Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brunellen; Brunellesco; Brunet; Brunet de Presle; Brünett; Brunetto Latini

513

Brunellen - Brunetto Latini.

Überwindung zahlreicher großer Schwierigkeiten ausführen konnte. Er starb 15. Sept. 1859. Vgl. Brunel, Life of B., by his son (Lond. 1870).

Brunellen, s. Prunellen. ^[richtig: ?]

Brunellesco (Brunelleschi, spr. -ki), Filippo, ital. Architekt, geb. 1377 zu Florenz, kam zuerst zu einem Goldschmied in die Lehre, wandte sich aber bald der Bildhauerkunst zu und trieb eifrigst mathematische Studien. Er wird als der erste genannt, welcher die damals noch sehr vernachlässigte Perspektive aus feste Regeln gründete. Auch erfand er ein besseres Verfahren zur Herstellung eingelegter Arbeiten. Auf diese Weise mit den mechanischen und plastischen Künsten vertraut geworden, wandte er sich endlich der Baukunst zu. Er begann seine architektonischen Studien zu Florenz an den dortigen alten Bauwerken und setzte dieselben seit 1401 zu Rom fort. Im J. 1407 kehrte er nach Florenz zurück, hielt sich aber später wieder in Rom auf, von wo er 1417 zurückberufen wurde, als man in Florenz die Vollendung des Doms durch eine Kuppel beschloß. B. ezbot sich, das Gewölbe ohne Bogengestelle und Gerüste zu vollenden und statt einer Kuppel deren zwei (eine um die andre, die äußere als Schutzkuppel der innern) auszuführen, und machte zugleich den Vorschlag, daß seine Modelle von einer Versammlung der ersten Architekten geprüft werden sollten. Dieselbe fand 1420 statt und billigte den Plan Brunellescos, der nun zum Oberaufseher des Kuppelbaues ernannt wurde. Neben ihm waren Ghiberti und der Vorsteher der Dombauhütte in untergeordneter Stellung thätig. B. starb in Florenz 1446, noch ehe das großartige Bauwerk ganz vollendet war; die Laterne wurde nach seinem Modell ausgeführt und der Schlußstein 1461 gelegt. (Vgl. Ces. Guasti, La cupola di Santa Maria del Fiore, Flor. 1857.) Außerdem leitete B. viele andre Bauten. In Mailand entwarf er den Plan zum Festungsbau. Von ihm sind auch die Pläne der beiden Citadellen von Pisa, des Forts am Hafen zu Pesaro u. a. Auch ließ Cosimo von Medici durch ihn die Abtei der regulierten Chorherren zu Fiesole (die Badia) erbauen, und seit 1425 erhob sich unter seiner Leitung zu Florenz die schöne Basilika San Lorenzo. Später begann B. den Palazzo Pitti, welcher für den florentinischen Palastbau vorbildlich wurde. Nach seinen Plänen wurde auch die Kirche San Spirito aufgeführt. Die größten Denkmäler von Brunellescos Thätigkeit sind in Florenz zu suchen, wo noch die Kapelle der Pazzi, die Halle des Findelhauses und der Palazzo Quaratesi zu nennen sind. B. ist als der eigentliche Begründer, der Vater der Renaissancebaukunst zu bezeichnen. Sein Grab in Santa Maria del Fiore schmückt seine von seinem Schüler Buggiano gefertigte Marmorbüste. Seine Biographie schrieb sein Zeitgenosse Antonio Manetti (hrsg. von Moreni, Flor. 1812).

Brunet (spr. brüua), 1) Jacques Charles, berühmter franz. Bibliograph, geb. 2. Nov. 1780 zu Paris, gest. 16. Nov. 1867 daselbst, gab Supplemente zu Duclos' "Dictionnaire bibliographique" (Par. 1802), "Manuel du libraire et de l'amateur de livres" (das. 1810, 3 Bde.; 5. Aufl. 1860-65, 6 Bde.; mit 3 Supplementbänden von P. Deschamps und G. Brunet, 1870-80), "Recherches sur les éditions originales de Rabelais" (das. 1852) und zahlreiche andre monographische Arbeiten sowie treffliche Kataloge heraus.

2) Pierre Gustave, franz. Gelehrter, geb. 18. Nov. 1807 zu Bordeaux, lebt daselbst als Mitglied der Akademie der schönen Wissenschaften. Er hat sich besonders mit dem Studium der Dialekte Frankreichs und des Altfranzösischen beschäftigt und wird wegen seiner bibliographischen Arbeiten nicht selten mit dem vorigen verwechselt. Von seinen zahlreichen Publikationen verdienen besondere Hervorhebung: "Les joyeuses recherches de la langue tolosaine" (1847); "Les évangiles apocryphes" (2. Aufl. 1863); "Correspondance complète de la duchesse d'Orléans" (2. Aufl. 1869); "Curiosités théologiques" (1861, anonym); "La France littéraire au XV. siècle, ou Catalogue raisonné des ouvrages imprimés en langue française jusqu'en 1500" (1865); "Curiosités bibliographiques et artistiques" (Genf 1867); "Les fous littéraires" (1880). Vgl. Laporte, J. C. B. et Pierre Gustave B. (Par. 1884).

Brunet de Presle (spr. brüna d' prähl), Charles Marie Wladimir, franz. Hellenist, geb. 10. Nov. 1809 zu Paris, widmete sich dem Studium der alten Sprachen, machte dann aber besonders das Neugriechische zum Gegenstand seiner Forschung und veröffentlichte bereits 1828 in dieser Sprache eine Übersetzung der "Maximes" von Larochefoucauld. Seine Schrift "Recherches sur les établissements des Grecs en Sicile" (gedruckt 1845) verschaffte ihm 1842 von der Akademie der Inschriften einen Preis, sein "Examen critique de la succession des dynasties égyptiennes" (1850) eine ehrenvolle Erwähnung. Nach dem Tod Letronnes erhielt B. den Auftrag, die von diesem Gelehrten vorbereitete Herausgabe der griechischen Papyrusrollen aus Ägypten mit E. Egger zu vollenden; sie erschienen 1865 unter dem Titel: "Les Papyrus grecs du musée du Louvre et de la bibliothèque impériale", mit einem Atlas von 52 faksimilierten Blättern. Das Studium dieser Rollen und die Entdeckungen Mariettes in Memphis veranlaßten ihn zu dem "Mémoire sur le Sérapéum de Memphis", das in den "Mémoires des savants étrangers" (Bd. 2) der Akademie der Inschriften abgedruckt ist. Im J. 1852 wurde er Mitglied des genannten Instituts und nach dem Tod Hases (1864) Professor des Neugriechischen an der Schule der orientalischen Sprachen. Er starb 14. Sept. 1875 in Paris.

Brünett (deutsch-franz.), braun, daher Brünette, ein Weib mit braunem Haar und meist dunkeln Augen sowie gelblicher Haut.

Brunetto Latini, ital. Staatsmann, Gelehrter und Schriftsteller, berühmt als Freund und gewissermaßen Lehrer Dantes, um 1220 zu Florenz geboren, ging 1260 als Gesandter der Guelfenpartei seiner Vaterstadt zu Alfons von Kastilien, wurde nach dem Sieg der Ghibellinen noch in demselben Jahr verbannt und wandte sich nun nach Paris, wo er mehrere Jahre blieb und seine unfreiwillige Muße zu litterarischen Arbeiten benutzte. Er verfaßte in französischer Sprache seinen "Trésor", eine Art Encyklopädie, welche einen Überblick über den Umfang der gelehrten Bildung seiner Zeit gibt und neuerlich im Original von Chabeille ("Li livres dou trésor", Par. 1863) veröffentlicht wurde, während eine italienische Übersetzung des Werks von Buono Giamboni bereits 1474 zu Treviso (auch Venedig 1533) erschienen war. Ein andres, fast gleichzeitig erschienenes Werk von ihm ist "Tesoretto" (hrsg. von Zannoni, Flor. 1824), eine in italienischer Sprache abgefaßte episch-moralisierende Dichtung in allegorischem Gewand, die als ein Vorläufer der "Divina commedia" angesehen werden kann. Nach der Wiederherstellung des Guelfenregiments (1267) nach Florenz zurückgekehrt, bekleidete B. fortan wichtige Ämter und wurde 1287 zum Sekretär der Republik ernannt. Während dieser Zeit ließ er sich die