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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bodenstein - Bodinus.

Aufl. 1873) folgte. Späterhin gab B. unter Mitwirkung von A. Gildemeister, A. Wilbrandt, P. Heyse, Herwegh u. a. eine neue Übersetzung der "Dramatischen Werke" Shakespeares (Leipz. 1866-72, 9 Bde.) heraus und veröffentlichte: "Shakespeares Tagebuch" (Berl. 1866-67, 2 Bde.) sowie ein Buch über "Shakespeares Frauencharaktere" (das. 1875). Über die Staats- und Volksverhältnisse Rußlands verbreiten sich die "Russischen Fragmente" (Leipz. 1862, 2 Bde.), während das Werk "Aus Ost und West" (Berl. 1861) eine Sammlung vermischter Vorträge darbietet. In neuester Zeit begann der Dichter auch Aufzeichnungen aus seinem reichbewegten und wechselvollen Leben in dem Werk "Aus meinem Leben" (erster Teil: "Eine Königsreise, Erinnerungsblätter an König Max", Leipz. 1879, 3. Aufl. 1884), welchem sich die Beschreibung seiner Amerikareise: "Vom Atlantischen zum Stillen Ozean" (das. 1882) anreiht. Endlich gab B. ein "Album deutscher Kunst und Dichtung" (Berl. 1869, 5. Aufl. 1881), "Kunst und Leben. Ein neuer Almanach für das deutsche Haus" (Stuttg. 1877-1878, fortgesetzt von Kürschner) und "Verschollenes und Neues. Ein Dichterbuch aus Deutschland und Österreich" (Hannov. 1878) heraus und begründete 1881 die in Berlin erscheinende "Tägliche Rundschau". Neben einer Auswahl aus der großen Zahl seiner Gedichte, die als "Ausgewählte Dichtungen" (Berl. 1864) viel Verbreitung fanden, veranstaltete B. auch bereits eine (unvollständige) Ausgabe seiner "Gesammelten Schriften" (das. 1865-69, 12 Bde.). Eine Sammlung neuerer "Erzählungen und Romane" erschien in 7 Bänden (Jena 1871-72).

Bodenstein, Andreas Rudolf, bekannter unter dem Namen Karlstadt (s. d.).

Bodenstete Pflanzen, Pflanzen, welche ausschließlich auf bestimmten Bodenarten vorkommen, wie Dryas octopetala auf Kalk, Rhododendron ferrugineum auf Schiefer.

Bodentaxe, s. Taxation.

Bodentemperatur, s. Boden, S. 109.

Bodenvage Pflanzen, Pflanzen, die an keine bestimmte chemische oder geognostische Beschaffenheit des Bodens gebunden sind, wie die Mehrzahl der Gewächse.

Bodenwerder, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Hannover, Kreis Hameln, in einer Enklave im Braunschweigischen, an der Weser, mit Kunstwoll- (Shoddy-) und Lederfabrikation, Sandsteinbrüchen, Schiffahrt und (1880) 1516 Einw.

Bodenwert, s. Bodenrente.

Bodenwöhr, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, Bezirksamt Neunburg v. W., an der Eisenbahn von Nürnberg nach Furth, mit (1880) 580 Einw., ist Sitz eines königlichen Berg- und Hüttenamtes mit Bergbau auf Eisen und einem bedeutenden, seit mehr als 500 Jahren im Betrieb stehenden Eisenwerk. Auch hat B. eine Dampfsägemühle und betreibt bedeutenden Holzhandel. Nach B. benannt ist das Bodenwöhrer Becken, ein Thalbecken auf der Grenze des Jura und der Granit- und Gneisregion des böhmisch-bayrischen Waldgebirges; es ist wenig fruchtbar, meist bewaldet und enthält Keuper, Jura, Kreide und Tertiärschichten; im O. erstreckt es sich bis Roding.

Bodenwrange, s. Schiff.

Bodfeld (Bothfeld), vorzeiten eine kaiserliche Burg im Harz, wo sich König Heinrich I. öfters der Jagd wegen aufhielt und Kaiser Heinrich III., nachdem er dem anwesenden Papst Victor und den Fürsten seinen Sohn empfohlen, 1056 starb. Die Burg lag am Zusammenfluß der Kalten und Warmen Bode, war aber schon 1258 eine Ruine; jetzt breitet sich eine Wiese an ihrer Stelle aus.

Bodin (spr. -däng). Jean, franz. Publizist, geboren um 1530 zu Angers, wandte sich dem Rechtsstudium zu und debütierte in Toulouse als Rechtslehrer mit glänzendem Erfolg. 1551 ging er nach Paris und zeichnete sich hier als Schriftsteller (weniger als Advokat am Parlament) so sehr aus, daß er sich das Vertrauen des Königs Karl IX. in hohem Grad erwarb. Trotzdem entging er 1572 nur mit Mühe dem Gemetzel der Bartholomäusnacht, weil er sich sowohl in Schriften als in mündlichen Äußerungen den Reformierten günstig gezeigt und die fanatische Wut der Katholiken gegen dieselben getadelt hatte. Bei Heinrich III. stand B. bald nachher wieder im höchsten Ansehen und spielte in den Angelegenheiten der gegen den französischen Hof aufgestandenen Ligue als Rat des Gerichtshofs zu Laon besonders auf der allgemeinen Ständeversammlung zu Blois eine wichtige Rolle. B. bewirkte, daß 1577 den Reformierten durch einen Waffenstillstand Friede und Gewissensfreiheit gewährt wurden, zog sich aber dadurch den Haß der Fanatiker zu. In dieser Zeit schrieb er das Aufsehen erregende, von großer Gelehrsamkeit, aber wenig Methode zeugende Werk "De la république" (Par. 1577; lat. von ihm selbst, das. 1586), worin er eine Kritik der verschiedenen Staatsverfassungen aufstellte und sich für eine durch Gesetze gemäßigte und aus strenge Gerechtigkeit gestützte Monarchie erklärte. Merkwürdig genug legte aber dieser klare und tiefe Denker in demselben Werk und mehr noch in seiner "Démonomanie" (Par. 1581) eine auffallende Hinneigung zur Annahme einer allgebietenden Gewalt des Teufels und der Dämonen, zum Glauben an Hexerei und an den Einfluß der Gestirne auf die menschlichen Schicksale an den Tag. Der nach dem Tode des Herzogs von Alençon 1584 wieder ausgebrochene Bürgerkrieg trieb B. infolge der meuchlerischen Hinrichtung des Herzogs von Guise durch Heinrich III. zur Partei der Ligue. Da er aber in die Absichten derselben nicht unbedingt eingehen wollte, wurde er bald von ihr ausgestoßen und als Ketzer angeklagt. Später unterwarf er sich Heinrich IV. und starb an der Pest 1596 in Laon. Bemerkenswert ist seine erst in neuerer Zeit vollständig im Druck erschienene Schrift "Heptaplomeres (oder Colloquium Heptaplomeres) de rerum sublimium arcanis abditis" (hrsg. von L. Noack, Schwerin 1857; vorher nur im Auszug von Guhrauer, Berl. 1841), ein unter sieben Disputanten verteilter Dialog über die bestehenden Religionsparteien, worin er seinen Standpunkt über allen Religionsparteien nahm und zeigte, daß jede auf Anerkennung ein Recht habe, sofern sie nicht gegen Staat, Sittlichkeit und Gottesfurcht streite. Von geringerer Bedeutung sind die übrigen Schriften Bodins: "Methodus ad facilem historiarum cognitionem" (Par. 1566); "Universae naturae theatrum" (Lyon 1596; franz., das. 1597); "Paradoxes, doctes et excellents discours de la vertu" (Par. 1604). Vgl. Baudrillart, Jean B. et son temps (Par. 1853); Molinier, Aperçus sur la vie et les travaux de Jean B. (Montpellier 1867); Barthélemy, Étude sur Jean B. (Par. 1876).

Bodinus, Heinrich, Zoolog, geb. 29. Juli 1814 zu Drewelow bei Anklam, studierte seit 1833 in Greifswald und Berlin Medizin und Naturwissenschaft, besonders Zoologie, ließ sich demnächst in Bergen auf Rügen als praktischer Arzt nieder, siedelte 1852 nach Greifswald über, wo er das Studium der praktischen Zoologie aufnahm, und erhielt 1859 einen Ruf nach