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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Droit; Droite; Droitwich; Drolerie; Drollinger; Dromaeus; Drôme; Dromedar

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Droit - Dromedar.

(§ 52) Verwandte und Verschwägerte auf- und absteigender Linie, Adoptiv- und Pflegeeltern und -Kinder, Ehegatten, Geschwister und deren Ehegatten sowie Verlobte anzusehen. Außerdem kommt die D. bei einer Reihe von Verbrechen, als zu deren Thatbestand gehörig, in Anbetracht; so beim Raub, dessen Thatbestand darin besteht, daß der Räuber mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben einem andern eine fremde bewegliche Sache in der Absicht wegnimmt, sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen; ebenso bei der Notzucht, Erpressung, Nötigung, bei dem Widerstand gegen die Staatsgewalt u. dgl. Aber auch die einfache Bedrohung eines andern mit einem Verbrechen wird bestraft und zwar nach § 241 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 300 Mk. Besonders strafbar erscheint es endlich, wenn durch die Androhung eines gemeingefährlichen Verbrechens, also namentlich durch D. mit Brandstiftung mittels sogen. Brand- oder Drohbriefe, der öffentliche Friede gestört wird. Nach § 126 des Reichsstrafgesetzbuchs soll hier Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr eintreten.

Droit (franz., spr. drŏa), Recht, Rechtswissenschaft; d. coutumier, Gewohnheitsrecht im Gegensatz zum d. écrit, geschriebenen Recht, worunter namentlich das römische Recht verstanden wird; droits civils, im französischen Recht die Rechte, welche nur dem zustehen, der in Frankreich das Indigenat hat, im Gegensatz zu droits des gens, den Rechten, welche einem jeden Menschen als solchem beigelegt werden; d. d'aubaine, Heimfallsrecht, Fremdlingsrecht, das besonders in Frankreich vordem gültige Recht, dem zufolge der Nachlaß der Fremden dem Fiskus zufiel (s. Fremdenrecht). Auch bedeutet D. s. v. w. öffentliche Abgabe, namentlich Abgabe für Ein- und Ausfuhr von Waren; Droits réunis, vereinigte Gebühren, in Frankreich eine von geistigen Getränken, Tabak, Salz, Spielkarten, gedruckten Musikalien, öffentlichen Fuhrwerken etc. zu erhebende Art Abgaben. Die Verwaltung derselben besorgt eine sogen. "Régie des droits réunis", der nebenbei auch die Erhebung der städtischen Oktrois zukommt.

Droite (franz., spr. drŏatt'), rechte (Hand). Vgl. Destra.

Droitwich (spr. dreuttĭtsch), alte Stadt in Worcestershire (England), am Salwarpe, mit (1881) 3761 Einw.; seit den frühsten Zeiten durch seine ergiebigen Salzquellen berühmt, die durch künstliche Verdampfung jährlich an 300,000 Ton. Salz liefern.

Drolerie, Drolligkeit, Schnurre; schalkhafte Skizze, übermütige Gebilde der Phantasie (Larven, Halbmenschen, Momente aus der Tierfabel, Mönche etc.), besonders in der mittelalterlichen Miniaturmalerei, von denen obige Figuren eine Probe geben.

^[Abb.: Drolerie (aus einer Bibel, Stuttgart).]

Drollinger, Karl Friedrich, Dichter, geb. 26. Dez. 1688 zu Durlach, studierte 1704-10 in Basel die Rechte, wurde 1712 Registrator am Geheimen Archiv zu Durlach, später Geheimer Archivar daselbst und starb 1. Juni 1742 in Basel. Seine Gedichte, die erst nach seinem Tod (Basel 1743 u. öfter) gesammelt erschienen, zeigen ihn als einen der begabtesten Lyriker, welche die Periode vor Klopstock auszuweisen hat; in seinen Lehrgedichten und Oden war er bestrebt, den Schwulst der zweiten schlesischen Schule zu vermeiden. Sein "Grablied auf den Tod eines Rattenfängers" gehört zu den ältesten deutschen Romanzen.

Dromaeus, Emu.

Drôme (spr. drohm), Fluß im südöstlichen Frankreich, entspringt östlich von Valdrôme an der Grenze des Departements Oberalpen, fließt erst in nördlicher (an Die vorüber), dann in südlicher und wieder in nordwestlicher Richtung, schließlich mit breitem, steinigem Inundationsbett und mündet nach einem reißenden Laufe von 120 km bei Livron in den Rhône.

Das nach dem Fluß benannte Departement besteht aus Teilen der niedern Dauphiné: Viennois, Les Baronies, Valentinois, Diois und Tricastin, grenzt im N. und NO. an das Departement Isère, im O. an das Departement Oberalpen, im S. an die Departements Niederalpen und Vaucluse, im W., durch den Rhône, an Ardèche und umfaßt 6522 qkm (118,4 QM.). Das Land ist besonders im O. durch die äußersten Ausläufer der Alpen (mit Gipfeln bis zu 1800 m) gebirgig und, ausgenommen im Rhônethal, wenig fruchtbar. Außer dem Rhône wird es noch bewässert durch die Flüsse D., untere Isère, Ouvèze, Galaure, Roubion, obere Aygues und zahlreiche kleinere, die, in tiefe, felsige Betten eingeschlossen, das Land nicht befruchten können. Das Departement zählte 1881: 313,763 (1861: 326,684) Einw. Am Rhône herrscht schon Mediterranklima; hier gedeiht der Mandel- und Ölbaum, obwohl sie gelegentlich noch erfrieren (wie 1829 im ganzen Gebiet von Nyons, das bis dahin Olivenbau als Hauptkultur betrieben hatte), der Nußbaum, dessen Früchte Öl liefern, und der Maulbeerbaum, der die Seidenzucht möglich macht. Auch war der Weinbau vor dem Auftreten der Phylloxera sehr wichtig; berühmt waren besonders der rote Eremitagewein (Gemeinde Tain) und der Weißwein Clairette de Die. Andre Hauptprodukte des Landbaues sind: Getreide (vornehmlich Weizen), Kartoffeln, Ölgewächse, Melonen und Trüffeln; letztere werden durch Anpflanzung von Trüffeleichen in immer größerer Menge geerntet. Im ganzen kommen vom Areal 157,312 Hektar auf Getreide, 38,922 auf Küchen- und Industriegewächse, 34,533 auf künstliche, 18,659 auf natürliche Wiesen, 119,857 auf Weiden, 10,064 (ehemals 30,000) auf Weinland, 174,712 auf Wald und 42,097 auf Brachland. Ansehnlich ist die Zucht der Esel und Maulesel, der Schafe, Ziegen und Schweine, des Geflügels und der Bienen, weniger des Rindviehs und der Pferde. Von Mineralien findet man Kohlen, Bausteine, Zement, Töpferthon etc. Die Industrie hat ihre Hauptsitze zu Dieulefit, Crest und Romans und erstreckt sich besonders auf Seiden- und Wollmanufaktur; außerdem werden Eisenindustrie, starke Töpferei, Papier-, Leder- und Teigwarenfabrikation, Strumpfwirkerei und Glasfabrikation betrieben. Der Handel mit Wolle, Seide, Oliven- und Nußöl, Vieh, Bau- und Brennholz etc. ist lebhaft. Eingeteilt ist das Departement in vier Arrondissements (Valence, Die, Montélimar und Nyons). Hauptstadt ist Valence.

Dromedar, s. Kamel.