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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: China

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China

Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.

China (hierzu Karte "China und Japan"), das zweitgrößte Reich in Asien, das in seinen Anfängen als Einheitsstaat wahrscheinlich in das 3. Jahrh. v. Chr. zurückreicht.

Übersicht des Inhalts:

Lage und Grenzen S. 1

Bodengestaltung 2

Bewässerung 2

Klima 2

Naturprodukte 3

Bevölkerung, Kultur 5

Auswanderung 8

Religionen 8

Unterrichtswesen 9

Landwirtschaft, Industrie 10

Handel und Verkehr 12

Staatsverfassung 13

Heerwesen 15

Geschichte 16

Lage und Grenzen.

C. umfaßt das Hochland Zentralasiens und seine östlichen Stufenländer, indem es sich durch 56 Längengrade (79-134° östl. L. v. Gr.) vom Westende des Karakorum bis zum Japanischen Meer, 5000 km weit, und durch 34 Breitengrade (18° 9' bis 52° nördl. Br.) vom Südende der Insel Hainan bis zur russischen Grenze im N., 3700 km weit, erstreckt. Der Flächeninhalt dieses ungeheuern Ländergebiets wird zu 11,574,356 qkm (210,266 QM.), die Zahl der Einwohner auf 371 Mill. berechnet; doch soll letztere auf Grund neuester Nachforschungen nur 250 Mill. betragen. Die Grenzen des Reichs lassen sich nur im allgemeinen angeben. Die Nordgrenze gegen Sibirien wird im O. (seit dem Vertrag von 1858) durch den Ussuri und den Amur bezeichnet; weiter westlich sind deutliche Grenzlinien der Argun und Onon, zwischen welchen die Grenze etwas südlich vom 50. Breitengrad unterm Tarai-Nor hinzieht; westlich der Selenga sind das Sajanische Gebirge, einige Zweige des Altai und des Alatau als Grenze zu betrachten. Früher zog von hier die Grenze zuerst in südwestlicher, dann südlicher Richtung bis zum 38.° nördl. Br. weiter. Jetzt bildet etwa vom 82.° östl. L. v. Gr. und 43.° nördl. Br. an der Thianschan die Südgrenze, wendet sich dann östlich vom 92.° östl. L. südlich und wieder westlich, so daß die Kuku-Nor-Mongolen und Tibet zu C., Turkistan aber außerhalb desselben fallen. Im S. ist der Himalaja die Grenze gegen Britisch-Indien, Nepal und Bhutan; sie senkt sich südlicher gegen Birma, Siam und Anam, doch hat nur gegen das letzte infolge des mit Frankreich abgeschlossenen Vertrags eine Grenzregulierung stattgefunden. Die ganze übrige Grenze bildet das Meer: zunächst das Südchinesische (Nanhai) mit dem Busen von Tongking, dann das Ostchinesische Meer (Tunghai), weiter nördlich das Gelbe Meer (Wanghai) mit dem Golf von Petschili und der Koreabai. Die gesamte Länge der Küstenlinie schätzt man auf 5570 km. Die Bestandteile des chinesischen Reichs in diesem Umfang sind:

Landesteile QKilom. QMeilen Bewohner

Eigentliches China 4,024,690 73092 350,000,000

Mandschurei 982,472 17,899 12,000,000

Mongolei 3,377,283 61,335 2,000,000

Tibet 1,687,898 30,654 6,000,000

Dsungarei 383,300 6,969 600,000

Ostturkistan 1,118,713 20,317 580,000

Zusammen: 11,574,356 210,266 371,180,000

Das seit dem 17. Jahrh. bestehende Vasallenverhältnis von Korea (s. d.) ist seit 1876 sehr gelockert worden. Da das eigentliche C. und die Nebenländer Chinas nach Naturbeschaffenheit und Nationalität ungemein verschieden sind, auch in der lokalen und Provinzverwaltung vielfach Selbständigkeit bewahrt haben, so werden sie am zweckmäßigsten in besondern Artikeln besprochen, und wir beschäftigen uns hier nur mit dem eigentlichen C.

Der Name C. ist vermutlich aus dem Namen der alten Dynastie Thsin (255-209 v. Chr.) gebildet, der sich bei uns nach dem Vorbild der Portugiesen in der Schreibweise China eingebürgert hat; die chinesische Bezeichnung für C. als Staat ist Tschungkuo ("Reich der Mitte"). Das eigentliche C. umfaßt den südöstlichen Teil des gesamten chinesischen Reichs, der sich östlich von den Alpen Tibets zwischen dem südlichen Abfall der mongolischen Hochebene im N. und den Grenzen Hinterindiens im S. bis an das Meer im O. und S. ausdehnt und ein gegliedertes, aber von Natur geschlossenes Ganze bildet. Hierzu kommen noch zwei weitere Stücke Landes, die, teils im S. der Mandschurei und am Südrand des mongolischen Hochlandes (jenseit der Chinesischen Mauer) gelegen, teils keilförmig in die westlichen Nebenländer hineingreifend, von der Regierung dem unmittelbar regierten Reichsgebiet einverleibt wurden, sowie außerdem auch die beiden Inseln Hainan und Formosa. Die Landmasse des eigentlichen C., abgesehen von jenem keilförmigen Anhängsel, hat demnach ihre Ausdehnung zwischen 20 und 41° nördl. Br. und zwischen 98 und 125° östl. L. v. Gr.; sie ist von N. nach S. wie von O. nach W. etwa 2200 km lang und

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]