstandes auf Schußweite anzuschleichen oder daß er dem Wild mit einem Wagen allmählich näher zu kommen sucht, von welchem der Schütze während des Fahrens nach der dem Wild abgekehrten Seite absteigt und so gedeckt neben dem Gefährt hergeht, bis er den Schuß anbringen kann (Birschfahrt). Auch beim Birschenreiten kann man Wild erlegen, muß jedoch rechtzeitig absteigen und das Pferd führen, bis man schußmäßig angekommen ist. Sicherer gelingt dies, wenn zwei Reiter sich hierzu vereinigen, von denen der eine absteigt, der andre dessen Pferd am Zügel führt. Man darf sowohl beim Fahren als beim Reiten nie direkt auf das Wild zuhalten, sondern muß suchen, sich demselben im Bogen allmählich von der Seite zu nähern. Die Birschzeit ist die Zeit, in welcher man ohne Schaden für den Wildstand und mit dem größten Nutzen für die Küche Hochwild schießt.

Birschzeichen, die Merkmale, aus denen der geübte Jäger zu erkennen vermag, ob und in welcher Weise ein Stück Hoch-, Reh- oder Schwarzwild durch einen Kugelschuß getroffen ist. Zunächst ist auf den Schlag der Kugel zu achten; ein heller Schlag deutet auf Verletzung eines Knochens, ein dumpfer Schlag auf Verletzung der Fleischmasse und der Eingeweide (Wildbrets und Gescheides). Dann ist das Verhalten des Stückes, auf welches geschossen ist, zu beobachten. Sofortiges Zusammenbrechen im Feuer bekundet die Verletzung des Rückgrats, der Halswirbel oder der dornartigen Erhöhungen des erstern (Federn). Schnelles Zuspringen ist hier geboten, weil das Stück sich bald wieder erhebt und für den Jäger verloren ist, falls die Wirbelsäule nicht durchschossen, sondern nur von der Kugel berührt (gekrellt) ist. Niederfahren nach vorn, Abthun vom Rudel, Wenden nach einer Dickung lassen auf tödlichen Schuß schließen. Bei Weidwundschüssen (Verletzung des Gescheides) schnellt das Stück bisweilen mit den Hinterläufen, zieht gekrümmt fort und thut sich, wenn man ihm Ruhe läßt, bald nieder. Bei Verletzungen des Geräusches (Herz und Lunge) geht es eine kurze Strecke flüchtig fort und verendet, bald stürzend. Bei Laufschüssen sinkt es nach der Seite des verletzten Laufs nieder und geht dann lahm fort. Nachdem das Wild nicht mehr gesehen werden kann, begibt sich der Jäger auf die Stelle, wo das Stück, nach welchem er geschossen hat, stand, und die er deshalb vorher genau merken muß (Anschuß, s. d.). Hier ist auf das Haar zu achten; kurzes, durchschossenes Haar zeigt, daß das Stück getroffen ist, während viel und langes Haar, an welchem sich noch Wurzeln finden, einen Streifschuß andeutet. Auch aus der Farbe des Haares lassen sich Schlüsse auf den verletzten Körperteil ziehen. Dann muß nach Schweiß (Blut) gesucht wer-^[folgende Seite]