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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Christian

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Christian (Könige von Dänemark).

Schweden beabsichtigte er die Eroberung der 1645 verlornen Provinzen, bemächtigte sich in glücklichen Kämpfen des größten Teils derselben und führte auch zur See mit Erfolg den Krieg, indem sein Admiral Niels Juel die Schweden mehrmals schlug, mußte aber im Friedensschluß zu Fontainebleau 1679 alle gemachten Eroberungen wieder herausgeben. Auch Hamburg suchte C. 1686 vergeblich seiner Botmäßigkeit zu unterwerfen. Sein Regierungssystem war, solange er dem Rat seines tüchtigen Ministers Griffenfeldt (Schuhmacher, s. d.) gehorchte, ein lobenswertes: die Gesetzgebung wurde verbessert, Straßen- und Bergbau, Handel und Gewerbe fanden Förderung, und Bauten des Luxus und des Nutzens zeugten von gutem Stande der Finanzen; mehrere Handelsgesellschaften wurden gestiftet, die westindischen Inseln St. Thomas und St. John für Dänemark gewonnen und dadurch der Spekulation neue Bahnen geöffnet. Zum großen Nachteil gereichten dem Land aber seit Griffenfeldts Sturz (1676) Christians außerordentliche Vergnügungssucht, die Einführung der höfischen Spielereien und raffinierten Unsittlichkeiten von Paris und Versailles und die dadurch verursachte Verschleuderung ungeheurer Summen. C. ist Stifter des Danebrog- und des Elefantenordens; auch führte er die Grafen- und Freiherrenwürde als neuen Köder in des Monarchen Hand im dänischen Adel ein. Er starb 25. Aug. 1699. Ihm folgte Friedrich IV. in der Regierung. Vgl. Riegels, Forsog til Femte Christians Historie (Kopenh. 1792); Molbech, Kong Christians den Femtes egenhaendige Dagboger (2 Bde.).

12) C. VI., genannt der Fromme, Sohn Friedrichs IV., geb. 30. Nov. 1699, bestieg 1730 den Thron, führte eine durchaus friedliche, aber schlaffe Regierung. Er bemühte sich, durch strenge Verordnungen die Kirchenzucht und Frömmigkeit zu heben und durch eine scharfe Zensur die Litteratur von unreligiösen Werken zu reinigen, womit er aber keine Erfolge erzielte. Auch führte er eine sehr strenge Etikette am Hof ein. Doch beförderte er auch Handel und Gewerbfleiß, stiftete die königliche Akademie der Wissenschaften zu Kopenhagen, ein akademisches Gymnasium zu Altona etc., baute Kopenhagen, das 1728 zu einem Drittel ein Raub der Flammen geworden war, schöner wieder auf und beförderte den Schiffbau durch die Einrichtung der Docks auf Christianshavn. Dagegen führte er auch viele unnütze Prachtbauten auf und hinterließ eine sehr bedeutende Schuldenlast. Auf Bernstorffs Betreiben erhielt C. Sitz und Stimme im deutschen Fürstenkollegium. C. starb 6. Aug. 1746. Ihm folgte in der Regierung Friedrich V.

13) C. VII., Friedrichs V. und der Prinzessin Luise von England Sohn, geb. 29. Jan. 1749 zu Kopenhagen, folgte nach einer strengen Erziehung und mangelhaftem Unterricht 14. Jan. 1766 seinem Vater auf dem Thron, wobei ihm Bernstorff als Minister zur Seite stand. Er milderte die noch immer harte Lage der Bauern und schloß mit der russischen Kaiserin Katharina II., der Vormünderin des Großfürsten Paul Petrowitsch, Erbherzogs von Holstein-Gottorp, 1767 einen Traktat, in welchem Rußland allen Ansprüchen an das Herzogtum Schleswig entsagte und einen Tausch einging, nach welchem der herzogliche Teil von Holstein an Dänemark fiel. Indessen trat bei ihm infolge seiner jugendlichen Ausschweifungen eine Geistesstörung ein, die sich in den tollsten, rohsten Streichen äußerte und die ihn bald zur selbständigen Regierung unfähig machte, welche nun nach Bernstorffs Entfernung (1769) von der Königin Karoline Mathilde (s. d.), einer englischen Prinzessin, und namentlich von dem zum ersten Minister und Grafen erhobenen Leibarzt Struensee (s. d.) geführt wurde. Da aber dessen Auftreten in der Weise des damaligen aufgeklärten Despotismus die nationalen Rechte und Gefühle verletzte und allgemeine Unzufriedenheit hervorrief, so wurde er von seinen Gegnern, an deren Spitze die Königin-Mutter Juliane von Braunschweig und der Erbprinz und Stiefbruder des Königs, Friedrich, standen, im Januar 1772 gestürzt und hingerichtet und die Königin von ihrem Gemahl geschieden (1772). Hierauf führten die Königin-Mutter und der Erbprinz Friedrich mit dem Minister Guldberg zwölf Jahre lang die Regierung, bis im April 1784 der Kronprinz Friedrich VI., der Sohn Karoline Mathildes, durch eine Palastrevolution sich der Regierung bemächtigte, welche er ununterbrochen behielt. C. selbst starb geisteskrank 13. März 1808 in Rendsburg. Vgl. Höst, Entwurf einer Geschichte der dänischen Monarchie unter der Regierung Christians VII. (Kopenh. 1813-16, 3 Bde.); Baden, Christian den Syvendes Regjerings Aarbog 1766-84 (das. 1833).

14) C. VIII. Friedrich, König von Dänemark, ältester Sohn des Erbprinzen Friedrich, Stiefbruders Christians VII., geb. 18. Sept. 1786, vermählte sich 1806 mit der Prinzessin Charlotte von Mecklenburg-Schwerin und, 1809 von dieser geschieden, 1815 mit der Prinzessin Karoline Amalie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (gest. 10. März 1881). C. war Statthalter in Norwegen, als der Friede von Kiel (14. Jan. 1814) dieses Königreich von Dänemark losriß und dessen Übergabe an Schweden befahl. Ein Versuch Christians, mit Hilfe des norwegischen Volkes, welches der Vereinigung mit Schweden abhold war, ein besonderes Königreich Norwegen zu errichten, mißlang. Bereits 25. Febr. zu Drontheim als Regent von Norwegen proklamiert, wurde er nach Vereinbarung einer Verfassung auf dem Reichstag zu Eidsvold 17. Mai zum Erbkönig von Norwegen gewählt, mußte aber, als eine englische Flotte die norwegische Küste blockierte und ein schwedisches Heer in Norwegen einrückte, 14. Aug. den Waffenstillstand zu Moß schließen und 10. Okt. der norwegischen Krone entsagen. Nach Dänemark zurückgekehrt, lebte er in Kopenhagen den Wissenschaften und Künsten, unternahm mehrere Reisen, welche für seine Lieblingsstudien, Mineralogie, Geognosie und Geologie, wertvolle Ausbeute lieferten (eine Frucht dieser Studien sind seine "Beobachtungen am Vesuv, angestellt im Jahr 1820"), und wurde 1832 Mitglied des Staatsrats und Präses der Kunstakademie. Durch den Tod seines Vetters Friedrich VI. (3. Dez. 1839) gelangte C. auf den dänischen Thron und wurde 28. Juni 1840 gekrönt. Da er den dänischen Staatshaushalt in der traurigsten Verfassung, die Finanzen zerrüttet, Mißbräuche und Schlendrian in allen Zweigen der Verwaltung vorfand, so suchte er namentlich im Staatshaushalt Ordnung herzustellen und die Mißbräuche in der Verwaltung abzuschaffen, regierte aber in ganz absolutistischer Weise und weigerte sich, die von den Liberalen gewünschte konstitutionelle Verfassung zu geben. Seine schleswig-holsteinische Politik hatte die völlige Einverleibung Schleswig-Holsteins in den "dänischen Gesamtstaat" zum Zweck, wodurch er mit den Herzogtümern in Konflikt geriet, vollends als er durch seinen "Offenen Brief" vom 8. Juli 1846 den Entschluß aussprach, die Integrität des dänischen Gesamtstaats durch Einführung der dänischen Erb-^[folgende Seite]

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