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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Deutsches Band; Deutsche Schrift; Deutsches Meer; Deutsche Sprache

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Deutsches Band - Deutsche Sprache.

Deutschen Schulvereins" (Wien, seit Februar 1883, jährlich viermal). Dieser Vorgang der Deutsch-Österreicher führte 15. Aug. 1881 zur Gründung des Allgemeinen deutschen Schulvereins mit dem Sitz in Berlin. Derselbe hat (§ 1 des Statuts) den Zweck, die Deutschen außerhalb des Reichs dem Deutschtum zu erhalten und sie nach Kräften in ihren Bestrebungen, Deutsche zu bleiben oder wieder zu werden, zu unterstützen. Er sucht (§ 2) diesen Zweck zu erreichen durch Unterstützung und nach Umständen Errichtung deutscher Schulen und Bibliotheken, Beschaffung deutscher Bücher, Verbreitung passender Schriften, Unterstützung deutscher Lehrer etc. Der Verein zählte Ende 1883 in 76 Ortsgruppen 9016 Mitglieder und verwendete im J. 1883 rund 21,000 Mk.

Deutsches Band, s. Fries.

Deutsche Schrift, s. Deutsche Sprache, S. 789 f.

Deutsches Meer, s. v. w. Nordsee; in poetischer Hyperbel der Bodensee.

Deutsche Sprache. Die Bezeichnung d. S. ist in verschiedenen Bedeutungen gebraucht worden. Manche, wie Jakob Grimm in seiner "Deutschen Grammatik", bezeichnen damit die ganze Familie, die wir besser germanische Sprachen nennen; andre sprechen wieder von deutschen Sprachen im Gegensatz zu den skandinavischen und meinen damit den auch Westgermanisch genannten Zweig der germanischen Sprachen (s. d.), begreifen also darunter außer Hoch- und Niederdeutsch auch das Holländische, Friesische und Angelsächsische (Englische). Am gewöhnlichsten bezeichnet man damit die im eigentlichen Deutschland oder vielmehr in dem Gebiet, in welchem man sich des Hochdeutschen als Litteratursprache bedient, herrschenden Sprachen und Mundarten (natürlich die Schriftsprache inbegriffen). Es ist sonach die d. S. nur ein Teil des Westgermanischen. Das Westgermanische in seiner ältesten uns vorliegenden Gestalt zerfällt in die Mundarten der Friesen, Angelsachsen, Sachsen, Franken und der oberdeutschen Stämme (Bayern und Alemannen). Durch die Auswanderung der Angelsachsen nach Britannien (5. Jahrh.) trat die Sprache derselben aus der engen Verbindung mit den übrigen Sachsen heraus und entwickelte sich selbständig weiter. Sehr nahe verwandt und in der Zeit nach der Völkerwanderung wohl nur durch geringe dialektische Abweichungen verschieden waren die Mundarten der Oberdeutschen, Franken und Sachsen. Da trat in Oberdeutschland eine Lautbewegung ein, die sogen. zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung, wodurch (seit dem 7. Jahrh.) Hochdeutsch und Niederdeutsch geschieden wurden; der Zustand der oberdeutschen Sprache, welcher nach dieser Lautwandlung eintrat, wird Althochdeutsch genannt (über die vorangegangene erste Lautverschiebung s. Germanische Sprachen). Am meisten betroffen waren die germanischen Tenues (t, p, k), die im Inlaut (d. h. im Innern der Wörter) zu Spiranten wurden: t zu z (dasjenige z, welchem heute ß oder ss entspricht), p zu f und k zu hh oder ch. Es ward also z. B. got. wato (angelsächs. väter, engl. water) zu althochd. wazzar, neuhochd. wasser; got. slêpan (niedersächs. slapen, engl. sleep) zu althochd. slâfan, neuhochd. schlafen; altsächs. makôn (engl. make) zu althochd. machôn, neuhochd. machen. Standen dagegen die germanischen Tenues im Anlaut oder im Inlaut nach Konsonanten, resp. in Verschärfungen, so wurde t zu z (= ts), p zu pf (ph), k zu kch, doch dieses letztere nur im Alemannischen und im Bayrischen, während in den nördlichern Teilen des hochdeutschen Gebiets das ursprüngliche k bestehen blieb. So wurde got. tiuhan zu althochd. ziohan, neuhochd. ziehen; got. swarts (altsächs. swart) zu althochd. swarz, neuhochd. schwarz; altsächs. plegan zu althochd. pflegan, neuhochd. pflegen; altsächs. skeppian zu althochd. scephan, neuhochd. schöpfen; got. kaurn (sächs. korn) zu alemann. kchorn (geschrieben meist chorn), aber gemeinhochd. korn; got. vakjan zu alemann. wekchan (wecchan), gemeinhochd. wecken. Diese altoberdeutsche Wandlung des k ist noch heute in Süddeutschland in Kraft; in der Schweiz z. B. ist aus dem alten kch jetzt ein vollständiges ch geworden, man sagt dort chind, chorn etc. Außer diesen Wandlungen der germanischen Tenues im Althochdeutschen wurde besonders noch die germanische Media d verändert, welche in t überging; so wurde z. B. got. dags zu althochd. tac; altsächs. dôn zu althochd. tuon, neuhochd. thun; angelsächs. fader zu hochd. vater. Die germanischen Mediä b und g dagegen blieben als solche bestehen. Eine weitere Erscheinung, daß nämlich das germanische th überall in d übergeht, ist nicht dem Hochdeutschen allein eigen, sondern erstreckt sich auch auf das Sächsische und Fränkische. Nur das Angelsächsische (Englische) und einige friesische Dialekte haben das alte th noch ungeschwächt erhalten. Es heißt also got. thu, engl. thou, im ältesten Althochdeutschen thu, aber bald du; got. threis, engl. three, althochd. und sächs. drî, neuhochd. drei. Durch diese Lautverschiebung wurde dann das Hochdeutsche den übrigen Mundarten des westgermanischen Zweigs äußerlich so unähnlich, daß man die letztern, namentlich das Sächsische und (Nieder-) Fränkische, im Gegensatz zu Hochdeutsch unter dem Namen niederdeutsche Sprachen zusammenfaßt.

Der große fränkische Stamm zog sich von der Pfalz und den Mainländern den Rhein entlang bis in die Niederlande; daher betraf die hochdeutsche Lautverschiebung nur seine südliche Hälfte, die nördliche blieb davon gänzlich unberührt. Die südliche Hälfte, das jetzt allein so genannte Franken nebst der Pfalz und dem Rheingau, rechnet man danach ohne weiteres zum Hochdeutschen; die ältesten südfränkischen Quellen (z. B. Otfried) werden althochdeutsche genannt. Man teilt daher gewöhnlich das Althochdeutsche in den fränkischen, bayrischen und alemannisch-schwäbischen Dialekt. Nördlich an diese oberfränkische Mundart schließt sich (von Trier, Koblenz bis gegen Aachen und Düsseldorf) eine Mundart an, die ebenfalls noch vieles Hochdeutsche in sich schließt, aber doch in manchen Punkten den ursprünglichen niederdeutschen Lautstand bewahrt. Wir kennen diese Mundart, welche man die niederrheinische oder die mittelfränkische genannt hat, aus ziemlich zahlreichen, namentlich kölnischen, Quellen des 13.-15. Jahrh. Diejenigen Franken aber, welche nördlich von Düsseldorf und westlich von Aachen saßen, blieben von aller Einwirkung der hochdeutschen Lautverschiebung verschont; ihre Sprache nennt man Niederfränkisch. Das Altniederfränkische kennen wir nur aus dem Fragment einer Psalmenübersetzung des 9. Jahrh.; im 13. Jahrh. dagegen entwickelte sich unter dem Namen Mittelniederländisch eine reiche niederfränkische Litteratur, und heute ist die holländische (und vlämische) Schriftsprache daraus entstanden. Östlich an das Nieder- und Mittelfränkische grenzt nun das Sächsische. In seiner ältesten Form (Altsächsisch) kennen wir es hauptsächlich aus dem in Westfalen entstandenen "Heliand". Vom 13. Jahrh. an wird dann die sächsische Sprache häufig in Schriftwerken gebraucht; man nennt sie in dieser Form gewöhnlich Mittelniederdeutsch. Eine so reiche poetische Litteratur allerdings