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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cormus; Corn.; Cornaliasche Körperchen; Cornamusa; Cornāro; Cornbrash; Cornĕa; Corneille

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Cormus - Corneille.

thringen und den drei Bistümern, geb. 1695, trat früh in französische Dienste, erbaute 1728 die doppelten Kronwerke von Bellecroix und Moselle zu Metz, später das von Yutz zu Thionville, leitete 1734 die Belagerungen von Philippsburg und Trarbach, 1744 die von Menin, Ypern, La Cnoque, Furnes, Freiburg und Tournai; starb 20. Okt. 1752. Über seine Verbesserungen der Vaubanschen Befestigungsmanier vgl. Festung. Seine "Architecture militaire par un officier de distinction" (Haag 1741) ward wieder abgedruckt in den "Œuvres posthumes de C." (Par. 1806-1809, 3 Bde.).

Cormus (lat.), Wurzelstock; s. Individuum.

Corn., engl. Abkürzung für Cornwall.

Cornaliasche Körperchen, s. Nosema.

Cornamusa, ein älteres ital. Holzblasinstrument, eine Art Schalmei, aber am untern Ende geschlossen, so daß die Schallwellen durch die Tonlöcher sich fortpflanzten (vgl. Bassanelli); auch s. v. w. Dudelsack.

Cornāro (Cornér), Name einer der angesehensten Patrizierfamilien Venedigs, die von den Corneliern in Rom ihren Ursprung herleitet. Zu ihr gehören: 1) Caterina, geb. 1454, Urenkelin des Dogen Marco C., welcher die Unterwerfung Kretas vollendete (gest. 1361), ward 1468 durch Prokuration mit dem König Jakob II. von Cypern verlobt, aber erst, nachdem der Senat von Venedig Cypern unter seinen Schutz genommen, ihr eine Mitgift von 100,000 Dukaten ausgesetzt und C. für die Adoptivtochter der Republik erklärt hatte, 1472 nach Cypern abgeholt und mit Jakob vermählt. Schon nach acht Monaten starb Jakob II. und bald auch der nachgeborne Sohn Jakob III. Nun nahm, um andre Prätendenten von Cypern abzuhalten, Venedig die Regierung der Insel in die Hand und bewog 1489 C. aus Besorgnis, dieselbe wolle sich mit dem Prinzen Alfonso von Neapel wieder vermählen, die Insel zu verlassen und auf deren Herrschaft zu verzichten. C. ward in Venedig feierlichst empfangen und erhielt die Herrschaft Asolo bei Bassano am Fuß der Alpen überlassen, wo sie im Verkehr mit Dichtern und Gelehrten ein reizendes Stillleben führte, das ihr Vetter P. Bembo (s. d.) in seinem Werk "Gli Asolani" verherrlicht hat. Sie starb 10. Juli 1510 zu Venedig, wo sie in der Kirche San Salvatore beigesetzt wurde (Grabmal von Contino, 1580). Vgl. ihre Biographie von L. Carrer (1838) und Herquet, Carlotta von Lusignan und Caterina C. (Regensb. 1870).

2) Luigi, bekannter Lebensphilosoph, geb. 1467, hatte bis zu seinem 40. Jahr einen ausschweifenden Lebenswandel geführt, der ihn dem Tod nahebrachte, hielt dann aber eine heilsame Diät so streng ein, daß er sich erholte und ein glückliches Alter von fast 100 Jahren erreichte. Er starb 26. April 1566 in Padua. Sein makrobiotisches Verfahren beschrieb er in den berühmten "Discorsi della vita sobria" (Padua 1558, erweitert Vened. 1599; neu hrsg. von Gamba, das. 1816), die in fast alle Sprachen übersetzt wurden (ins Deutsche zuletzt u. d. T.: "Cornaros erprobte Mittel, gesund und lange zu leben", Braunschw. 1796). Wenige Jahre vor seinem Tod verfaßte er noch eine Schrift über die Instandhaltung der Lagunen ("Trattato delle acque", Padua 1560).

3) Lucrezia Elena C. Piscopia, geb. 1646, berühmt durch ihre Gelehrsamkeit, erhielt 1678 von der philosophischen Fakultät zu Padua das Doktordiplom und ward Mitglied der meisten gelehrten Gesellschaften Europas; starb bereits 1684. Ihre Werke (herausgeg. von Bacchini, Parma 1688) bestehen in schwülstigen Lobreden, Briefen, Disputationen, einigen Gedichten und rechtfertigen den Ruf, dessen sie genoß, keineswegs.

Cornbrash (spr. -bräsch), s. Juraformation.

Cornĕa (lat.), die Hornhaut des Auges.

Corneille (spr. -näj), 1) Pierre, berühmter franz. Dramatiker, geb. 6. Juni 1606 zu Rouen, wo sein Vater Advokat bei der königlichen Verwaltungsbehörde Table de marbre de Normandie war, erhielt seine Schulbildung bei den Jesuiten, studierte die Rechte, verzichtete aber auf die Advokatur, teils aus Abneigung, teils wegen körperlicher Mängel, und kaufte sich einige Ämter bei königlichen Verwaltungsbehörden in Rouen. Sein Glück bei der Geliebten eines Freundes weckte sein dramatisches Talent; seiner "Mélite" (1629), einem mit großem Beifall aufgenommenen Stück, folgten "Clitandre" und "La Veuve". Der Erfolg dieses Dramas brachte C. in Beziehung zu Richelieu, der ihn unter seine Hofdichter aufnahm und ihm eine Pension gewährte; glücklicherweise wurde seine selbständige Thätigkeit dadurch nicht gehindert. Der geringe Erfolg seiner nach Seneca und Euripides gearbeiteten Tragödie "Médée" führte ihn zum Lustspiel zurück; er dichtete die Zauberposse "L'illusion comique", die 30 Jahre lang Kassenstück blieb. Aber erst mit dem "Cid", den C. 1636 nach einem spanischen Original bearbeitete, erhob er sich weit über seine Zeitgenossen und schuf ein Werk, welches trotz der gehässigen Kritik seiner Feinde und Neider (darunter Richelieu) die allgemeinste Bewunderung erregte, und von dem die Franzosen den Anfang des goldenen Zeitalters ihrer Litteratur datieren. Fast auf gleicher Höhe stehen die historischen Tragödien: "Horace" (1640), "Cinna" (1640) und "Polyeucte" (1643); die Charakterkomödie "Le Menteur" (1643) halten die Franzosen für den Ursprung des höhern Lustspiels, obwohl C. in diesem Stück, besonders aber in der "Suite du Menteur" (1644), mit Ausnahme des Stils in die Fehler seiner Jugendperiode zurückfiel. Zu dieser seiner Hauptperiode gehören noch die Stücke: "La mort de Pompée" (1643), "Rodogune" (1644), von C. für sein bestes Stück erklärt, aber von Lessing gerecht verurteilt, "Théodore" (1645), "Héraclius" (1647), "Andromède" (1650), "Don Sanche d'Aragon" (1650), "Nicomède" (1651), "Pertharite" (1652). Von Stück zu Stück aber war sein Ruhm gesunken, und als das letzte gänzlich durchfiel, wandte er sich mißgestimmt vom Theater ab und vollendete seine Übersetzung des Thomas a Kempis, worin er mehr Frömmigkeit als poetisches Talent bekundete, trotzdem aber großen Beifall fand. Erst das Zusammentreffen mit Molières Truppe und das Drängen einflußreicher Gönner (Fouquet) bewogen ihn, zum Theater zurückzukehren; doch errangen nur "Oedipe" (1659), "Sertorius" (1662) und "Othon" (1664) einige Erfolge; die andern ("La toison d'or", "Sophonisbe", "Agésilas", "Attila", "Tite et Bérénice", "Psyche", "Pulchérie" und zuletzt "Suréna", 1674) ließen den großen Dichter nicht wiedererkennen. Obgleich er schon 1647 in die Akademie gewählt war, siedelte er doch erst 1662 mit seiner Familie und seinem Bruder Thomas, mit welchem er immer zusammenwohnte, vollständig nach Paris über. Seine letzten Lebensjahre wurden ihm verbittert durch litterarische Streitigkeiten, durch den wachsenden Ruhm seiner Nebenbuhler und zumeist durch äußerst drückende Nahrungssorgen. Seine schon lange unregelmäßig gezahlte Pension war ihm 1679 ganz entzogen worden, und oft mußte er demütige Bittgesuche an König und Minister richten. Als sich endlich durch Boileaus Eintreten sein Schicksal

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