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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Espiritu Santo-Insel - Esquire.

theus Küstenflüsse. Der Boden ist fruchtbar, das Klima feucht und heiß, doch gesünder als in Bahia, die Vegetation außerordentlich üppig; vorzugsweise gilt dies alles von dem südlichen Teil der Provinz. Die Zahl der Einwohner schätzte man 1883 zu 100,717, und 1884 zählte man noch 20,557 Sklaven. In den seit 1847 angelegten Kolonien (s. Leopoldina) leben etwa 10,000 Deutsche. Hauptbeschäftigung ist der Landbau, der für den Handel Zucker, Kaffee und Baumwolle liefert; nächstdem wird noch Holz ausgeführt. Die Viehzucht ist vernachlässigt. Bergbau findet nicht statt, ebensowenig ist von Industrie die Rede; überhaupt ist die Provinz trotz der Fruchtbarkeit des Bodens gegen andre sehr zurückgeblieben. Auch der Handel ist unbedeutend. Die Hauptstadt ist Victoria (Nossa Senhora da Victoria) an der Bai von E. Die 1535 an derselben Bai von Vasco Fernandez Coutinho gegründete ehemalige Hauptstadt E. ist zum Fischerdorf herabgesunken.

Espiritu Santo-Insel (Merena), die größte der Neuen Hebriden, im melanesischen Teil von Ozeanien, 4857 qkm (88 QM.) groß mit 20,000 Einw. und dem Hafen Veracruz, ist reichbewässert und hat eine üppige Vegetation, das Klima ist aber ungesund. Sie wurde 1606 von Quiros entdeckt und benannt.

Esplanade (franz.), großer, freier Platz vor einem Gebäude oder Garten; bei Festungen der freie Raum zwischen der Citadelle und der eigentlichen Stadt oder vor selbständigen Werken innerhalb der Enceinte, welcher nach Eindringen des Belagerers in die letztere eine selbständige Verteidigung dieser Werke ermöglichen soll.

Esponton (franz., spr. -ongtóng), s. Sponton.

Esprémesnil (spr. epremeníl), s. Epréménil.

Espressivo (ital.), musikalische Bezeichnung: ausdrucksvoll (vgl. Con espressione).

Esprit (franz., spr. esprih), Geist, Witz, Scharfsinn, doch nicht vollkommen diesen Ausdrücken entsprechend, insofern das Wort mehr scharfe, blendende Geisteseigenschaften, die Fähigkeit zu witzigen Einfällen und feinen Wendungen, als Tiefe und Gründlichkeit des Denkens bezeichnet. In diesem Sinn sind die Ausdrücke "E. haben", Bel-esprit ("Schöngeist"), E. fort ("Kühn-" oder "Freigeist") aufzufassen. - E. de corps (Korpsgeist), Zunft-, Korporations-, Gesellschaftsgeist. E. d'escalier ("Treppenwitz") wird in Deutschland scherzweise demjenigen beigelegt, welchem "auf der Treppe", d. h. beim Verabschieden, das einfällt, was er im Zimmer hätte sagen sollen.

Esprits (Extraits, franz.), einfache Parfüme, Lösungen ätherischer Öle in Spiritus.

Espronceda, José de, span. Dichter, geb. 1810 zu Almendralejo in Estremadura, kam früh nach Madrid und entwickelte unter Listas Anleitung seine Anlagen zur Poesie. Schon als 14jähriger Knabe schrieb er politische Gedichte und war Mitglied des revolutionären Geheimbundes der Numantinos. Deshalb auf einige Zeit in ein Kloster in Guadalajara verwiesen, begab er sich nach seiner Entlassung nach Lissabon, von da nach London und endlich nach Paris, wo er in den Julitagen 1830 lebhaften Anteil am Barrikadenkampf nahm und sich den französischen Neuromantikern anschloß. Infolge der Amnestie 1833 ins Vaterland zurückgekehrt, erhielt er einen Platz in der königlichen Leibgarde, ward aber wegen eines politisch-satirischen Gedichts von neuem in dem Städtchen Cuellar konsiniert. Hier schrieb er den Roman "Don Sancho Saldaña, ó el Castellano del Cuellar" (Madr. 1834, 6 Bde.). Nach der Oktroyierung der Verfassung (Estatuto real) kehrte er nach Madrid zurück und ward Mitredakteur der Zeitschrift "El Siglo", mußte jedoch wegen Beteiligung an der Revolution von 1835 und 1836 abermals flüchten. Beim Aufstand vom September 1840 trat er als Leutnant in die Nationalgarde und ging im Dezember 1841 als Gesandtschaftssekretär nach dem Haag, wo er 23. Mai 1842 starb. Die Gedichte Esproncedas, der zu den populärsten Dichtern Spaniens gehört, zeigen große technische Gewandtheit und eine glühende Phantasie, ermangeln aber des künstlerischen Maßes. Besonders beliebt sind "El Pirata", "El Verdugo", "El Cosaco", "El estudiante de Salamanca" und das berühmte Fragment "El diablo mundo" (Madr. 1841). Eine Sammlung seiner Gedichte erschien zu Madrid 1840 u. öfter, eine Gesamtausgabe seiner "Obras poeticas" zuerst in Paris 1840; später von Hartzenbusch herausgegeben (5. Aufl. 1885); am besten von A. Ferrer del Rio (Madr. 1876 u. Barcel. 1882). Ein nachgelassenes Werk: "Paginas olvidadas", wurde 1874 veröffentlicht.

Esq., Abkürzung für Esquire (s. d.).

Esquilache (spr. klatsche), Don Francisco de Borja y Aragon, Principe de, span. Staatsmann und Dichter, geb. 1581 zu Madrid, ein Abkömmling des Papstes Alexander VI. und der Borgias, erhielt den Titel eines "Fürsten von E." infolge seiner Verheiratung mit der Erbprinzessin von Squillace im Königreich Neapel, ward 1602 Kammerherr und Komtur des Ordens von Santiago, fungierte von 1614 bis 1621 als Vizekönig von Peru und kehrte sodann nach Madrid zurück, wo er 26. Okt. 1658 starb. Man hat von ihm "Obras en verso", Sonette, Madrigale, Eklogen, Romanzen etc. (Madr. 1639 u. öfter; vermehrte Aufl., Antwerp. 1663), und ein Epos: "Napoles recuperada por el roy Don Alonso" (Sarag. 1651, Amsterd. 1658), worin er die Eroberung Neapels durch Alfons V. von Aragonien im 15. Jahrh. besingt, das aber gänzlich mißlungen ist. Seine lyrischen Gedichte zeichnen sich durch Eleganz, Klarheit und melodischen Fluß des Versbaues aus, ermangeln aber der Tiefe und Originalität. Noch ist sein auf lateinischen Traktaten beruhendes Prosawerk "Meditaciones y oraciones" (Brüssel 1661) zu erwähnen.

Esquilin (Esquilinus mons), einer der sieben Hügel des alten Rom, genau östlich vom Mons Capitolinus. Nach ihm war die dritte der vier Regionen, in welche Servius Tullius die Stadt geteilt hatte, benannt. Als die Neronische Feuersbrunst die darauf stehenden Gebäude vernichtet hatte, fing Nero auf seinem südlichen Abhang sein "goldenes Haus" (domus aurea) zu bauen an, welches Titus später in seine Thermen hineinbezog. Der östlicher außerhalb der alten Stadtmauer gelegene Teil des Hügels diente ursprünglich als Begräbnisstätte des niedern Volkes, wurde aber von Mäcenas in einen berühmten Park (Horti Maecenatis) und der alte Stadtwall selbst in einen wegen der weiten Aussicht vielbesuchten Spaziergang umgeschaffen.

Esquimault (spr. -kimo), Ort an der Südküste der Vancouverinsel in Britisch-Nordamerika, 5 km vor Victoria, mit (1881) 614 Einw., vortrefflichem, zu allen Jahreszeiten zugänglichem Hafen u. königlichen Docks.

Ésquimaux (franz., spr. -kimoh), s. Eskimo.

Esquire (engl., spr. es-kweir, abgekürzt Esq., v. altfranz. escuyer, mittellat. scutarius, "Schildträger"), in England der Titel des "Knappen" (s. d.), zu dessen Führung aber auch die nicht zu Rittern geschlagenen Inhaber von Rittergütern, die jüngern Söhne des hohen Adels, die ältesten Söhne von Baronets und Knights berechtigt waren. Später wurde das Recht