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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Charaktertänze; Charala; Charbonnerie; Charcas; Charcutier; Chard; Chardin; Chardons; Chardschie; Chärea; Charedsch; Chäremon; Charente

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Charaktertänze - Charente.

mit ihr (z. B. Molières "Tartüff"). Das wirksamste Mittel der Charakterschilderung liefert der Kontrast mit der danebengestellten entgegengesetzten Charaktereigentümlichkeit: Geiz und Freigebigkeit, Ehrgeiz und Bescheidenheit, Egmont und Alba, Tasso und Antonio, Edgar und Edmund, Hamlet und Laertes u. a.

Charaktertänze, Tänze, die einer bestimmten Nation, einer bestimmten Zeit oder einem bestimmten Stand entweder eigentümlich angehören, oder dieselben nach ihrer Eigentümlichkeit kennzeichnen.

Charala (spr. tscha-), Stadt im Staat Santander der Bundesrepublik Kolumbien, in fruchtbarer Gegend malerisch gelegen, 1443 m ü. M., hat Gerberei, Töpferei, Baumwollweberei und (1870) 8026 Einw.

Charbonnerie (franz.), s. Karbonari.

Charcas (spr. tschar-), Hauptort eines Minenreviers im mexikan. Staat San Luis Potosi, 110 km nördlich der Hauptstadt, mit etwa 4000, mit Bezirk (1880) 12,840 Einw.

Charcutier (franz., spr. scharkütjeh), Fleischhauer, Metzger. Charcuterie, Metzgerei; in Frankreich alle Zubereitungen aus Schweinefleisch, wie z. B. Schinken, Wurst, Pasteten, Koteletten etc.

Chard (spr. tschahrd), altes Städtchen in der engl. Grafschaft Somerset, an der Grenze von Devonshire, mit (1881) 2411 Einw., hat zwei Eisengießereien und berühmte Spitzenfabrikation.

Chardin (spr. schardang), 1) Jean, franz. Reisender, geb. 26. Nov. 1643 zu Paris, Sohn eines reformierten Juweliers, ging, kaum 22 Jahre alt, nach Ostindien, um Diamanten einzukaufen. Nach kurzem Aufenthalt in Surate begab er sich nach Persien und blieb, zum königlichen Kaufmann ernannt, sechs Jahre in Ispahan, mit Studien über die politischen und militärischen Zustände des Reichs beschäftigt. Mit reichen historischen und antiquarischen Sammlungen kam er 1670 in sein Vaterland zurück, verweilte aber von 1671 bis 1681 wieder in Persien und Indien und wandte sich nach seiner Rückkehr nach London, wo er vom König Karl II. zum Ritter geschlagen und darauf als bevollmächtigter englischer Minister und Agent der Englisch-Ostindischen Kompanie nach Holland gesandt wurde. Später nach England zurückgekehrt, starb er 26. Jan. 1713 in der Nähe von London. Er veröffentlichte: "Le couronnement de Soleiman III, roi de Perse, etc." (Par. 1671) und das wertvolle und interessante "Journal des voyages du chev. C. en Perse et autres lieux de l'Orient, etc." (Amsterd. 1711, mit Zeichnungen von Grelot; neue Ausg. von L. Langlès, Par. 1811, 10 Bde.).

2) Jean Baptiste Simeon, franz. Maler, geb. 1698 zu Paris, widmete sich der Malerei bei Cazes und Noël Coypel, wurde aber mehr durch das Studium der Niederländer gefördert, in deren Art er anfangs Blumenstücke und Stillleben mit toten Tieren, Früchten, Geräten und seit 1733 auch Genrebilder von großer Naturwahrheit, hauptsächlich Kücheninterieurs mit Köchinnen, malte. Es gelang ihm, in der Kraft und dem Schmelz des Kolorits die holländischen Stilllebenmaler zu erreichen. Seine Hauptwerke sind: die Briefsieglerin von 1733 (Berlin, königliches Schloß), die vom Markt heimkehrende Frau von 1738 und 1739 (in Berlin und im Louvre zu Paris), das Kartenhaus, das Ölfläschchen, der Bratspieß (Louvre), Mutter und Kind und die Köchin (Wien, Galerie Liechtenstein). C. hat auch Porträte gemalt. Er starb 1779 in Paris.

Chardons (franz., spr. schardóng), Disteln; eiserne Spitzen aus Gattern, Mauern etc. zur Verhinderung des Überkletterns.

Chardschie (arab.), in der Türkei das Ministerium der äußern Angelegenheiten, mit vollem Namen C. Nezareti, an dessen Spitze der Minister C. Naziri steht; E. Mektubdschusi, Referendar; C. Musteschari, Staatssekretär in dem Ministerium.

Chärea, Mörder Caligulas, s. Cassius 6).

Charedsch, Insel, s. Charak.

Chäremon, 1) tragischer Dichter zu Athen um 380 v. Chr., schrieb Stücke, die sich durch malerischen Stil und glatten Versbau auszeichneten, aber sich mehr zur Lektüre als zur Ausführung eigneten. Wir besitzen davon nur einzelne Bruchstücke (in Naucks "Tragicorum graecorum fragmenta", Leipz. 1856). Vgl. Bartsch, De Chaeremone (Mainz 1843).

2) Stoischer Naturphilosoph des 1. Jahrh. n. Chr., erst Bibliothekar im Serapistempel zu Alexandria, dann in Gemeinschaft mit dem Peripatetiker Alexander von Ägä Lehrer Neros. Ein großer Lobredner des Todes, legte er in seinem verloren gegangenen Werk über die Hieroglyphen und über die Geschichte und Religion Ägyptens den Grund zur materialistischen Auffassungsweise der letztern. Auch eine Schrift über die Kometen wird ihm zugeschrieben. Die Bruchstücke seiner Schriften stehen in Müllers "Fragmenta historicorum graecorum", Bd. 3 (Par. 1869).

Charente (spr. scharängt), Fluß im westlichen Frankreich, entspringt in einer Höhe von 319 m bei dem Dorf Chéronnac in den Limousinbergen (Departement Obervienne), wendet sich anfangs nach NW., dann nach SW., wird bei Montignac vermittelst 27 Schleusen schiffbar und fällt der Insel Oleron gegenüber nach einem außerordentlich gewundenen Laufe von 355 km in den Busen von Gascogne. Er befruchtet durch Überschwemmungen seine Uferlandschaften und nimmt links die Touvre, rechts die Boutonne auf. Der Fluß führt Perlen und gibt den Departements Charente und Niedercharente den Namen. Bei den Römern hieß er Carantonus.

Das Departement C., gebildet aus der alten Provinz Angoumois und Teilen der Landschaften Saintonge, Poitou und Marche, ist begrenzt von den Departements der beiden Sèvres, Vienne, Obervienne, Dordogne und Niedercharente und umfaßt 5942 qkm (107,9 QM.). Das Land hat einen ungleichen Boden; es enthält im N. granitische Hügel (Fortsetzung der Limousinberge), im S. weniger ansehnliche jurassische und Kreidehöhen. In dieser Kalkregion kommen auch die zeitweilig in Höhlen verschwindenden Flüsse vor, welche solchen Formationen charakteristisch sind, so die Tardoire mit dem Bandiat und andre Zuflüsse des Hauptflusses, der C.; andre, wie die Touvre, treten gleich schiffbar aus einer Felswand hervor. Bei dieser Porosität der Kalkfelsen ist das Land trocken, aber warm und zeitigt trefflichen Wein. Die Bevölkerung zählte 1881: 370,822 Einw. (1861 noch 379,081). Fast 1/3 des Areals nimmt der Getreide-, namentlich Weizenbau ein, dessen Ernte den Bedarf der Bevölkerung übersteigt; 1/6 ist mit Rebenpflanzungen bedeckt, deren Ertrag sich in guten Jahren auf 2 Mill. hl und mehr beläuft, wovon ein großer Teil in Branntwein (Kognak, Chollet) verwandelt wird. Das übrige Land hat Wälder, unbebaute Ebenen und Wiesen, auf denen jährlich über 30,000 Stück Rindvieh gemästet werden. Reich ist das Land noch an Nüssen und Trüffeln. Das Mineralreich liefert etwas Eisen und Stahl, Bausteine etc. Wichtiger sind die schon erwähnte Branntweinbrennerei, die berühmte Papierfabrikation (3400 Arbeiter); auch die Filzfabrikation, Töpferei, Gerberei und der Mühlenbetrieb sind von Bedeutung. Eingeteilt

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